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Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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aus einer kleinen Phiole mit
orientalischem Parfüm aufgelegt, die sie sich vor einigen Jahren schuldbewusst
auf dem Donnybrook–Markt gekauft hatte. Und als sich ihr gut aussehender, distinguierter
Mann zu ihr umdrehte und voll Bewunderung sagte: »Margaret, du bist die
allerschönste Frau in der Burg«, errötete sie sogar vor Freude.
    »Du
musst nur einen guten Eindruck auf den Artilleristen machen«, hatte er ihr
erklärt. »Die meisten Adligen strafen ihn mit Verachtung, also wird er froh
sein, wenn jemand höflich mit ihm umgeht. Du kannst sogar mit ihm tändeln, wenn
du magst«, hatte er grinsend hinzugefügt.
    Wie
der Zufall es wollte, hatte ihr der Artillerist ganz gut gefallen. Er war ein
kleiner, scharfsinniger, durchsetzungsfähiger Mann; sie konnte sich vorstellen,
wie genau er mit seiner Kanone zielte. Als sie näher traten und sahen, dass
unter den Leuten, die ihn umringten, auch die Doyles waren, wurden ihr die Knie
weich. Da hatte es auch nicht geholfen, dass Joan, als sie sie entdeckte,
gelächelt und gesagt hatte: »Das ist meine Freundin mit dem wundervollen roten
Haar. Es sieht besser aus denn je.« Margaret hatte zurückgelächelt und gedacht:
Wenn das deine Art ist, mir zu sagen, es sei gefärbt, wird es dir nicht
gelingen, mich in Verlegenheit zu bringen. Als sie dem »Lord Deputy«
vorgestellt wurde, machte dieser einen tiefen Diener vor ihr. Und als nur wenig
später ein englischer Adliger, der zu Besuch war, sich zu dem Grüppchen
gesellte, stellte der Artillerist die Frau des Ratsherrn mit »Dame Doyle« vor
und Margaret als Gemahlin eines adligen Landbesitzers mit »Lady Walsh« – eine
Unterscheidung, die sie mächtig freute.
    Sie
musste einen guten Eindruck gemacht haben, denn als sie später zufällig einen
Moment alleine dastand, sah sie, wie der Artillerist forsch in ihre Richtung
eilte, um sie ins Gespräch zu ziehen. Er fragte sie nach ihrem Haus und ihrer Familie,
und sie war darauf bedacht, ihre Abstammung von loyalem, englischem Adel aus
Fingal zu betonen. Dies schien ihm Vertrauen einzuflößen, und schon bald sprach
er freimütig von den Schwierigkeiten seines Amtes.
    »Wir
müssen endlich Ordnung schaffen«, erklärte er. »Wäre doch bloß ganz Irland wie
Fingal. Seht Euch die Probleme an, unter denen wir leiden. Nicht nur irische
Stammes–Oberhäupter greifen an und plündern. Bedenkt die
Ermordung des armen Talbot oder die Entführung eines unserer Kommandanten vor
einem knappen Jahr.« Da Margaret Ersteres gebilligt hatte und sehr genau
wusste, dass die Fitzgeralds hinter dem zweiten steckten, begnügte sie sich
damit, taktvoll zu murmeln, es müsse etwas getan werden. »Geld ist das Problem,
Lady Walsh«, gestand er. »Der König gab mir Kanonen und Soldaten, aber kein
Geld. Und das irische Parlament…«
    Margaret
wusste, wie sehr es das Parlament wie alle gesetzgebenden Gewalten hasste,
Abgaben zu zahlen. Selbst als der frühere Gouverneur Butler seine eigenen
Männer wie zum Beispiel Doyle ins Parlament gehievt hatte, hatten sie ihm die
Finanzmittel immer knapp gehalten.
    »Ich
bin sicher, mein Mann versteht Eure Bedürfnisse«, sagte sie entschieden. Das
freute den kleinen Engländer offensichtlich, und schon kurz darauf sprach er
über die politische Situation.
    »Wisst
Ihr«, hob er an, »wegen dieser Scheidung des Königs fürchten wir in der Tat,
der Kaiser könnte versuchen, von Irland aus Probleme für Seine Majestät
anzufachen. Auf den Grafen von Desmond, um mit ihm anzufangen, ist kein
Verlass, er könnte durchaus mit ausländischen Mächten intrigieren.«
    Er
warf ihr einen kühlen Blick zu. Hatte er womöglich von den Schwierigkeiten
ihres Mannes wegen Munster gehört? War das eine Warnung?
    »Mein
Mann sagt immer«, antwortete sie vorsichtig, »der Graf von Desmond lebe
offenbar in einer völlig anderen Welt als wir.«
    Dies
schien ihm zu gefallen, denn er nickte lebhaft.
    »Euer
Mann ist ein kluger Mann. Doch unter vier Augen sage ich Euch, wir überwachen
alle Kaufleute für den Fall, dass einer von ihnen Kontakt zum Kaiser haben
sollte.«
    Und
nun sah Margaret ihre Chance gekommen.
    »Das
muss schwierig sein. Es gibt so viele Kaufleute, die mit Spanien und anderen
Häfen, wo der Kaiser seine Geheimagenten hat, Handel treiben. Denkt nur an
Doyle. Aber es ist doch unvorstellbar, dass die Doyles damit irgendetwas zu tun
haben.«
    »Stimmt«,
räumte er ein; aber sie sah ihn nachdenklich werden und verspürte eine freudige
Erregung über ihren

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