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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Verbindungen zu England hatte der Mord
an Becket den Blick auf den englischen König getrübt.
    »Du hast dich
überhaupt nicht verändert«, rief er.
    Auch das stimmte
nicht. Und als sie nun hinauf zum Haus seiner Eltern gingen, warf er einen
Blick auf Peter FitzDavid und meinte, obwohl er noch immer dieselben
jungenhaften Züge und die arglose Hoffnung im Gesicht seines Freundes sah,
etwas Neues an ihm zu entdecken. Einen Hauch Angst. Tatsache war, dass Peter
trotz seiner dreijährigen aktivenDienstzeit nicht einmal
mit einer einzigen Kuh entlohnt worden war.
    »Du musst zu eigenem
Land kommen, Peter«, sagte er wohlwollend. Es war schon seltsam, wurde ihm
bewusst, dass er, ein Ire, einem fremden Söldner so etwas nahe legte. Im
traditionellen Irland wurde ein Krieger natürlich mit Vieh entlohnt, das er auf
den weiten Ländereien seines Clans weiden lassen konnte; doch spätestens seit
Brian Boru waren irische Könige wie Diarmait von Leinster dafür bekannt, dass
sie ihre Gefolgsleute mit Grundbesitz entlohnten, der auf früherem Stammesland
lag. Und sollte es auch einem Soldaten nicht gelingen, materiellen Lohn zu
bekommen, überlegte Gilpatrick, so war das traditionelle irische System
freundlicher. Denn ein tapferer Krieger kehrte mit der Ehre zu seinem Clan
zurück. Für einen feudalen Ritter, auch wenn er womöglich eine liebevolle
Familie hatte, gab es kein Clan–System, das ihn trug. Auch wenn er ein
Ehrenmann war, besaß er erst Vermögen, wenn er zu Grundbesitz kam. Der irische
Priester empfand ein wenig Bedauern für seinen ausländischen Freund.
    Sein Vater hieß Peter
mit vornehmer Würde willkommen. Und Peter seinerseits äußerte, wie gut und
bequem das Steinhaus des Priesters eingerichtet sei, auch wenn er sich darüber wunderte,
dass der Kirchenmann einen goldgefassten Trinkschädel in der Ecke aufbewahrte.
    Niemand erwähnte die
Ermordung von Thomas Becket. Gilpatricks Eltern fragten den Gast nach seiner
Familie und seinen Erlebnissen mit König Diarmait im Süden. Und als schließlich
Conn Gilpatrick gegenüber nicht umhin konnte zu bemerken, er als Priester sei
ein wenig nervös wegen des englischen Königs »angesichts dessen, was er
Erzbischöfen antut«, ging Peter lachend darüber hinweg. »Auch wir fürchten
ihn.«
    Und hätte noch ein
Beweis für die Freundlichkeit seines Vaters gefehlt, so wurde er erbracht, als
er seinem Sohn gegenüber bemerkte: »Ich käme wirklich
nicht darauf, dass dein Freund Engländer ist.«
    »Ja, meine Familie
ist flämisch«, bestätigte Peter.
    »Aber Ihr seid doch
in Wales geboren? Und Euer Vater ebenfalls?«
    »Ja, das stimmt.«
Peter nickte.
    »Ihr sprecht
Walisisch?«
    »Mein ganzes Leben
lang.«
    »Dann bin ich der
Meinung«, sagte das irische Stammesoberhaupt, »Ihr seid Waliser.« Er wandte
sich zu seiner Frau.
    Sie lächelte.
    »Du bist Waliser.«
Gilpatrick grinste verschmitzt.
    »Ich bin Waliser«,
stimmte Peter wohlweislich zu.
    Und gerade als sie
seine Identität geklärt hatten, erschien eine neue Person an der Tür.
    »Ach, Waliser«, sagte
Conn mit plötzlicher Zurückhaltung in der Stimme, »das ist meine Tochter
Fionnuala.«
    Als sie durch die Tür
trat, schien es Peter FitzDavid, Fionnuala sei das hübscheste Mädchen, das er
in seinem ganzen Leben gesehen hatte. Ihr dunkles Haar, ihre weiße glatte Haut und
der volle Mund betörten ihn. Und ihre Augen strahlten in einem erstaunlich
reinen Grün.
    Sie sprach zu ihren
Eltern und ihrem Bruder mit einem Respekt, der bezaubernd war. Und richtete er
das Wort an sie, antwortete sie ihm ruhig und unkompliziert. Nur ein Mal schlich
sich eine leichte Lebendigkeit in ihre Stimme, und zwar als sie vom Palmer und
seinen guten Werken im Hospiz erzählte, wo sie bis vor kurzem gearbeitet hatte.
Er war so fasziniert von dieser tugendhaften jungen Frau, dass er die überraschten
Blicke, die sich ihre Familienmitglieder zuwarfen, nicht bemerkte.
    Nach einer Weile
gaben Gilpatricks Eltern zu verstehen, dass sie mit ihrem Sohn allein sein
wollten; und sie schlugen vor, Fionnuala solle ihrem Gast die kleine Kirche
zeigen. Erbewunderte sie gebührend. Dann nahm ihn
Fionnuala mit zur Quelle des heiligen Patrick, und während sie auf den dunklen
Teich und den Thingmount in der Ferne deutete, erzählte sie ihm die Geschichte
ihres Stammvaters und des heiligen Patrick und erklärte ihm, dass der alte
Fergus dort begraben sei. Als Peter so andächtig lauschte, verstand er mit einem
Mal, was Gilpatrick mit dem alten

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