Die Prinzen Von Irland
dass sie so gesprochen hat. Du weißt, ich bin
ein Edelmann.«
»Ich
weiß.«
»Nur
weil ich arm bin, Margaret, hat sie dich so behandelt.«
Er
klang verbittert, doch sein Kopf senkte sich vor Scham. Sie legte einen Arm um
ihn.
»Danke,
Vater, für das, was du für mich tun wolltest«, sagte sie sanft. »Du bist ein
wundervoller Vater.«
»Wenn
ich es doch nur wäre.« Er schüttelte den Kopf und begann zu schluchzen.
»Das
ist doch alles nicht so wichtig«, sagte sie nach einer Weile.
»Diese
Talbots sind nicht so vornehm«, stammelte er schließlich. »Man sagt, sie seien
mit den Butlers über Kreuz. Wahrscheinlich werden sie scheitern. Wir tun besser
daran, uns an die Barnewalls zu halten.« Seine Stimmung schien sich ein
bisschen aufzuhellen. »Du weißt, sie sind entfernte Verwandte.«
»Ach,
Vater«, brach es enttäuscht aus ihr heraus. »Um Gottes willen, suche mir einen
Jungen in Dublin, der mich so liebt, wie ich bin.«
Und
in diesem Augenblick und später am Abend, als sie mit heimlichen Tränen zu Bett
ging, war das wahrhaftig alles, was Margaret sich wünschte. Aber als sie am
nächsten Morgen aufwachte, verspürte sie ein für sie neues Gefühl der
Auflehnung. Die stolzen Talbots lehnten sie ab, aber sie würde es ihnen zeigen.
2
~ 1518 ~
A n diesem Septembermorgen warteten etwa
hundert feine, teuer gekleidete Damen unten beim Kranhaus. Das schmucklose,
zweistöckige Gebäude diente als Zollhaus. Aus ihm ragte eine massive
Holzkonstruktion hervor, mit deren Zahnrädern und Seilrollen schwere Lasten von
den im Hafen liegenden Schiffen gehoben und gewogen werden konnten.
Obwohl
eine kühle Brise über die Küste wehte, waren die Frauen bester Stimmung. Das Riding of the Franchises, der Ritt der Gerechtsamen, fand nur alle drei
Jahre statt. In seiner prächtigen Amtstracht hatte der Bürgermeister von Dublin
in der frühen Morgendämmerung zusammen mit einem Mann, der das zeremonielle
Schwert der Stadt vor ihm hertrug, die Stadt durch das östliche Dame’s Gate
verlassen, war am Thingsmount, am alten Wikinger Langstein vorbei und am
Liffeyufer entlang zum Meer geritten. Ihm folgten die vierundzwanzig Ratsherren
und eine große Gruppe hier lebender Ehrenmänner – insgesamt waren es fast
hundert Reiter. An der Küste hatte der water bailiff einen Speer ins Wasser geschleudert, als
Symbol für die Rechte der Stadt an der Dubliner Küste. Dann waren sie rund um
die Grenzen der Stadt geritten.
Ihr
Ritt führte zuerst hinunter zur Küste, etwa bis zur Hälfte des Weges nach
Dalkey; dann hielten sie sich landeinwärts, hinüber zum Ort Donnybrook, vorbei
an der Umgebung von Sankt Stephen und den Liberties von Sankt Patrick und danach weiter nach Westen zum
Marktflecken Kilmainham, etwa zwei Meilen flussaufwärts von der Stadt, wo der Bürgermeister
die Pferdefähre über den Liffey benutzte. Nördlich des Liffey beschrieb die
Grenze einen großen Bogen, der eine Meile nördlich von Oxmantown vorbeiführte, vorbei
am alten Schlachtfeld in Clontarf und sogar noch eine Meile darüber hinaus.
Gegen
Mittag kehrte der Tross, der insgesamt über dreißig Meilen geritten war, über
Oxmantown zurück. Jeden Augenblick würde er die Brücke, die in die Stadt
zurückführte, überqueren. Und schon konnten die Frauen ihre Männer sehen.
Seidene Taschentücher wurden geschwenkt, Lachen erklang. Und nirgends schien es
fröhlicher zuzugehen als in der Gruppe rings um eine kleine, spanisch
aussehende Frau, die ein üppiges Brokatkleid trug mit einem Pelzkragen, der sie
vor dem Wind schützte.
Margaret
stand etwas abseits von dieser Gruppe. Die meisten Stadtfrauen kannte sie nur
flüchtig. Sie kam nicht oft nach Dublin, da es auf dem Hof immer viel zu tun
gab. Sie hatte gute Kleidung an, für die sie sich nicht zu schämen brauchte;
mit ihrer wachsenden Familie hätte sie es ihrem Mann nicht erlaubt, ihr ein
teures, pelzverbrämtes Kleid zu schenken, selbst wenn er es ihr angeboten
hätte. Sie wandte sich an eine Frau, die neben ihr stand.
»Diese
spanisch aussehende Dame da drüben – mit wem ist sie verheiratet?«
»Oh«,
die Frau dämpfte respektvoll die Stimme. »Das ist die Frau des Ratsherrn Doyle.
Es heißt, sie sei sehr reich.« Sie sah Margaret erstaunt an. »Kennt Ihr etwa
den Ratsherrn Doyle nicht? Er ist ein mächtiger Mann in Dublin.«
Die
Dubliner waren stolz auf ihren Wohlstand und ihre Macht. Und genau darum ging
es bei der heutigen Zeremonie. Beim Ritt der Gerechtsamen bestätigten
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