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Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Status seiner Familie hatte sagen wollen.
Während er das Mädchen anschaute, ihre Schönheit bewunderte, ihren sanften
Ernst und ihre Frömmigkeit, fragte er sich, ob sie vielleicht ein Leben im Kloster
erwog – und hoffte, sie möge es nicht tun. Dass sie womöglich nicht heiraten
würde, kam ihm wie eine Verschwendung vor. Als es Zeit wurde umzukehren,
bedauerte er das sehr.
    Zum Abschied sprachen
Gilpatricks Eltern die herzliche Einladung aus, sie beide, Peter und
Gilpatrick, sollten bald wiederkommen, damit man sie nach irischer Art bewirten
und unterhalten könne. Ihre Mutter drückte ihm als Geschenk Zuckerwerk in die
Hand. Und als Gilpatricks Vater sie zum Tor begleitete, schaute er hinaus auf
die Flussmündung und sagte: »Gebt Acht, Waliser, morgen wird es neblig sein.«
Da der Himmel vollkommen klar war, hielt Peter diese Voraussage für
unwahrscheinlich, doch er war zu höflich, zu widersprechen.
    Schon nach kurzer
Zeit musste Peter seinen Freund unweigerlich auf Fionnuala ansprechen.
    »Sie ist ganz und gar
bemerkenswert. Eine fromme Seele.«
    »Ach ja?«
    »Und sehr schön. Soll
sie bald verheiratet werden?«, fragte er ein wenig versonnen.
    »Vielleicht. Meine
Eltern haben mir erzählt, sie haben jemanden im Sinn.« Er klang recht vage.
    »Ein glücklicher
Mann. Sicherlich ein Prinz.«
    »Ja, so ähnlich.«
    Peter wünschte sich
insgeheim, er wäre selbst in der Lage, um ihre Hand anhalten zu können.
    * * *
    Als Peter am nächsten Morgen die Augen
öffnete, fiel sein Blick zur offenen Tür, und er runzelte die Stirn. War er zu
früh erwacht? Es schien noch dunkel zu sein.
    Sechs Leute befanden
sich in seinem Quartier. Er und ein anderer Ritter bewohnten das Haus. Drei
Waffenmänner und ein Sklave schliefen draußen im Hof. Er hatte gehört, dass dieses
Haus einem Silberschmied namens MacGowan gehörte, der die Stadt sofort beim
ersten Angriff verlassen hatte. Niemand schien sich zu regen. Im Hof war es
seltsam blassgrau. Er stand auf und trat hinaus.
    Nebel. Kühler, feuchter,
weißer Nebel. Er konnte nicht einmal das wenige Meter entfernte Tor sehen. Die
Männer waren wach und saßen unter ihre Decken gekauert in dem kleinen Schuppen,
wo vermutlich der Silberschmied gearbeitet hatte. Sie hatten die Kohlenpfanne
entzündet. Der Sklave bereitete ein Essen zu. Peter fand zum Tor. Der Nebel
umfing sein Gesicht und legte sich feucht auf die Haut. Er nahm an, die Sonne
würde ihn später auflösen; bis dahin gab es nichts zu tun. Gilpatricks Vater
hatte Recht gehabt. Er hätte nicht an seinen Worten zweifeln sollen. Er kehrte
auf den Hof zurück. Der Sklave hatte ein paar Haferkuchen neben den Ofen gelegt,
und Peter nahm sich davon. Während er kaute, dachte er an das Mädchen. Obwohl
er sich nicht an einen nächtlichen Traum erinnerte, kam es ihm so vor, als habe
er im Schlaf an sie gedacht. Er zuckte mit den Achseln. Was hatte es für einen
Sinn, über ein Mädchen nachzudenken, das unerreichbar war? Besser, er schlug
sie sich aus dem Kopf.
    Es hatte nicht viele
Frauen in Peters Leben gegeben. Mit einem Mädchen hatte er glückliche Nächte in
einer Wexforder Scheune verbracht. In Waterford hatte er einige Wochen heißeLiebesspiele mit der Frau eines Kaufmanns erlebt, während sich
ihr Mann auf Reisen befand. Doch in Dublin standen die Aussichten nicht gut.
Die Stadt war voller Soldaten, und die Hälfte der Bewohner war geflohen. Der
Ritter, mit dem er zusammen im Haus wohnte, hatte ihm von seinen Eroberungen auf
der anderen Seite des Flusses in einer Vorstadt am nördlichen Ufer erzählt,
aber Peter glaubte davon kein Wort.
    Er saß den Vormittag
an der Kohlenpfanne und spielte mit den Männern Würfel. Der Nebel löste sich
nur ein wenig auf, aber gegen Mittag beschloss Peter, einen Spaziergang zu machen.
    Er ging in Richtung
des Marktes am Westtor, wo auch das Hospiz lag, in dem Fionnuala arbeitete.
Doch als er dort eintraf, sah er bewaffnete Männer auf Wachposten. Er ging
lässig an ihnen vorbei und sagte: »Ich will mal sehen, ob der Nebel sich
jenseits des Flusses hebt.« Und er ging den Pfad zum Fluss hinunter.
    Auf der Brücke
herrschte Stille. Er war allein. Er hörte seine eigenen Schritte dumpf auf dem
Holz über dem Wasser. Zu seiner Rechten tauchten die Schiffe am Holzquai in den
Nebelschleiern wie Insekten auf, gefangen in einem taufeuchten Spinnennetz. Während
er den Fluss überquerte, merkte er, dass der Nebel sich endlich hob. Er konnte
die Sumpfflächen auf der Nordseite des Liffey

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