Die Prinzen Von Irland
Wochen hörte Margaret von einigen Familien, denen man ihr
Kirchenland abgepresst hatte, es waren sogar Verwandte von Kildare darunter.
Unter normalen Umständen würde selbst der Erzbischof von Dublin zögern, die
Fitzgeralds zu kränken, und sie fragte sich, was es zu bedeuten hatte.
Unterdessen ließen die Nachrichten aus England erahnen, dass die Ereignisse
sich zu einer Krise ausgewachsen hatten.
»Der
Papst hat Heinrich exkommuniziert.« In London blieb es ruhig, doch man
fürchtete, es könnte in den umliegenden Regionen zu Aufruhr kommen. Es ging
sogar das Gerücht, der Habsburger Kaiser würde von Spanien ein Invasionsheer
entsenden. Sollte es sich bewahrheiten, könnte der Tudor–König wegen all seines
arroganten Getöses den Thron verlieren. Gegen Ende des Monats kehrte William
Walsh zurück. Den Abend seiner Heimkehr würde Margaret nie vergessen; ihr Mann
stand in der Tür und sagte: »Ich habe jemanden mitgebracht.«
Richard.
Ihr Sohn. Sie sah sein rotes Haar, die lustigen Augen und das Lächeln in seinem
Gesicht, und sie erkannte, dass er größer, kräftiger, ja sogar noch hübscher
war als zu dem Zeitpunkt, da er nach London gegangen war. Ihr Sohn schloss sie
in die Arme. Sollte er bitter enttäuscht gewesen sein, London verlassen und
nach Hause zurückkehren zu müssen, versteckte er es vor ihr. Denn wie ihr Walsh
in der Nacht erzählte, waren er und Richard gemeinsam zu der Entscheidung
gekommen, als sie in London die Probleme durchdiskutierten. »Wir können es uns
nicht mehr leisten, ihn in London zu lassen. Er wird eine Weile bei uns leben. Ich
kann ihm sicherlich zu einem guten Start in Dublin verhelfen.«
In
allem Schlechten liegt das Gute schon im Ansatz verborgen, dachte Margaret.
Blieb nur die Frage, was jetzt mitdem Kirchenland
geschehen sollte. »Ich werde es aufgeben«, beschloss Walsh. »Und in der
Zwischenzeit gibt es keine neuen Kleider für dich und auch keinen neuen Umhang
für mich.«
Im
April konzentrierte sich fast alles auf Richard. Sein Vater ließ ihn nicht zu
Hause müßig herumsitzen. Er nahm ihn für einige Tage mit nach Fingal. Dann
reisten sie gemeinsam zehn Tage nach Munster. Auch nach Dublin nahm er ihn mit,
wo er, wie sein Vater stolz berichtete, alle bezauberte, die er kennen lernte.
Margaret musste die Emsigkeit ihres Mannes bewundern. Und bereits Anfang Mai
schien Richard alle zu kennen.
»Und
wer hat in Dublin auf dich den größten Eindruck gemacht?«, fragte sie ihren
Sohn eines Abends, als sie gemeinsam vor dem Feuer saßen.
Nachdem
er einen Moment nachgedacht hatte, antwortete er: »Vielleicht der Kaufmann
Doyle. Ich habe nie zuvor einen Mann getroffen, der sein Metier besser
beherrscht. Und seine Frau ist natürlich reizend«, fügte er fröhlich hinzu.
Walsh
hatte Anlass zur Freude über seinen Sohn, doch die Neuigkeiten, die er in
Dublin hörte, bereiteten ihm immer größere Sorgen. Als der Graf von Kildare in
London eintraf, war er zuvorkommend empfangen worden. Doch Mitte Mai kehrten
einige Leute aus seinem Gefolge mit der Nachricht nach Dublin zurück, seine
Gesundheit ließe zu wünschen übrig. Heinrich VIII. habe ihm plötzlich das
Gouverneursamt entzogen und weigere sich, es an seinen Sohn zu übergeben. Und
noch schlimmer: »Ist doch kaum zu glauben, er schickt uns wieder den
Artilleristen«, protestierten sie. Es hieß auch, einige Männer des Butler–Clans
hätten demnächst richtungsweisende Gespräche mit der neuen Verwaltung. Und das
vielleicht unheilvollste Gerücht besagte, die Butlers hätten König Heinrich
eine Garantie gegeben, dass sie keinerlei Ansprüche, die der Papst auf Irland
erhob, unterstützen würden. »Daskann nur eines bedeuten«,
erklärte Walsh. »Heinrich glaubt, der Spanier wird angreifen.«
Was
würden die Fitzgeralds tun? Alle schauten auf den jungen Silken Thomas und
seine fünf Onkel. Sie hatten bereits eine wütende Auseinandersetzung mit
Erzbischof Alen über die Kirchengrundstücke geführt. Ehe der Mai zu Ende ging, war
der junge Fitzgerald–Erbe oben im Norden in Ulster, um mit den O’Neills zu
sprechen, und auch unten im Süden, in Munster, gewesen. Vom Artilleristen war
bisher noch nichts zu sehen. Würden die Fitzgeralds den rechten Augenblick
abwarten oder schon jetzt die Provinzen aufhetzen? Das Ausmaß der Gefahr
erkannte Margaret an einem Tag Ende Mai, als ihr Mann mit einer umgehängten
Hakenbüchse, Schießpulver und Kugeln nach Hause kam. »Ich habe das Gewehr einem
Schiffskapitän
Weitere Kostenlose Bücher