Die Prinzen Von Irland
hinausgegangen«, erinnerte
ihn sein Freund.
»Die Engländer sind
anders«, hatte er dagegengehalten.
Nun würde sein Sohn
Gilpatrick, mit dem er erst seit kurzem wieder sprach, diesen jungen Soldaten
von Strongbow in sein Haus bringen. Irische Höflichkeit und Gastfreundschaft verlangten,
dass er den Fremden freundlich willkommen hieß, doch er hoffte, es würde nur
ein kurzer Besuch.
Und als wäre all das
nicht genug, hatte sich seine Frau diesen Tag ausgesucht, um ihn wieder mal mit
einem Thema zu bedrängen, über das er nicht reden wollte.
»Du hast nichts
unternommen«, sagte sie völlig zu Recht. »Obwohl du in den letzten drei Jahren
immer wieder gesagt hast, du wolltest etwas unternehmen.«
Dieses Ehepaar bot
einen kuriosen Anblick: Der Priester war groß und feingliedrig, seine Frau
hingegen klein und stämmig; doch sie waren voll liebevoller Hingabe
füreinander. Gilpatricks Mutter machte ihrem Mann keinen Vorwurf, dass er seine
Pflicht schon so lange vor sich herschob. Sie verstand sehr gut, dass er sich
fürchtete. Wer täte das nicht, wenn das Problem Fionnuala war?
»Wenn wir sie nicht
bald verheiraten, weiß ich nicht, was die Leute sagen. Oder was sie tun wird«,
fügte sie hinzu.
Es sollte doch das
Leichteste von der Welt sein. War sie denn nicht hübsch? War sie denn nicht die
Tochter des Oberhaupts der Ui Fergusa? Konnte es sich ihr Vater etwa nicht leisten, sie mit einer anständigen Mitgift auszustatten?
Es war ja nicht so, als habe sie einen schlechten Ruf. Noch nicht.
Als Fionnuala vom
Palmer heimkehrte, meinte ihr Vater anfangs, sie wirke gefestigter; ihre Mutter
hatte sie jedoch skeptischer betrachtet. Sie hatte sich bemüht, mit ihrer
Tochter nicht in Streit zu geraten, und hatte ihr kleine Arbeiten aufgetragen;
aber nach wenigen Wochen kam es wieder zu Wutanfällen und Trotz. Mehr als ein
Mal war Fionnuala aus dem Haus gelaufen und den ganzen Tag nicht
zurückgekommen.
Fionnuala war jetzt
sechzehn. Schon seit Jahren hatte ihr Vater davon gesprochen, ihr einen Freier
zu suchen. Als die Tochter noch jünger war, hatte die Mutter vermutet, er sei
einfach zu träge, doch nun hatte sie den Verdacht, er sei nervös. Es war nicht
vorherzusehen, wie Fionnuala reagieren würde, wenn sie ihr jemanden vorschlagen
würden. »Sie wird schon wissen, wie sie ihn abstoßen kann, wenn sie ihn nicht
will«, meinte ihr Vater bedrückt. »Gott weiß, wen sie beleidigen wird.« Zudem
wäre die Frage der Mitgift zu klären. Sollte bekannt werden, dass Fionnuala
schwierig war, »wären zwölf mal zwanzig Vieh nicht genug«, sagte ihr Vater
bitter. Die ganze Sache schien so unausweichlich in kostspielige
Geldverlegenheiten zu führen, dass der Priester zugeben musste, dass er sie
insgeheim Monat für Monat verschoben hatte.
»Wie auch immer«,
sagte seine Frau nun einschmeichelnd. »Ich glaube, ich habe einen Kandidaten.«
»Du glaubst?«
»Ich habe mit meiner
Schwester gesprochen. Es ist einer der O’Byrnes.«
»Ein O’Byrne?« Das
war tatsächlich eine viel versprechende Neuigkeit. Seine Schwägerin hatte gut
daran getan, in diese Familie einzuheiraten. Die O’Byrnes waren wie die O’Tooles
eine der vornehmsten Fürstenfamilien von Nord–Leinster.
»Es ist doch nicht
zufällig Ruairi O’Byrne?«
»Nein, der nicht.«
Sogar die Familie O’Byrne hatte unter ihren vielen Mitgliedern hin und wieder
ein schwarzes Schaf. Obwohl er noch so jung war, hatte Ruairi es bereits zu
einem zweifelhaften Ruf gebracht. »Ich spreche von Brendan«, sagte sie dann.
Das war etwas völlig
anderes. Auch wenn Brendan nur ein nachrangiges Mitglied des fürstlichen Clans
war, hatte der Priester doch immer wieder gehört, er sei ein tüchtiger Kerl.
»Haben sie sich je
getroffen?«, fragte er nach.
»Er hat sie ein Mal
auf dem Markt gesehen. Offenbar hat er meine Schwester über sie ausgefragt.«
»Lass ihn herkommen,
so schnell er mag«, sagte ihr Mann. Und er hätte vielleicht noch mehr gesagt,
wäre nicht ein Sklave aufgetaucht, um ihm zu melden, dass Gilpatrick komme.
Natürlich war
Gilpatrick froh, seinen alten Freund wiederzusehen, als Peter an seine Tür
klopfte.
»Du hast gesagt, wann
immer ich nach Dublin komme, solle ich dich besuchen«, meinte Peter mit einem
Lächeln.
»Habe ich. Aha. Habe
ich«, sagte Gilpatrick. »Einmal Freund, immer Freund.«
Es stimmte nicht so
ganz. Man konnte nicht darüber hinwegsehen, dass sich manches verändert hatte.
Selbst den Kirchenleuten mit den engsten
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