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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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wollen,
dass ich zu Hause wohne, aber ich könnte doch meine Tage und einige Nächte hier
verbringen.« Sie lächelte reumütig. »Natürlich nur, wenn du nichts dagegen
hast.« Sie schwieg einen Moment. »Du warst zu Recht wütend auf mich, Una. Doch
ich glaube, ich bin jetzt ein bisschen erwachsener geworden.«
    War sie das wirklich?
Una schaute sie prüfend an. Vielleicht. Dann dachte sie sich, sie solle nicht
dumm sein. Brauchten sie denn nicht immer Hilfe im Hospiz? Sie lächelte.
    »Der Flur muss
geputzt werden«, sagte sie.
    Der einzige Mensch,
der Zweifel an einem Wandel der Priestertochter hegte, war
Ailred der Palmer. Er machte sich auch um ihre Sicherheit Sorgen.
    »Ich kann unten durch
die kleine Pforte in die Stadt gehen«, hielt Fionnuala ihm entgegen. Denn es
gab eine kleine Pforte in der Stadtmauer fast unmittelbar unterhalb der Kirche
ihres Vaters. »Dann kann ich durch das Westtor hinausgehen und zum Hospiz
herüberlaufen. Niemand wird mir etwas zu Leide tun, wenn ich von der Kirche
komme oder zum Hospiz gehe.« Tatsächlich hatten weder die englischen Streitkräfte
noch die des Hochkönigs je eines der Ordenshäuser um die Stadt herum belästigt.
Die Tochter des Priesters durfte sogar inmitten einer militärischen Belagerung
ungestört umhergehen.
    »Ich werde mit deinem
Vater sprechen«, versprach Ailred.
    Und so wurde es am
selben Abend beschlossen. Fionnuala würde einige Tage in der Woche ins Hospiz
kommen. Und manchmal würde sie dort auch übernachten.
    »Wer weiß«, bemerkte
ihr Vater zu Ailred, »vielleicht wird sie erwachsen.«
    * * *
    Das Angebot des Hochkönigs kam am dritten
Tag, an dem der Erzbischof und Gilpatrick vor die Tore der Stadt ritten.
    »Lasst Strongbow
Dublin, Wexford und Waterford behalten«, schlug er vor, »und wir müssen uns
nicht streiten.«
    In verschiedenerlei
Hinsicht war es ein großzügiges Angebot. Der Hochkönig war bereit, den
bedeutendsten Hafen Irlands dem englischen Lord zu überlassen. Aber Gilpatrick schien
es auch ein sehr traditionelles Angebot zu sein. Der Erzbischof fasste es auf
ihrem Rückweg kurz zusammen: »Ich vermute, in den Häfen würden gewissermaßen
nur die Ostmänner gegen die Engländer ausgetauscht.«
    Für die alten Clans
und den O’Connor–Hochkönig war es kaum von Belang, wer die Macht über die Häfen
hatte, solange die Fremden nicht in das grüne, fruchtbare
irische Hinterland eindrangen.
    Doch der O’Connor–König
war kein Dummkopf. Sein Angebot hatte auch etwas Gerissenes. Wenn er zum einen
bereit war, Dublin aufzugeben, so hatte er auch zum anderen sichersteilen
wollen, dass Strongbow die Stärke seiner Armee verringerte. Daher musste er
ihnen das eine verweigern, was es ihnen ermöglichen würde, länger zu bleiben:
Land. Das feudale Verschenken von Land für den Militärdienst. Aus diesem Grunde
waren sie alle hergekommen, vom armen jungen Peter FitzDavid bis hin zu
Strongbows Familie. Das Angebot des Hochkönigs ließ dieses nicht zu.
    »Hoffen wir, dass
Strongbow einschlägt«, sagte der fromme Erzbischof. Doch Gilpatrick hatte seine
Zweifel.
    Am nächsten Tag,
bevor noch eine Antwort eingetroffen war, traf er zufällig Peter FitzDavid auf
den Fish Shambles. Sie begrüßten sich freundlich, aber mit einer Spur
Verlegenheit. Bei der augenblicklichen Belagerung war ein Besuch im Haus seiner
Eltern vor den Stadtmauern undenkbar. Da sein Vater natürlich auf der Seite des
Hochkönigs stand, wäre es ihm zudem vielleicht nicht angenehm gewesen, gerade
jetzt Peter wieder zu sehen. Dennoch plauderten sie freundschaftlich
miteinander, bis Peter ungezwungen fragte: »Wie steht es mit den
Verlobungsplänen deiner Schwester?«
    Gilpatrick runzelte
die Stirn. Warum klang in dieser Frage ein falscher Ton an? Machte sich
womöglich sein junger Freund Hoffnungen? Letztendlich hatte er selbst einmal
vor einigen Jahren diesen Gedanken gehabt. Doch Peters Aussichten schienen im
Augenblick nicht sonderlich gut.
    »Da musst du meine
Eltern fragen«, entgegnete er kurz und ging weiter.
    * * *
    *      
    Fionnuala hatte sich
verändert, das musste Una anerkennen. Die Tochter des Priesters konnte zwar
nicht jeden Tag kommen, doch wenn sie erschien, arbeitete sie hart und ohne zu klagen.
Von den Hospizinsassen war nur Gutes über sie zu hören. Ailred teilte ihrem
Vater freudig mit, wie sehr sie sich gebessert habe. Manchmal blieb sie über
Nacht im Hospiz, und manchmal musste sie bereits am Nachmittag gehen. Aber sie
ließ es Una immer

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