Die Prinzen Von Irland
junge Aristokraten zu erkennen, und einige klangen wie Besucher aus London.
Sie waren etwas betrunken, wirkten jedoch harmlos.
Was
denn eine solche hübsche Frau hier ganz allein mache?, riefen sie jetzt
neckisch Cecily zu. Wo denn ihr Mann sei? Wer er sei? Adam. Das nahmen sie mit
schallendem Gelächter auf. Dann müsste sie Eva sein. War sie eine Versucherin?
Wen von ihnen würde sie in Versuchung führen? AU das konnte sie von der
lustigen Seite nehmen. Als jedoch das nächste Stück begann, wurden die
Bemerkungen anzüglicher.
»Achtet
auf das Stück, Sirs, und nicht auf mich. Bedenkt, es ist schließlich
Fronleichnam«, rief sie.
Doch
wenn Cecily gedacht hatte, diese Mahnung würde sie zur Ruhe bringen, erreichte
sie genau die gegenteilige Wirkung. Nun begannen die Aristokraten, vulgäre
Wortspiele zu machen, fragten sie, ob sie »körperlich« werden wolle am Tag des
Corpus Christi, bis es ihr schließlich reichte.
»Verspottet
nicht das Wunder der Messfeier«, rief sie barsch, in der Hoffnung, sie ein für
alle Mal zum Schweigen zu bringen. Sie war äußerst erstaunt, als einer der
jungen Heißsporne, eindeutig ein Engländer, eine abfällige Bemerkung über die
Messe machte. Er hatte es nicht sehr laut gesagt, doch sie hatte es gehört; und
noch erstaunlicher war, dass einige seiner Kameraden lachten.
Cecily
vergaß das Stück und starrte die Männer voll Abscheu an. Für wen hielten sich
denn diese englischen Stutzer? Und warum bremsten ihre irischen Kameraden sie
nicht? Auch wenn sie vielleicht die Söhne großer Lords waren, dürften sie nicht
einfach nach Dublin kommen und hier Gottlosigkeiten von sich geben. Sie ging
auf sie zu.
»In
London könnt Ihr Protestanten und Ketzer sein«, rief sie bestimmt. »Aber Ihr
braucht Eure Gotteslästerung nicht nach Dublin zu tragen.« Einige, aber nicht
alle, schauten nun peinlich berührt.
»Tom«,
rief ein Unverschämter, »Ihr habt feurige Frauen hier in Irland.« Sie merkte,
dass er ziemlich betrunken war, doch das war keine Entschuldigung. Und als er
sich belustigend und anmaßend vor ihr verbeugte, versetzte sie das nur noch
mehr in Rage. Warum dachte dieser ausländische Geck, er könne mit ihr so
herablassend umgehen, nur weil sie hier in Irland waren und sie nur eine Frau
war? »Ja, sind wir denn Ketzer in England?«, fragte er sie höhnisch.
»Da
Eure neue Königin«, sie betonte dieses letzte Wort mit Verachtung, »eine
Ketzerin ist, seid Ihr es vielleicht alle.«
»Ein
Treffer, Tom, ein Treffer«, rief der junge kleine Lord. Er schlug die Hand aufs
Herz. »Ich bin getroffen.« Er taumelte zur Seite, als wäre er verwundet. Statt
dem Stück zuzuschauen, drehten sich die umstehenden Leute zu ihnen um. Und nun
ließ er abrupt von seiner Komödie ab und sah Cecily drohend an. »Nehmt Euch in
Acht, Madam, ehe Ihr die Königin der Ketzerei bezichtigt. Der König ist das
Oberhaupt Eurer Kirche.«
»Nicht
meiner Kirche, Sir«, entgegnete sie unerbittlich. »Der Heilige Vater ist der
oberste Herr meiner Kirche.«
Genau
genommen stimmte das noch. Da König Heinrichs Anspruch auf das Supremat noch
nicht vor das irische Parlament gebracht worden war, war es noch nicht Gesetz
in Irland; und Cecily konnte mit Recht sagen, dass sie dem Papst gehorchte. Sie
schaute den jungen Mann verächtlich an.
»Nun,
Madam«, rief er so laut, dass es alle Umstehenden hören sollten. »Ich glaube,
Ihr begeht Verrat.« Das letzte Wort sang er geradezu. Es klang grässlich nach.
Sogar Kain und Abel auf der Bühne hielten einen Moment inne und warfen ihnen
einen gereizten Blick zu. Doch Cecily war mittlerweile so in Wut, dass sie es
nicht merkte.
»Ich
möchte lieber des Verrats schuldig sein, als den wahren Glauben und den
Heiligen Vater zu verleugnen. Und Ihr sollt neben König Heinrich in der Hölle
schmoren«, schrie sie.
Das
Stück wurde unterbrochen. Alle schauten sich nach ihr um, nach der Frau, die
soeben den König zur Hölle gewünscht hatte. Obwohl sie völlig außer sich war,
wusste Cecily, dass sie zu weit gegangen war. Aber schlimmer noch als die
Blicke der Menschenmenge war der Blick in das Gesicht eines Mannes, der nun mit
schnellen Schritten auf sie zutrat.
Tidys
Gesicht war genauso weiß wie sein Kostüm. Nur seine Augen blitzten. MacGowan
war an seiner Seite. Eilig bahnte er sich einen Weg durch die Zuschauermenge.
Er war noch immer als Adam verkleidet mit dem lächerlichen Feigenblatt, das um
seine Taille baumelte. Tidy packte sie am Arm.
»Bist
du
Weitere Kostenlose Bücher