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Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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seufzte.
Er wusste, dass es zwecklos war, das Thema weiter zu verfolgen. Stattdessen
streckte er seine Hand aus und kniff
seinem Freund liebevoll in den Arm.
    Als sie unten
ankamen, begann es bereits dunkel zu werden. Am Fuß des Berges wurden Fackeln
entzündet. Während sie sich zum Festmahl begaben, sahen sie eine alte Druidin,
die Conall zunickte, worauf dieser auf gleiche Art höflich antwortete. Am
Eingang der Halle trennten sich die Freunde voneinander, und Finbarr sah zu,
wie sein Freund hineinging. Einen Moment später sah er auch Fergus und seine
Tochter eintreten. Nun machte der Häuptling ein strahlendes Gesicht.
Offensichtlich hatte der Hochkönig Erbarmen mit ihm gehabt; und doch schien es
Finbarr, als fühle sich Deirdre sonderbar unwohl in ihrer Haut.
    *
* *
    Der
Hochkönig erhob sich, die gesamte Festhalle verfiel in Schweigen.
    Ganz ruhig, mit einem
leichten Lächeln in seinem fülligen Gesicht, ergriff er das Wort. Er hieß alle
willkommen und dankte den Druiden. Den Häuptlingen dankte er für den Tribut,
den sie treu entrichtet hatten. Ja, er schätze sich sogar glücklich, sagen zu
können, dass es auf der ganzen Insel niemanden gäbe, der mit seiner Zahlung im
Rückstand sei. Er hielt inne.
    »Außer einen Mann aus
Connacht.« Alle Augen waren nun auf ihn gerichtet, lauerten auf Zeichen und
Signale. Nun ließ er sein Gesicht ganz langsam zu einem sarkastisch amüsierten
Grinsen erstrahlen. »Wie es scheint, war er zufällig gerade nicht in seiner
Hütte, als wir vorsprachen.«
    Gelächter brach aus.
Der Blick des Hochkönigs wurde unmerklich bedrohlicher. »Mein Neffe Conall« –
dabei nickte er dem bleichen Prinzen zu – »wird ihm gemeinsam mit einigen anderen
einen erneuten Besuch abstatten.« Er blickte in der Halle in die Runde. »Sie
werden in der Morgendämmerung aufbrechen.« Er nickte allen freundlich zu. Dann
wandte er sich an seine Frau, nickte auch ihr zu und nahm wieder Platz.
    Ein leises Aufatmen
ging durch den Raum. Doch nun erscholl, einen Moment lang zunächst nervös, dann
immer kräftiger anschwellend, Gelächter. Einige Männer begannen beifällig auf
den Tisch zu trommeln. »Ausgerechnet zu Beltaine«, rief jemand laut. »Das wird
der Mann aus Connacht gewiss nicht erwarten.« Weiteres Gelächter. »Er wird es
sehr bedauern, dass er damals nicht zu Hause war.«
    Das war der kräftige
Schlag der Autorität, gewürzt mit durchtrieben täuschender List, der ihnen
Respekt einflößte. Ihnen gefiel der finstere Humor an der Sache. Und wenn sie
anstatt des Tributs gar noch diesen prachtvollen Stier heimführten, dann würde
ihn die gesamte Insel für die Art seiner Rache bewundern. Manche, die von
Conalls Wunsch, ein Druide zu werden, und von seinem Abscheu gegen derlei Abenteuer
wussten, blickten jedoch tiefer hinter die Dinge. Selbst der Lieblingsneffe hat
sein Haupt unter das königliche Joch zu beugen. »Und doch hat der König Recht«,
murmelten diese. »Es musste sein.«
    Der Hochkönig blickte
zu der Stelle hinüber, wo der arme Conall stand. Sein Neffe wirkte schockiert.
Zweifellos hatte Larine dem jungen Mann von seinem Versprechen erzählt, sich
zuerst mit ihm zu beraten, bevor er eine solche Entscheidung fällte. Nun, da
hatte er eben Pech gehabt. Dies würde sowohl für Larine als auch für seinen
Neffen eine Lehre sein. Könige verfügen über Prinzen, wie es ihnen beliebt –
das sollten sie beide wissen. Abgesehen davon, dachte sein Onkel bei sich,
schien der junge Mann sich so sehr im Unklaren zu sein, was er wirklich wollte,
dass er dem Jungen, indem er ihn auf diese Art in die Ferne schickte,
vielleicht sogar einen Gefallen tat. Dann blickte er seine Gemahlin an. Sie
strahlte ihn an, wie er
es erhofft und erwartet hatte. Ihr Wille war geschehen. Er erwiderte ihr
Strahlen.
    Wenig später erhob er
sich erneut, um nochmals das Wort zu ergreifen. Vielleicht sollte jemand geehrt
werden. Sie hörten höflich zu.
    »Ich habe eine
weitere Ankündigung zu machen. Diesmal eine freudige.« Er blickte langsam von
einem zum anderen in die Runde, so dass jedem deutlich klar wurde, dass nun ein
freudiges Gesicht gefordert war.
    »Wie ihr wisst, wurde
ich in der Tat mit Glück gesegnet, da ich mich seit vielen Jahren der
Gesellschaft meiner liebenswerten Gemahlin erfreue.« Er neigte ihr sein Haupt
zu, und sie ließ ein wenn auch nicht ganz von Herzen kommendes Gemurmel der
Zustimmung vernehmen. »Und doch ist es bei uns Brauch«, fuhr er fort, »dass wir
uns von Zeit zu Zeit

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