Die Prinzen Von Irland
lag Malahide, ein geschäftiger kleiner Ort. Die Burg
selbst stand in einem schönen Park mit alten Eichen und Eschen. Als Margaret
und ihr Vater näher kamen, schimmerte das Gemäuer in der sanften
Nachmittagssonne.
Es
war warm, und man hatte draußen lange Tische aufgestellt, an denen bereits
zahlreiche Gäste saßen – Ratsherren, Adelige und königliche Staatsdiener aus
Dublin. »Die Elite von Fingal«, raunte der Vater Margaret zu, »triff deine
Wahl.«
Tatsächlich
zog sie eine gewisse Aufmerksamkeit auf sich. Machte sie ein paar Schritte,
drehten einige Männer die Köpfe nach ihr um. Ihre Mutter hatte Recht: Das
Zusammenspiel der grünen Seide mit ihrem roten Haar war perfekt. Ein distinguierter
älterer Herr trat sogar auf Margaret zu, um ihr ein Kompliment zu machen –
einer aus der angesehenen Familie Plunkett, wie ihr ihre frühere Freundin, die
Lawrence–Tochter, verriet, die glücklicherweise auch zugegen war.
Das
Bankett im Burgsaal war herrlich. Der Raum war zum bersten voll. Ihr Vater saß
etwas entfernt von ihr, doch sie hatte fröhliche junge Menschen um sich herum.
Drei Fischgange wurden serviert. Außerdem gab es Roastbeef am Spieß, Wild,
Schweine– und sogar Schwanenfleisch. Mit Wein kannte sie sich zwar nicht
besonders gut aus, doch sie wusste, dass diefranzösischen
Weine, die kredenzt wurden, vom Feinsten waren. Niemals zuvor war sie zu einem
so opulenten Mahl geladen gewesen, und sorgsam befolgte sie den väterlichen
Rat, von allem, was man ihr anbot, jeweils nur winzige Portionen zu genießen.
Ein Pfeifer und ein Harfenist spielten auf, doch wegen der vielen Gäste gab es
keinen Platz zum Tanzen. Als die Süßspeisen serviert wurden, erhob sich Edward
Talbot, zu dessen Ehren dieses Fest stattfand, und hielt eine charmante Begrüßungsrede.
Er war Anfang zwanzig, hatte ein ovales Gesicht und feine Gesichtszüge. Sein
Haar war braun mit einer Spur ingwergelb und lichtete sich bereits; doch
Margaret vermutete, dass die vornehm gewölbte Stirn ihn im Alter nur noch
attraktiver machen würde.
Am
Ende des Banketts traf sie wieder auf ihren Vater. Draußen war es noch immer
hell, und eine Tanzgruppe sorgte für Unterhaltung. Einige Gäste standen
zusammen vor der Burg und schauten zu, andere teilten sich in Grüppchen und spazierten
umher. Nachdem der Vater sie gefragt hatte, ob sie den von Mauern umgebenen
Garten schon kenne, und sie verneinte, führte er sie seitlich an der Burg
vorbei zu einem Tor in einer Mauer und zog sie hinein. Der ummauerte Garten, in
dem sie sich nun befanden, wies niedrige, gestutzte Hecken und grüne Lauben
auf, wo edle Damen und Herren sich der Stille hingeben, lesen, reden oder
miteinander tändeln konnten. Der süßliche Duft des Lavendels und des Geißblatts
stieg Margaret in die Nase. Nur wenige andere Gäste waren hier und sprachen in
gedämpftem Ton miteinander. Schweigend gingen die Rivers auf den Kräutergarten
zu.
»Margaret,
du bist ein großer Erfolg«, murmelte ihr Vater zufrieden. »Die Leute haben
gefragt, wer du bist. Und tatsächlich hat mich ein Edelmann gebeten, mit dir
sprechen zu dürfen, und darum habe ich dich hierher gebracht.« Er lächelte. »Er
ist ein wenig älter, als ich es mir gewünscht hätte, aber es kann nicht
schaden, wenn du mit ihm sprichst. Mache einen guten Eindruck,
und er wird gut von dir sprechen. Willst du das für mich tun?«
»Ich
werde tun, was du wünschst, Vater.«
»Bleibe
hier, ich werde ihn suchen«, sagte er und ging zum Tor hinaus.
Margaret
betrachtete nun genauer den Kräutergarten. Sie war so vertieft in den Anblick
der Pflanzen, dass sie gar nicht wahrnahm, wie hinter ihr jemand erschien. Erst
ein leises Hüsteln sorgte dafür, dass sie sich umdrehte. Vor ihr stand ein junger
Mann, den sie sofort als Edward Talbot erkannte.
»Mögt
Ihr Kräuter?«, fragte er.
»Ich
war gerade dabei, sie zu zählen.«
»Ach.«
Er lächelte. »Wie viele kennt Ihr mit Namen?«
»Dort
stehen Thymian, Petersilie natürlich, Minze, Basilikum, Muskatnuss…«
»Und
was ist mit dem hier?« Edward Talbot deutete auf ein Kraut, das sie nicht
kannte. »Es stammt aus Persien«, erklärte er. Er schritt das Beet weiter ab und
zeigte ihr Kräuter aus Frankreich, Afrika und dem Heiligen Land. Dabei
offenbarte er sein Wissen über diese Pflanzen mit so viel Humor, Intelligenz
und Begeisterung, dass Margaret, statt eingeschüchtert zu sein, voll Vergnügen
lächelte.
Schließlich
fragte er sie, wer sie sei, und Margaret konnte
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