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Die Prinzen Von Irland

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Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Anstatt die Sache mit ihm zuvor zu bereden,
wie er es Larine versprochen hatte, hatte sein Onkel eine öffentliche
Bekanntgabe gemacht, die Conall in eine unmögliche Lage brachte. Von nun an war
jede Widerrede ein Aufbegehren gegen den Hochkönig. Sein Onkel hatte die
Absicht verfolgt, ihn zu überlisten, ihn als Instrument seiner Macht zu
benutzen, ihn mit zynischer Verachtung zu strafen.
    Aber das alles war
nichts im Vergleich mit dem Schock der zweiten Bekanntmachung. Deirdre war
verloren. In diesem letzten Moment, nach Monaten der Schwierigkeiten, der Pein
und der Qual war seine Liebe plötzlich unmöglich geworden. Von nun an gehörte
sie dem Hochkönig. Sie war unerreichbar. Dass sie seinen Onkel verabscheute,
war nicht zu verkennen. Ein einziger Blick in ihr Gesicht hatte genügt, und er
wusste Bescheid.
    Als er sich die
entsetzliche Tatsache vor Augen gehalten hatte, dass sie nie die seine werden
konnte, hatte Conall ein ganz neues, intensives Gefühl ergriffen. Es war, als hätten seine Zweifel nie existiert. Deirdre. Er konnte kaum die
Augen von ihr lassen. An diesem Abend ertappte er sich die ganze restliche Zeit
dabei, dass er, wann immer sie sich in der Halle befand, jede ihrer Bewegungen
sehnsüchtig verfolgte. Sie dagegen hatte ihn kein einziges Mal angeblickt. Wie
konnte sie auch? Obwohl er einmal, als er sich gerade abwandte, das Gefühl
gehabt hatte, als habe er sie dabei überrascht, wie sie in seine Richtung sah.
Würde sie immer noch versuchen, ihn in der Morgendämmerung zu treffen?
Wahrscheinlich nicht. Was konnten sie sich auch noch sagen? Aber auch nachdem
er das Fest verlassen hatte, war ihm das Gefühl ihrer Gegenwart weiter wie ein
Schatten gefolgt.
    In diesem Augenblick
vernahm er hinter dem Stein ein leises Geräusch, und ein Schatten kam heran,
sank zu Boden und blieb an die andere Seite gelehnt sitzen, so dass er, wenn er
es gewollt hätte, nur mit seiner Hand hinübergreifen musste, um ihn zu
berühren; und dann begann der Schatten sanft zu weinen, und eine Stimme, die er
kannte, murmelte: »Sie wird mich töten.«
    Da er sie nicht
erschrecken wollte, rief er ganz leise: »Deirdre.«
    Und es dauerte nicht
mehr lange, bis er sie in seinen Armen hielt und sie ihm von ihrer Unterredung
mit der Königin erzählt hatte.
    »Sag mir, Conall, was
ich tun soll«, rief sie aufschluchzend. »Wie kann ich fortlaufen und wohin
könnte ich fliehen, wenn der König persönlich nach mir sucht und ich ganz
allein auf der Welt bin? Wird sie mich wirklich töten? Sag, dass es nicht wahr
ist.«
    Aber Conall schwieg,
denn er kannte die Königin.
    So verharrten sie
eine Weile, sie zitternd in seinen Armen, während er, obwohl gleichfalls um sie
besorgt, darüber sinterte, wie aussichtslos sein eigenes Leben war – bis er
schließlich zu einem Entschluss gelangte. Und sobald er ihn gefasst hatte, spürte
er eine gewaltige neue Wärme in seinem Kerzen und ein Gefühl des Jubels, das
seine Welt, wie ihm schien, mit einem visionären Licht erfüllte. Endlich,
dachte er mit Erleichterung, endlich wusste er, was er zu tun hatte.
    »Wir werden gemeinsam
fliehen«, sagte er, »und wenn es sein muss, bis ans Ende der Welt.«
    *
* *
    Finbarr
wartete nervös, während Fergus zögerte.
    »Nun?« Der Hochkönig
fixierte den Mann aus Dubh Linn mit unerbittlichem Blick.
    Die Antwort auf die
erste Frage – ob er etwas von dem Plan seiner Tochter, zu fliehen, wusste – war
einfach gewesen. Er hatte nichts davon gewusst. Fergus war sogar entsetzt
gewesen, und das war ihm deutlich anzusehen. Ob er wisse, dass Conall um
Deirdre warb?, lautete die nächste Frage. Er kam zu dem Schluss, dass Ehrlichkeit
die beste Taktik war.
    »Das wäre für mich
eine feine Sache gewesen«, gestand er, »aber es war schwer zu sagen, ob er es
ernst meinte. Jedenfalls hat er mich nie um ihretwillen aufgesucht.«
    Nun wandten sich alle
Finbarr zu: der König, die Königin, die beiden Häuptlinge, die man an diesem
Morgen zur Festhalle befohlen hatte. Also tat Finbarr das einzig Vernünftige.
Er erzählte ihnen, was er von Conalls Gefühlen wusste und wie er selbst es so
eingerichtet hatte, dass Deirdre Conall während des Festmahls am Vortag
begegnen musste. Und während er sich vor dem König respektvoll verneigte – und
dabei versuchte, die Königin nicht anzublicken fuhr er fort: »Aber da hatte ich
noch keine Ahnung, dass Ihr Euch für sie interessiert.« Zu seiner Erleichterung
akzeptierte der König dies mit einem kurzen Nicken.
    »Das

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