Die Prinzen Von Irland
Rücken anrichten. Bald wird man
hier Flammen auflodern sehen. Wenn der König von Leinster glaubt, ich sei im
Begriff, sein Königreich in Schutt und Asche zu legen, wird er nicht mehr lange
in Dyflin sitzen bleiben.«
* * *
Am Mittwochmorgen sah
Harold den Rauch aufsteigen. Aber kein Zeichen von Caoilinn. Die Brände
schienen vom Südrand der Ebene der Vogelscharen zu kommen. Dann sah er weiter
östlich Rauchschwaden qualmen; dann Flammen, die an den Hängen des Ben of Howth
ausbrachen. Gegen Nachmittag erstreckten sich die Feuer bereits über den ganzen
südlichen Horizont. Wahrscheinlich war es nicht falsch gewesen, dass Morann ihn
überredet hatte, zu seinem Hof zurückzukehren. Harold wappnete sich, so gut er
konnte. Es waren noch einige Sklaven zurückgeblieben, die er jetzt bewaffnete
und mit denen er vor dem Haupthaus eine Barrikade errichtete – obwohl er stark
bezweifelte, dass sie einem Stoßtrupp lange standhalten könnte.
Am
nächsten Morgen waren die Feuer noch näher gerückt. Der leichte Wind aus
Südwesten wehte den Rauch in seine Richtung. Gegen Mittag sah er Qualm zu
seiner Rechten, dann hinter sich aufsteigen. Am frühen Nachmittag näherte sich
ein Reiter dem Hof. Er schien allein zu sein. Er hielt am Eingang, und Harold
ging ihm vorsichtig entgegen.
»Wem
gehört dieser Hof?«, rief der Mann.
»Mir«,
sagte Harold.
»Wer
bist du?«
»Harold,
Sohn des Olaf.«
»Ah.«
Der Mann grinste. »Dann hat man dir also kein Haar gekrümmt.« Er riss die Zügel
herum und ritt fort. Wieder einmal dankte Harold, während er erleichtert
aufseufzte, seinem Freund Morann für seinen Schutz.
Obwohl
sein Hof offenbar in Sicherheit war, gab es jedoch andere Dinge, die ihm
Kopfzerbrechen bereiteten. Er musste davon ausgehen, dass Caoilinn sich noch in
Dyflin befand. Aber nun waren sie durch Brian Borus Armee und die Feuersbrünste
voneinander getrennt. Daher gab es nur noch wenige Chancen, dass sie ihn
erreichte. Wenn es zu einer Schlacht kam und Brian sie gewann, dann brannte er
höchstwahrscheinlich auch gleich die Stadt nieder. Was würde aber dann aus
Caoilinn werden? Würde er sie, selbst wenn sie sich entschlossen hatte – und
alles deutete darauf hin – , sein Angebot abzulehnen, einfach in der brennenden
Stadt lassen und keinen Versuch unternehmen, sie zu retten?
Am
späten Nachmittag kam ein kleiner Fuhrkarren an seinem Hoftor vorgefahren, und
Harold erkannte darin dicht zusammengedrängt die Familie eines Bauern, der
südlich von seinem Hof ansässig war. Ihr Gehöft war niedergebrannt worden, sie
waren auf der Suche nach einem Obdach. Natürlich nahm der Norweger sie auf und
erkundigte sich sofort nach Neuigkeiten aus Dyflin.
»Brian
Boru und der König von Tara sind beide zur Schlacht aufmarschiert«, sagte der
Bauer. »Es könnte jeden Augenblick losgehen.«
Harold
überlegte. Morann hatte so eindringlich darauf bestanden, dass er auf seinem
Hof blieb; und der Schmied hatte gewöhnlich für alles, was er tat, gute Gründe.
Aber der Hof war zumindest vorläufig sicher; seine Söhne befanden sich dagegen
beim O’Neill–König, der sich anschickte, in die Schlacht zu ziehen. Konnte er
wirklich tatenlos hier bleiben, anstatt loszureiten und Seite an Seite mit
seinen Söhnen zu kämpfen? Sollte er nicht wenigstens zu seinen Waffen greifen
und der Schlacht entgegenreiten? Er war noch unschlüssig. An jenem Abend
reinigte und schärfte er zumindest seine Axt und seine sonstigen Waffen. Er saß
lange da und starrte durch die Dunkelheit auf das Leuchten der Feuer am Horizont.
* * *
Karfreitag, 23. April
1014. Einer der heiligsten Tage des Jahres. Bei Morgengrauen marschierten die
Krieger aus der Stadt heraus. Caoilinn sah ihnen von den Festungswällen aus zu.
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zuvor hatte sie an gleicher Stelle mit Schrecken beobachtet, wie ein Stoßtrupp
Borus die Frechheit hatte, direkt vor aller Augen bei Ath Cliath den Liffey zu
überqueren und mehrere Gehöfte in Kilmainham und Clondalkin in Brand zu
stecken. Sie war in banger Sorge gewesen, Brians Leute könnten sich auch noch
Rathmines vornehmen, aber sie waren in Windeseile wieder zurück über den Fluss
gelangt, bevor die Verteidiger von Dyflin im Stande waren, eine Truppe
zusammenzustellen und sie aufzuhalten. Die Feuer über Fingal und draußen auf
Howth waren bereits schlimm genug gewesen, doch diese letzte Demütigung hatte
das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht. Es hieß, die Schwester des Königs
von Leinster habe bei der Entscheidung
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