Die Prinzen Von Irland
Weg nach Dublin machen, und William hatte ihn nach
draußen begleitet, um ihn zu verabschieden. Es war absoluter Zufall, dass
Margaret in das große Schlafzimmer hinaufgegangen war und die beiden Männer
unter dem Fenster reden hörte.
»Laufen
Eure Geschäfte mit Doyle gut?«, hörte sie William fragen.
»Ja,
und Eure – Eure privaten Angelegenheiten, meine ich, mit dieser Frau?« Das
hatte er ganz leise gesagt. »Sie meint, Ihr seht sehr gut aus. Das hat sie mir
selbst gesagt«, setzte MacGowan glucksend hinzu.
Williams
private Angelegenheiten mit Joan Doyle? Was könnte das nur sein?
»Ihr
kennt jedermanns Geheimnisse«, wisperte Walsh. »Das macht Euch zu einem
gefährlichen Mann,«
»Ich
versichere Euch, ich kenne Geheimnisse, da ich äußerst diskret bin. Aber Ihr
habt nicht meine Frage über die Lady beantwortet«, sagte MacGowan.
»Alles
in Ordnung, glaube ich.«
»Weiß
Doyle etwas davon?«
»Nein,
er weiß nichts.«
»Und
Eure Frau?«
»Nein.
Gott bewahre.«
»Euer
Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben. Und habt Ihr die Dinge zu einem Abschluss
gebracht?«
»An
Fronleichnam werden sie vollendet sein. Sie hat es mir versprochen.«
»Lebt
wohl.«
Sie
hörte, wie MacGowan abfuhr.
Wie
versteinert stand sie da. Ihr Mann und Doyles Frau. Sie mochten zwar beide ein
gewisses Alter haben, aber sie wusste, ihr Mann wäre körperlich durchaus in der
Lage, eine Affäre zu haben. Aber dass er ihr so etwas antun würde, überraschte
sie völlig. Einen Moment lang konnte sie kaum glauben, was sie gehört hatte. Es
mussten Stimmen aus einer anderen Welt gewesen sein.
Dann
erinnerte sie sich: Doyles Frau hatte gesagt, er sehe gut aus. Und das war
richtig. Und was hatte er noch vor vielen Jahren über sie gesagt, als sie sich
in Maynooth trafen? Sie sei hübsch. Sie fühlten sich zueinander hingezogen. Die
Stimmen waren nicht aus einer anderen Welt gekommen,sondern
aus ihrer Welt. Und die brach gerade in sich zusammen.
Fronleichnam.
Das war in zwei Tagen. Was sollte sie tun?
*
* *
Wenn Eva O’Byrne auf
die letzten acht Jahre zurückblickte, war ihr eines klar: Sie hatte, als sie
den Mönch um Hilfe bat, das Richtige getan, denn die darauf folgenden Jahre
waren die besten in ihrem ganzen Leben.
Sollte
Sean O’Byrne andere Frauen haben, so hielt er sie von ihr fern. Und zu Hause
war er ein aufmerksamer Ehemann. Ein Jahr, nachdem die Brennans fortgegangen
waren, hatte sie noch ein Töchterchen bekommen, das sie eifrig auf Trab hielt.
Das Baby schien auch Sean zu entzücken; wenn sie ihn mit ihr auf der Wiese vor
dem alten Turm spielen sah, verspürte sie Momente reinster Freude. Unterdessen
hatte Seamus aus Brennans Hof etwas Großartiges gemacht. Er hatte ihn praktisch
eigenhändig aufgebaut; und vor zwei Jahren hatte er auch eine Frau gefunden –
vielleicht nicht gerade ein großer Fang, die Tochter eines weniger bedeutenden O’Tooles,
doch eine sensible junge Frau, die Eva gefiel.
Inzwischen
war ihr Sohn Fintan Eva besonders ans Herz gewachsen. Für Außenstehende, das
wusste Eva, war es beinahe schon lustig, sie mit ihrem jüngsten Sohn zu sehen;
denn jedem fiel auf, dass er wie sie aussah und auch wie sie dachte. Sie
machten gemeinsame Spaziergänge, auf denen sie ihm alles beibrachte, was sie
über Pflanzen und Blumen wusste; und was die Rinder und das andere Vieh anging,
war er der geborene Bauer. Er erinnerte sie oft an ihren Vater. Und ständig zeigte
er ihr seine Zuneigung. In jedem Winter bastelte er etwas für sie – einen
Holzkamm, eine Butterpresse –, und diese kleinen Geschenke waren für sie
Schätze, die ihr ein Lächeln aufs Gesicht zauberten, wann immer sie sie
benutzte. Fintan und sie standen sich so nah, dass Eva beinahe fürchtete, ihr Mann könnte eifersüchtig werden. Doch Sean schien vor
allem belustigt und froh zu sein, dass der Junge ihr so viel Freude bereitete.
Seine eigene Beziehung zu Fintan war sehr einfach. »Ich danke dir, dass du mir
einen Sohn geschenkt hast, der sich so gut mit dem Vieh auskennt«, sagte er ihr
immer wieder.
Und
er wiederum hatte seiner Frau dafür ein anderes wunderbares Geschenk gemacht.
Ihre kleine Tochter war zwei Jahre alt, als Sean eines Tages von einer Reise nach
Munster zurückkehrte und sie beiläufig fragte: »Wie gefiele dir
Familienzuwachs?« Und sie fragte sich schon, was er wohl meinte, als er
erklärte: »Ein Pflegekind. Ein Junge in Fintans Alter.«
Die
Sitte, Kinder in Pflege zu nehmen, ging bis weit in die keltische
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