Die Prinzen Von Irland
abgekauft«, erzählte er. »Nur für alle Fälle.«
Wie
war es also inmitten all dieser Unsicherheiten möglich, dass William Walsh die
Zeit und die Kraft fand, seine Affäre mit Joan Doyle weiterzuführen? Margaret
konnte es sich kaum vorstellen, obwohl er anscheinend genau das tat.
Seit
seiner Rückkehr mit Richard hatte sie bei verschiedenen Gelegenheiten vermutet,
ihr Mann treffe sich wieder mit der Frau des Ratsherrn. Anfang Mai war er mit
Richard nach Dublin gefahren und hatte dann – was sie erst später erfuhr –Richard
für zwei Tage wegen irgendwelcher Erledigungen nach Fingal geschickt. Dasselbe
war in der Woche darauf geschehen, als er Richard nach Maynooth und einem nahe
gelegenen Kloster entsandte. Wie konnte er nur den eigenen Sohn als Alibi
missbrauchen, um mich, seine Frau, zu betrügen, wunderte sich Margaret. Doch es
war bestimmt eine Idee von Doyles Frau gewesen, dachte sie voll Abscheu. Sollte
sie noch irgendwelche Zweifel gehabt haben über das, was vor sich ging, wurden
die Anfang Juni zerstreut.
Ein
Schiff hatte in Dublin angelegt mit der Neuigkeit, der Graf von Kildare sei in
London hingerichtet worden. DieFitzgeralds waren außer
sich. Vielleicht sei es nicht wahr, meinte Walsh. Er müsse ohnehin nach Dublin,
wolle dort mehr herausfinden, und so nahm er Richard mit. Zwei Tage später
tauchte Richard alleine wieder zu Hause auf.
»Silken
Thomas ist gerade nach London gerufen worden. Wir wissen noch immer nicht, was
mit Kildare geschehen ist«, erzählte er Margaret. »Vater bittet dich, alles
Wertvolle zu verstecken und Vorbereitungen zu treffen für den Fall, dass es
Probleme gibt. Womöglich brauchen wir sogar die Hakenbüchse.« Niemand in Dublin
wisse, was geschehen werde. Selbst die Männer des Königs in der Dubliner Burg tappten
im Dunklen, berichtete er. »Ich habe Vater geraten, er solle die Lage mit Doyle
besprechen«, fuhr Richard zuversichtlich fort. »Er kann sie am besten
einschätzen. Aber leider war es nicht möglich«, bedauerte er, »denn er
verbringt die ganze Woche in Waterford.«
»Die
ganze Woche?« Ohne dass sie es beabsichtigte, wurde ihr Ton fast zu einem
spitzen Schrei. Er sah sie erstaunt an.
»Ja.
Was ist dabei?«
»Nichts«,
sagte sie rasch. »Gar nichts.« Sie durchschaute das Spiel der beiden. Es war
alles arrangiert gewesen. Doyles Frau hatte gewusst, dass ihr Mann nicht da
sein würde. Joan Doyle hatte sie schon wieder zum Narren gehalten und schickte
ihr ihren eigenen, nichts ahnenden Sohn mit der Nachricht. Was sollte sie jetzt
tun? Richard zurückschicken? Und das Risiko eingehen, dass er die Wahrheit
herausfand? Die Durchtriebenheit dieser Frau war unglaublich. Doch es kam noch
schlimmer.
»Ich
will dir im Übrigen von einem merkwürdigen Zufall erzählen«, sagte Richard,
»den Vater und ich heute Morgen herausgefunden haben.« Er lächelte ein wenig
traurig. »Weißt du, wer gerade das Kirchenland, auf das wir verzichten mussten,
gepachtet hat? Der Ratsherr Doyle.« Und gleichmütig fügte er an: »Ich vermute,
er kann es sich leisten.«
Doyle?
Margaret brauchte einen Augenblick, bis ihr die eigentliche Bedeutung bewusst
wurde. Doch dann meinte sie, allmählich zu verstehen. Hatte Joan Doyle nicht
schon früher einmal genau dasselbe getan? Zuerst hatte Joan sie in jener Gewitternacht
in trügerischer Sicherheit gewiegt und dann die Information, die sie, Margaret,
so töricht ausgeplaudert hatte, benutzt, um der Familie einen Schlag zu
versetzen. Und nun hatte sie wohl überlegt William verführt, während ihr eigener
Mann, der bestimmt mit Erzbischof Alen in enger Verbindung stand, den Walshs
das Land wegnahm. Kannte sie denn keine Grenzen, wenn es darum ging, sie zu
vernichten? Armer William. Ihr Mann tat ihr nun sogar Leid. Was war schließlich
ein Mann in den Händen einer wirklich entschlossenen und skrupellosen Frau? In
diesem Moment hasste sie Joan Doyle mehr, als sie je in ihrem Leben einen
Menschen gehasst hatte.
Sie
verstand alles. Selbst jetzt wusste der sonst so kluge William wahrscheinlich
noch nicht, dass er hintergangen wurde. Doyles Frau hätte bestimmt für alles
eine Erklärung. Da konnte man sicher sein. Wahrscheinlich schlief er gerade in
diesem Augenblick mit ihr, der arme Dummkopf.
In
diesem Augenblick reifte in Margaret der Entschluss, ihre Nebenbuhlerin zu
töten.
* * *
MacGowan stand mit
Walsh und Doyle vor dem Tholsel, als es begann. Es war ein Tag, nachdem Walsh
seinen Sohn nach Hause geschickt hatte; Doyle war
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