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Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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noch eine weitere Frau zur Gemahlin nehmen.« Nun trat eine
tödliche Stille ein. »Und so habe ich beschlossen, mich zusätzlich zu meiner
geliebten Ehefrau mit noch einer weiteren Frau zu vermählen.« Den Gästen im
Festsaal verschlug es den Atem. Alle Augen wandten sich der Königin zu, die
benommen dreinblickte, als sei sie von einem Stein getroffen worden. Ehemänner,
die von ihrer herrschsüchtigen Art wussten, grinsten einander heimlich zu. Die Ehefrauen,
zumindest einige von ihnen, waren entsetzt. Und doch hatten nicht wenige von
ihnen zu dieser oder jener Zeit unter den Launen der Königin zu leiden gehabt. Und es dauerte
nur wenige Augenblicke, bis sich ringsum im Saal wie Nebel, der auf den
Blättern der Bäume zu feinen Tautröpfchen wird, der einhellige Gedanke
verdichtete: Das hatte sie selbst verschuldet.
    Aber wer war die
Braut? Auf einen Wink des Königs sahen sie nun eine hoch gewachsene Gestalt mit
langem Schnauzbart hervortreten, die von einem bildhübschen Mädchen begleitet
wurde, das noch kurz zuvor Bier und Met ausgeschenkt hatte. Die Leute glotzten
sich verdutzt an. Was hatte das zu bedeuten?
    »Deirdre, Tochter von
Fergus, Sohn des Fergus, aus Dubh Linn«, verkündete der König. Und während er
Deirdre zuschmunzelte, zog er Fergus näher zu sich heran und legte dem älteren
Mann seinen schweren Arm um die Schulter, so dass sich der Häuptling, der nun
so selbstzufrieden strahlte, als hätte er eigenhändig eine ganze Armee besiegt,
vom Griff seines königlichen Schwiegersohns, so fest wie von einem Schraubstock
umschlungen fühlte.
    Während der Rest der
Gesellschaft noch dabei war, allmählich wieder zur Besinnung zu kommen, sprang
Goibniu flink auf die Beine und rief mit hoch erhobenem Becher aus: »Langes
Leben und beste Gesundheit für unseren König und für Deirdre.« Den Gästen blieb
nichts anderes übrig, als freudig einzustimmen.
    Der König hätte sich
von der Königin auch scheiden lassen können. Aber dies hätte ihre Familie
beleidigt, die bedeutenden Einfluss hatte, während er sie, indem er sich eine
zusätzliche Braut suchte, lediglich in ihrer Macht beschnitt. Die Wahl, die er
traf, war ein Meisterstreich. Während sich jeder Mann auf der Insel beliebige
Nebenfrauen nehmen konnte, musste der König dabei Vorsicht an den Tag legen.
Erwählte er die Tochter eines mächtigen Stammeshäuptlings, so beleidigte er
alle anderen. Er konnte sich natürlich Konkubinen nehmen, aber das war nicht
seine Absicht. Er hatte die Macht der Königin unterminieren wollen, und dies
war ihm gelungen. Die Klugheit seiner Wahl bestand darin, dass das Mädchen von
adligem Geblüt war und wie eine Prinzessin aussah, dass aber ihr Vater keinerlei
Einfluss besaß. Er war Herr über ein Sumpfgebiet, ein Niemandsland, eine
gottverlassene, öde Furt.
    Der ausersehene
Ehemann aus Ulster würde keine Schwierigkeiten machen. Der Hochkönig gedachte
einen seiner Männer auszuschicken, um dem Kerl ein großzügiges Geschenk zu
machen. Der Mann aus Ulster würde Verständnis haben: Ein Hochkönig hatte
Vorrang. Und was Goibniu anbetraf: Den durchtriebenen Schmied hatte er bereits
am späten Nachmittag heimlich für den Verlust seiner Vermählungsprämie
entschädigt. Damit waren alle zufrieden gestellt – außer vielleicht Conall und
das Mädchen.
    »Das Hochzeitsfest
findet morgen Abend statt«, schloss er seine Rede.
    *
* *
    In
jener Nacht war es stockfinster; die Sterne hatten ihre Gesichter hinter den
Wolken versteckt. Nicht das geringste Fünkchen Licht wurde von oben gewährt, um
Deirdre zu helfen, während sie sich durch die Finsternis tastete, die sich, je
dichter sie herankroch, umso schwärzer über sie zu ergießen schien.
    Manchmal fühlte sie
die Rindshautbahnen der Wagen oder anderer provisorischer Unterstände, von
denen das Gelände übersät war; mehrmals störte sie schlafende, in ihre Mäntel
gerollte Körper auf. Gelegentlich vernahm sie ein Schnarchen oder anderes,
intimeres Getuschel. Ihr Vater war in der Festhalle geblieben und lag neben
fünfzig anderen friedlich im Schlaf. Aber sie hatte es dort nicht länger
ausgehalten und war hinter den ersterbenden Fackeln ins Freie geflüchtet. Sie
versuchte den Weg zu jener Stelle zu finden, wo ihr Reisekarren stehen musste.
Es war sonderbar, dass sie ausgerechnet hei ihren beiden vermutlich betrunkenen
Geschwistern Trost suchte; aber schließlich waren sie ihre Familie. Eine letzte
Nacht im Kreise ihrer Familie.
    Und was dann? Die
Vermählung

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