Die Prinzen Von Irland
hat?«
»Höchstwahrscheinlich«,
entgegnete ihr Vater. »Ich habe diesen Mann nur ein einziges Mal getroffen.
Kaum hatte er meinen Namen gehört, drehte er sich auch schon um und
verschwand.«
»Joan
ist süß«, sagte Margaret. Es machte sie traurig, dass dieses hübsche Kind die
Tochter des Feindes ihres Vaters war.
»Sie
hat dein Geld«, antwortete ihr Vater bitter.
Damit
war das Thema beendet; doch in der Nacht, als ihre Mutter glaubte, sie
schliefe, hörte Margaret ihre Eltern reden.
»Es
ist schon so lange her«, hörte sie ihre Mutter sagen. »Denk nicht mehr darüber
nach.«
»Aber
deswegen bin ich doch gezwungen, für andere zu arbeiten, statt als Edelmann auf
meinem eigenen Besitz zu leben.«
»Wir
kommen doch gut über die Runden. Kannst du nicht zufrieden sein mit dem, was du
hast? Eine Frau und Kinder, die dich lieben?«
»Du
weißt, ich liebe meine Familie mehr als alles andere auf der Welt.« Er senkte
die Stimme, so dass sie ihn nicht mehr verstehen konnte, dann sprach er wieder
lauter. »Aber wie soll ich für sie sorgen? Henry Butler hat alles. Wo ist
Margarets Mitgift, sag mir das? Das kleine spanische Mädchen hat sie.« Nach
einer kurzen Stille hörte sie ihren Vater beinahe tränenerstickt sagen: »Oh,
das ist so bitter.«
Margaret
hielt sich die Ohren zu, und lange Zeit lag sie zitternd da, bis sie
schließlich einschlief.
* * *
Als Margaret achtzehn
wurde, fing ihr Vater an, einen Ehemann für sie zu suchen. Er begann in Fingal,
wo englische Grundbesitzer auf riesige, gut bestellte Weizen– und Gerstenfelder
schauten. Hier lebten die Fagans, Conrans und Cusacks, englische Adelsfamilien,
die in die größten Dubliner Kaufmannsfamilien eingeheiratet hatten. Drei
Familien, deren Ländereien an der Küste lagen, waren in Fingal besonders
angesehen: Der Familie Sankt Lawrence gehörte die Landzunge von Howth; nördlich
davon, an der nächsten Bucht, wohnte der irische Zweig der großen
Aristokratenfamilie Talbot, undganz in der Nähe lebten
die Barnewalls. Diese Leute meinte ihr Vater, wenn er von Fingal sprach.
Manchmal
nahm Rivers seine Tochter mit nach Fingal, wenn er aus geschäftlichen Gründen
zu einem Gutsbesitz ritt, oder sie wurden zu einem Fest eingeladen. Vor zwei
Jahren hatte Margaret das Glück, Freundschaft mit einer jüngeren Tochter der
Familie Sankt Lawrence zu schließen. Fast ein Jahr lang waren die beiden
unzertrennlich. Margaret ritt oft hinüber und blieb tagelang bei ihrer
Freundin. Sie spazierten gemeinsam oberhalb der Liffey–Mündung am Strand
entlang, und an sonnigen Tagen verbrachten sie Stunden auf der Landzunge und
schauten nach Süden über die Bucht und an der Küste entlang bis zu den
Vulkanbergen, die sich magisch im Dunst erhoben. Doch dann heiratete die
Tochter der Sankt Lawrence und zog aus Fingal fort.
Manche
mochten denken, Margarets Gesicht wäre ein wenig reizlos; doch wo immer sie
auftauchte, drehten sich die Männer wegen ihres Haars nach ihr um. Es war von
einem kräftigen Dunkelrot, das ihr – wenn sie es nicht hochsteckte wie ein
leuchtender Vorhang über den Rücken fiel. Sie hoffte auch noch andere Reize zu
haben: eine schöne Haut, eine hübsche Figur und ein lebhaftes Wesen. Aber sie
machte sich nichts vor. »Wegen deiner Haare werden sie auf dich aufmerksam,
Margaret«, sagte ihre Mutter zu ihr. »Alles Weitere hängt von dir ab.«
Die
Gelegenheit, in Fingal auf sich aufmerksam zu machen, ergab sich in dem Sommer,
als sie achtzehn Jahre alt wurde: Edward Talbot kehrte aus England zurück, wo
er drei Jahre am königlichen Hof verbracht hatte. Nach allem, was man hörte,
war er ein prächtiger junger Edelmann. Zu seiner Heimkehr wurde ein großes
Willkommensfest in Malahide angekündigt, wo sich alles treffen würde, was Rang
und Namen hatte. »Und wir werden selbstverständlich auch dort sein«, sagte
Rivers mit einem triumphierenden Grinsen.
Wie
war es ihm nur gelungen, eine Einladung zu diesem bedeutenden Ereignis zu
erhalten? Margaret wusste es nicht. Doch die ganze nächste Woche half sie ihrer
Mutter, ein hübsches neues Kleid aus grünem und schwarzem Seidenbrokat für sie
zu schneidern.
Die
Burg von Malahide erhob sich auf der anderen Seite der so genannten Ebene der
Vogelscharen, auf einem Stück Land, das sich an die sanft geschwungenen Felder
anschloss, die Jahrhunderte zuvor Harold der Nordländer bestellt hatte. Am
nördlichen Rand des Guts, wo ein kleiner Fluss an prächtigen Austernbänken
vorbei ins Meer mündete,
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