Die Prinzen Von Irland
Herrschaftsgebiet wie Leinster an den
ältesten Sohn weitergegeben; oder sollte es auf eine Erbin übergehen, dürfte
sie ohne Einwilligung des Königs nicht heiraten und Könige legten im
Allgemeinen Wert darauf, solche Erbinnen zuverlässigen Freunden zur Frau zu
geben. Da Diarmait tatsächlich König Heinrich II. von England als seinen Oberherrn
anerkannt hatte und Strongbow in jedem Fall einVasall des
Plantagenet–Königs war, würde sich der englische Magnat selbst in eine
gefährliche rechtliche Lage bringen, wenn er das Erbe in Leinster anträte. »Er
brauchte tatsächlich König Heinrichs Erlaubnis«, hatte Peter dem Waterforder
Händler erklärt. »Und ich frage mich, ob er sie hat.«
Zur selben Zeit
zerbrach sich jedoch König Heinrich II. von England über andere Dinge den Kopf.
Und Peter hielt es für recht unwahrscheinlich, dass der englische König es
wagen würde, sich in Irland blicken zu lassen.
Die schockierende
Nachricht aus England war bereits Anfang Januar herübergedrungen. Und schon
innerhalb des nächsten Monats hatte sie sich in ganz Europa herumgesprochen:
Der König von England hatte Thomas Becket, den Erzbischof von Canterbury,
getötet, der sich dagegen aufgelehnt hatte, dass Ordensmitglieder, hatten sie
Verbrechen wie Mord oder Diebstahl begangen, sich vor ordentlichen Gerichten zu
verantworten hätten.
Ganz Europa war über
das Vorgehen Heinrichs II. empört. Auch der Papst prangerte ihn an. Peter
vermutete, der englische König sei viel zu sehr beschäftigt, diese Krise zu
überstehen, als dass er den Ereignissen in Leinster große Aufmerksamkeit
beimessen würde.
Strongbow hatte keine
Zeit vergeudet und war geradewegs nach Dublin gereist. Der vertriebene Dubliner
König war, wie vermutet, inzwischen von den nördlichen Inseln mit einer Flotte
zurückgekehrt, doch kaum hatten die Nordländer, die er um sich geschart hatte,
begonnen, das Osttor anzugreifen, waren die Engländer vom Südtor
herbeigestürmt, hatten sie von hinten angegriffen und in Stücke geschlagen.
Auch der König von Dublin wurde getötet. Dennoch konnte sich niemand vorstellen,
dass der Hochkönig von Irland tatenlos Zu sehen würde, wie
dieser englische Eindringling namens Strongbow ein Viertel der Insel und ihren
größten Hafen einnahm.
»Der Hochkönig soll
bald eintreffen«, hatte ein Bote aus Dublin Peter FitzDavid berichtet. »Die
Verstärkung soll sich auf schnellstem Wege nach Dublin begeben. Und du gehörst dazu.«
Und so kam er nun
endlich an einem sonnigen Sommertag hier in Dublin an. Und kaum hatte er
Strongbow Bericht erstattet und seine Männer einquartiert, wusste er, was er
tun würde.
Er würde seinen alten
Freund Gilpatrick und dessen Familie besuchen. Und er war gespannt, ob sein
Freund noch immer eine hübsche Schwester hatte.
* * *
Es geschah nicht oft, dass Gilpatricks Mutter
an ihrem Mann etwas auszusetzen hatte; doch sie wusste, manchmal musste man ihn
unter Druck setzen. Als Gilpatrick der Hochzeit seines Bruders Lorcan fern
blieb, war sie ebenso erbost wie ihr Mann. Es war eine öffentliche Beleidigung
und eine Demütigung für die ganze Familie. Dass ihr Mann Gilpatrick danach nicht
sehen wollte, nahm sie ihm nicht übel. Doch irgendwann musste die Kluft
überbrückt werden. Nach einem Jahr hatte sie daher beschlossen, es sei für alle
das Beste, wenn der alte Priester seinem Sohn wieder erlaubte, nach Hause zu kommen;
und nach Wochen des wohl überlegten Zuredens und der Tränen hatte sie ihren
noch immer missmutigen Mann überzeugt, ihm einen Besuch zu Hause zu gestatten. »Und
du kannst dich glücklich schätzen«, hatte sie Gilpatrick eindringlich erklärt,
»dass er einwilligt.«
Dennoch war der alte
Conn, als er drei Tage später auf die Ankunft seines Sohnes und dessen Freunds
wartete, in gereizter Stimmung.
Englische Söldner in
Diarmaits Diensten im Land zu haben, war die eine Sache, doch Strongbow, der
sich mit seinem Heer als Macht im Land behauptete, war etwas völlig anderes. »Womöglich stehen wir mit Strongbow nicht schlechter dar
als zuvor mit jenem Schurken Diarmait«, hatte am Tag zuvor ein Freund Conn
gegenüber bemerkt. Doch das Oberhaupt der Ui Fergusa war sich da nicht so
sicher. »Seit die Ostmänner gekommen sind, hat es so etwas in Irland nicht mehr
gegeben«, schimpfte er. »Sollte der Hochkönig ihnen nicht Einhalt gebieten
können, wird dies eine englische Besetzung.«
»Nicht einmal die
Ostmänner sind jemals wirklich über die Hafenstädte
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