Die Prinzen Von Irland
Schachzug. Denn hatte sie ihm nicht eben einen Gedanken in den
Kopf gesetzt und ihm im selben Atemzug versichert, dass die Doyles unschuldig
waren? Nie zuvor hatte sie so etwas gemacht, und es kam ihr wie ein
Meisterstück der Diplomatie vor. Sie könnte Joan Doyle mit ihren eigenen
Mitteln schlagen. Kurz darauf entfernte sich der Artillerist, aber nicht ohne ihr
zuvor ein wenig die Hand zu quetschen.
Zwei
Monate später hatte William Walsh erfahren, dass er einen Sitz im nächsten
Parlament erhalte, und sie fühlte sich durchaus berechtigt, einen Teil der
Lorbeeren für sich zu beanspruchen. Margaret fand jedoch nie heraus, ob der
Artillerist während seiner restlichen Amtszeit je gegen die Doyles ermittelte.
Ihr
Sohn Richard war ein weiterer Triumph für die Familie. Es war die Idee seines
Vaters gewesen, dass er nach Oxford gehen solle. Zuerst hatte sie sich diesem
Plan widersetzt – zum einen weil sie sich nur höchst ungern von ihm trennte,
zum anderen auch weil er, so charmant wie er war, nie großes Interesse am
Lernen gezeigt hatte. »Er ist trotzdem sehr intelligent«, hatte sein Vater
insistiert. »Und da er kein nennenswertes Erbe zu erwarten hat, wird er sich in
der Welt durchsetzen müssen. Er muss eine Ausbildung bekommen. Und das
bedeutet, er muss nach England gehen.« Denn obwohl man mit Fitzgeralds College
in Maynooth große Hoffnungen verbunden hatte, war es doch in keiner Weise mit einer
Universität zu vergleichen. Für ein richtiges Studium musste man weiterhin
Irland verlassen.
Walsh
selbst hatte den Jungen vorbereitet, hatte ihn jeden Tag, den er erübrigen
konnte, unterrichtet und ihn beständig angespornt. Und Richard hatte sich mannhaft
bemüht und so große Fortschritte gemacht, dass sein Vater nach einem Jahr zu
Margaret sagen konnte: »Er ist bereit.« Und ihre Tränen hinter einem Lächeln
verbergend, hatte sie ihn nach England fortsegeln lassen. Er war nicht
zurückgekehrt. Von Oxford war er an die Inns of Court in London gegangen, um
sich wie sein Vater zum Anwalt ausbilden zu lassen. »Wenn er seinen Weg in
London machen kann, umso besser«, sagte William zu Margaret. »Und wenn nicht,
so kommt er mit hervorragenden Aussichten nach Hause zurück.« Margaret hoffte
inständig, er würde bald heimkehren.
Doch
diese Erfolge brachten ein Problem mit sich. Da William nun eine höhere
Position in der Gesellschaft innehatte, verbrachte er mehr Zeit in Dublin; und
manchmal musste Margaret ihn begleiten. Er kleidete sich teurer; er kaufte
Margaret neue Kleider – Dinge, die notwendig, aber nicht billig waren. Richards
Aufenthalt in England bedeutete für die Ersparnisse der Familie auch einen
größeren Aderlass, als Margaret erwartet hatte. Für einen armen Studenten gab
er eine Menge Geld aus; und als er dann an die Inns of Court ging, kamen seine
Briefe, in denen er um Geld bat, immer häufiger. Margaret, die sich manches Mal
sorgte, ihr Mann arbeite zu viel, war es merkwürdig vorgekommen, dass er so
viel brauchte; doch William schüttelte gequält belustigt den Kopf und sagte
ihr: »Ich erinnere mich, wie es war, als ich dort war. Diese jungen Kerle…« Als
sie sich fragte, ob ihr Lieblingskind nicht ein ruhigeres, weniger elegantes
Leben führen könne, sagte ihr Mann nur: »Nein, er soll als Gentleman leben. Ich
würde nicht wollen, dass es anders wäre.« In Richards Briefen fanden sich
Hinweise, dass er bei den Damen sehr beliebt war, und Margaret erinnerte sich
nun, wie er schon als Junge Joan Doyle rasch bezaubert hatte. Doch so etwas ging mit Kosten einher. Ob er
jetzt nicht für sich selbst aufkommen solle, fragte sie. »Es wird noch eine
Weile dauern, bis er vernünftig verdient«, erklärte William. »Unterdessen muss
er eine anständige Unterkunft haben und sich in der Gesellschaft sehen lassen.«
Wie
sehr er doch wie ihr eigener Vater klang, wenn er so sprach. Sie konnte fast
hören, wie ihr Vater damals sagte, ihr Bruder John solle nicht als einfacher
Fußsoldat nach England ziehen. Armer John, er kam nie zurück; armer Vater mit
seinem Wunsch, ein Gentleman zu sein. Und als sie nun ihren Mann ansah, begriff
sie, dass Richard in London eine Verlängerung seiner selbst war; und sie
verspürte eine Welle der Zärtlichkeit für beide. »Er könnte wie ein Gentleman
leben und dennoch für dich eine Entlastung sein, wenn er weniger ausgäbe«,
unterstrich sie.
Die
Geldausgaben waren so hoch, dass sie wusste, trotz Williams guter Arbeit würde
ihr Einkommen womöglich die
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