Die Prinzen Von Irland
Unkosten nicht decken. Ein, zwei Mal sprach sie
William darauf an, aber er versicherte ihr, er habe alles unter Kontrolle; und
da er immer vorsichtig gewirtschaftet hatte, nahm sie an, es stimmte. Und doch
schien es ihr, als sei ihr Mann besorgter als sonst. Eine Hoffnung, wie sie ihr
Einkommen erhöhen könnten, bestand darin, ein weiteres Stück Land von der Kirche
zu erwerben. Um dies zu erreichen, hatte Walsh bereits verlauten lassen, dass
er nach Land suche. Doch hier hatte sich nun eine neue Schwierigkeit ergeben.
Sie kam von niemand Geringerem als dem Erzbischof von Dublin.
Als
König Heinrich sich zum Obersten Kirchenherrn der Englischen Kirche gemacht
hatte, war sein Blick schon bald auf ihren immensen, zu wenig genutzten
Reichtum gefallen. Die Kirche müsse reformiert werden, erklärte er, womit er nicht
eine Bewegung hin zur protestantischen Lehre meinte –König Heinrich hielt sich
noch immer für einen besseren Katholiken als der Papst –, sondern sie müsse
besser organisiertwerden und mehr Gewinn abwerfen. Es
ging das Gerücht, die königlichen Beamten würfen gierige Blicke auf einige
reiche alte Klöster, deren riesige Erträge nur zum Unterhalt einer Hand voll
Mönche dienten. Daher war es nicht überraschend, dass der Erzbischof Alen, ein
englischer königlicher Beamter, der auch das Amt des Kanzlers innehatte und
natürlich darauf erpicht war, seinem königlichen Herrn zu gefallen, verkündete,
dass irische Pächter von jetzt an der Kirche einen »angemessenen Zins« für ihr
Land zahlen müssten.
»Natürlich
hat er Recht«, räumte Walsh seiner Frau gegenüber ein. »Aber in Irland sind die
Dinge bisher immer anders gelaufen. Dem Adel wird dies nicht gefallen.« Er zog
ein Gesicht. »Ich kann auch nicht behaupten, dass es mir sonderlich gefällt.«
»Werden
wir es schaffen?«, fragte sie ein wenig ängstlich. Doch obwohl er sie
beruhigte, merkte sie im Frühjahr 1533, dass William sich Sorgen machte.
In
der Mitte des Sommers stellte sie eine Veränderung in der Stimmung ihres Mannes
fest. Er wirkte leichtfüßiger. Die Sorgenfalten in seinem Gesicht gruben sich
nicht mehr so tief ein. Ob er etwas Neues über den Kirchenbesitz wisse, fragte sie.
Er verneinte, aber seine Geschäftszahlen sähen besser aus. Margaret meinte,
eine unbekannte Fröhlichkeit, fast so etwas wie Aufgeregtheit in seinem
Verhalten zu entdecken. Schon seit Jahren war er ein distinguierter,
grauhaariger Herr, doch auf sonderbare Weise sah er nun jünger aus, und sie
sagte es ihm auch. Im Spätsommer erhielten sie einen langen Brief von Richard,
der ihnen die Feste im Hause eines Gentleman, auf dem Land schilderte, wo er
offenbar eine Weile gewohnt hatte, und in dem er versprach, sie bald in Dublin
zu besuchen, und sie außerdem um eine beträchtliche Geldsumme bat. Dies
ängstigte Margaret, doch William sah es mit vollkommener Gelassenheit – und
zwar in einem solchen Maße, dass sie sich ernsthaft fragte, ob er nicht mit
seinem Kopfganz woanders sei. Eine Woche nach dem Brief
schaute dann MacGowan vorbei.
Margaret
mochte MacGowan. Er hatte eine besondere Stellung in der Dubliner
Kaufmannsgilde. Die meisten Dubliner Kaufleute kauften und verkauften ihre
Waren auf den Dubliner Märkten; doch sie mussten auch aus dem weiten Hinterland,
also von außerhalb des Pale, Erzeugnisse wie Nutzholz, Korn und Vieh kaufen.
Daher gab es eine Reihe Kaufleute, die über die Randgebiete hinweg freien
Handel trieben und somit der englischen und irischen Gemeinschaft als
Mittelsmänner dienten. Man nannte sie »Grauhändler«, und MacGowan war einer der
erfolgreichsten. Seine Spezialität war, von den O’Byrnes und den O’Tooles
draußen in den Wicklow–Bergen Bauholz zu erwerben und ihnen im Gegenzug alle
möglichen Waren zu bringen, und oft führte er Aufträge für Doyle aus. Wegen
seiner vielen Reisen konnte sich MacGowan nicht nur einen hohen Lebensstandard
leisten, sondern er war auch eine wahre Fundgrube an Neuigkeiten über alles,
was im Land vor sich ging. William, der zufällig zu Hause war an dem Tag, an
dem MacGowan vorbeikam, war also hocherfreut, ihn zu sehen.
Er
kam gegen Mittag. Er habe die Nacht zuvor, erzählte er, im Haus von Sean
O’Byrne von Rathconan weiter südlich verbracht. Margaret hatte gehört, dass
Sean O’Byrne ein Schürzenjäger war, doch sie kannte ihn nicht. Sie versuchte, MacGowan
zu überreden, auch bei ihnen zu übernachten. Doch nach einigen kühlen Getränken
sagte er, er müsse sich auf den
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