Die Prinzen Von Irland
erkennen und dahinter die
verstreuten Strohdächer des Orts. Links vom Brückenende erblickte er grüne
Dämme im Sonnenlicht. Gelbe Blumen leuchteten. Und dann sah er…
Reiter. Überall am
Damm entlang tauchten sie aus dem Nebel auf. In großer Zahl. Dann Fußsoldaten
mit Speeren und Äxten. Hunderte. Gott weiß wie viele. In wenigen Augenblicken
würden sie auf der Brücke sein.
Dies konnte nur eines
bedeuten: Der Hochkönig war gekommen, um Dublin mit einem Überraschungsangriff
einzunehmen.
Peter FitzDavid
drehte um und begann zu rennen. Er rannte schneller, als er je in seinem Leben
gerannt war, zurück über die nebelumhüllte Brücke. Er erreichte das Ende der Brücke,
eilte den Pfad hinauf zum Tor, wo die beiden Wachposten ihn überrascht
anstarrten. Erst als er durch das Tor hindurchgelaufen war, rief er den
Wächtern zu: »Schließt das Tor! Rasch!« Er berichtete ihnen, was er gesehen
hatte. Dann rief er einige Waffenmänner zusammen und teilte ihnen verschiedene
Aufgaben zu. Einen sandte er sofort zu Strongbow. Zwei weitere sollten die
Soldaten am Flussufer und am Osttor alarmieren. Mit einem anderen zusammen
machte Peter sich selbst auf den Weg zum Südtor. Sollten die Männer des Hochkönigs
nicht nur über die Brücke, sondern auch durch die Furt kommen, wäre das große
Westtor ihr Ziel. Als er es erreichte, waren noch keine Truppen in Sicht. Er
ließ das Tor schließen und verbarrikadieren, rüttelte die Garnison auf und rannte
durch die Straßen zur Christ Church und zum Königshof.
Als Peter die alte
Königshalle erreichte, war der Earl of Pembroke, genannt Strongbow, gerade
dabei, auf sein Pferd zu steigen, umgeben von einem Dutzend Rittern.
»Wer hat diesen Alarm
gegeben?«, fragte er ärgerlich in die Runde.
»Ich war es«, rief
Peter, während er auf ihn zuging.
Zwei kalte blaue
Augen nahmen ihn ins Visier.
»Und wer zum Teufel
seid Ihr?«
»Peter FitzDavid«,
sagte er unerschrocken. Rasch und knapp erzählte er Strongbow, was er gesehen
hatte. »Ich habe die Brücke gesperrt, das Westtor geschlossen und Männer zu allen
anderen Toren geschickt.«
»Gut.« Die Augen des
großen Mannes wurden schmal. »Ihr wart im Gefolge von Diarmait?« Er nickte
Peter zu als Zeichen, dass er sich seiner erinnern würde. Dann wandte er sich
an seine Ritter. »Ihr wisst, was zu tun ist. Los!«
Am Nachmittag war der
Himmel klar und strahlend. Die Dubliner schauten über die
Stadtmauern und sahen die Streitkräfte des Hochkönigs. Nicht nur die Clans, die
seiner direkten Kontrolle unterstanden, sondern auch die Männer der großen Stammesführer,
die seine Macht anerkannten, waren dabei. Die altehrwürdige
Ulaid–Familie aus dem Osten Ulsters hatte ihr Lager draußen in Clontarf
aufgeschlagen. Die O’Byrnes, Abkömmlinge von Brian Boru, hatten ihre Männer an
der westlichen Grenze der Stadt aufgestellt. König Diarmaits Bruder, der sich
entschieden hatte, Strongbow nicht zu unterstützen, lagerte mit seinen
Streitkräften am südlichen Küstenzugang. Jede Zufahrt zur Stadt zu Lande und zu
Wasser war blockiert. Die Armee des Hochkönigs lagerte in einem großen Ring um
die Stadtmauern mit Vorposten, die an jedem Tor auf Anzeichen eines
Ausbruchsversuchs der Engländer wachten.
Am späten Nachmittag
sah Peter von einem Aussichtspunkt über dem Holzquai Erzbischof O’Toole mit
einer Reihe von Priestern über die Brücke reiten, um die Verhandlungen
aufzunehmen. Gilpatrick war auch unter ihnen.
Am nächsten Morgen
war die Stadt wieder in dichten Nebel gehüllt. Der Earl of Pembroke, genannt
Strongbow, hatte Männer auf den Stadtmauern postiert. Peter wurde mit einem Spähtrupp
ausgesandt, um nach Anzeichen für einen Überraschungsangriff der Belagerer
Ausschau zu halten. Als er Strongbow fragte, ob er selbst einen
Überraschungsausbruch plane, schüttelte dieser den Kopf. »Zwecklos«, sagte er.
»Ich kann keine Armee befehligen, wenn ich sie nicht sehen kann.«
Peter kehrte von
seiner Patrouille zurück, ohne ein Anzeichen für Feindbewegung entdeckt zu
haben. Als er danach durch die Stadt ging, war ihm unheimlich zu Mute. Obwohl die
Wachposten auf der Stadtmauer ruhig waren, erwartete er fast jedes Mal, wenn
sich ihm eine Gestalt aus dem Nebelnäherte, einem Feind
zu begegnen. Hätte der Nebel sich erst gelichtet, so hießen die Nachrichten,
würde der Erzbischof erneut hinausreiten und verhandeln. Peter ging zurück zu
seiner Unterkunft und fand sie leer vor. Er setzte sich an die Kohlenpfanne
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