Die Prinzen Von Irland
deutete auf seinen Streitwagen. »Du kannst dich
davon überzeugen, dass ich bewaffnet bin.«
»Dann musst du mich
töten.« Es war keine Herausforderung, Conall blieb ganz ruhig stehen und
starrte vor sich hin, als warte er auf den niederfahrenden Schlag.
Eine geraume Weile
starrte Finbarr auf seinen Freund herab. Dann fasste er nach unten in den
Wagen, ergriff drei Gegenstände und warf sie seinem Freund vor die Füße. Es
waren Conalls Speer, sein Schild und sein blitzendes Schwert.
»Verteidige dich«,
rief er.
»Ich kann nicht«,
entgegnete Conall und hob seine Waffen nicht auf.
Nun verlor Finbarr
die Geduld mit seinem Freund.
»Hast du etwa Angst
davor zu kämpfen?«, schrie er. »Dann hör zu, was wir tun werden. Ich werde an
der Hürdenfurt warten, Conall. Du kannst dorthin kommen und gegen mich kämpfen
wie ein Mann – und wenn du gewinnst, kannst du gehen, wohin du willst. Oder du
kannst mit deiner Frau davonlaufen, und ich kehre zu deinem Onkel zurück und
werde ihm sagen, ich hätte einen Feigling entwischen lassen. Tu, was dir beliebt.«
Und nach diesen Worten fuhr er mit seinem Streitwagen davon.
Nach einer langen
Pause nahm Conall, da er keine andere Wahl hatte, seine Waffen auf und folgte
ihm traurig nach.
Auf einem
grasbewachsenen Uferstreifen, mit der Furt über die Liffey direkt in ihrem
Rücken, rüsteten sich Conall und Finbarr zum Kampf.
Vorher allerdings
mussten sie bestimmten Ritualen Genüge leisten. Der Krieger sollte nackt sein,
konnte sich Gesicht und Körper mit einer bläulichen Farbe, genannt woad, bemalen. Wichtiger
war jedoch die innere Vorbereitung. Denn die Männer zogen nicht mit kaltem
Herzen in die Schlacht. Sie putschten sich mit Furcht erregenden Gesängen und
entsetzlichem Kriegsgeschrei auf. Druiden pflegten den Feind anzubrüllen und
ihm zuzurufen, er sei dem Untergang geweiht. Während sie ihre Bannflüche
ausstießen, warfen die Männer aus den hintersten Linien ihren Gegnern zuweilen
Dreck oder sogar Kot ins Gesicht. Aber vor allem hatte sich jeder Krieger in
jenen ekstatischen Zustand zu versetzen, in dem er seine Stärke auch von seinen
Vorfahren und Göttern erhielt. Dies war die erhabene Inspiration, seine Raserei
oder riastrad, »Wutverzerrung«, wie die keltischen Dichter es nannten.
Diesen ekstatischen
Zustand erreichte der keltische Krieger, indem er sich auf ein Bein stellte,
auf bestimmte Art den Körper verdrehte und sein Gesicht verzerrte, bis es
aussah wie eine Kriegsmaske. Finbarr bereitete sich auf genau diese Art vor. Er
zog sein rechtes Knie hoch und wölbte langsam seinen Körper, als würde er einen
Bogen spannen. Dann kniff er das linke Auge zu, drehte sein Gesicht halb zur
Seite, so dass sich der stechende Blick seines offenen, nun weit aufgerissenen
und zornig starren Auges in seinen Gegner zu bohren schien. Conall dagegen
stand gelassen da, aber Finbarr hatte den Eindruck, er halte Zwiesprache mit
den Göttern.
»Dass du dich hierher
getraut hast, Conall«, schrie er, »wirst du bald bereuen. Ich bin ein Eber, der
dich durchbohren wird, Conall. Ein wilder Eber.«
Conall schwieg und
verzog keine Miene.
Sie ergriffen ihre
Speere und Schilde. Finbarr schleuderte seine Waffe mit gewaltiger Kraft auf
Conall. Er hatte perfekt gezielt. Mit einem solchen Wurf hatte sein Speer schon
einmal den Schild eines Gegners durchstoßen und den Mann durch die Brust auf
den Boden gespießt. Aber Conall sprang so flink zur Seite, dass Finbarr die
Bewegung kaum wahrnehmen konnte. Nur einen winzigen Moment später schleuderte
Conall seinen Speer los. Er zielte genau auf Finbarrs Herz. Hätte ihn ein
anderer Krieger geschleudert, so hätte Finbarr ihn als Meisterwurf bewertet.
Aber er wusste, welch unglaubliche Kraft Conall entwickeln konnte, wenn er es
wirklich versuchte, und während er den Speer in seinen Schild einschlagen ließ,
verfluchte er seinen Gegner innerlich. Dann packte er sein Schwert und stürzte
auf Conall los.
Es gab nur wenige,
die Finbarr im Schwertkampf ebenbürtig waren. Er war tapfer, blitzschnell und
bärenstark. Als er Conall jetzt mehr und mehr zurückdrängte, wusste er nicht
recht, ob sein Freund freiwillig zurückwich oder außer Übung war. Eisen krachte
auf Eisen, die Funken stoben. Nun hatten sie den Rand des flachen Uferwassers
erreicht. Conall wich immer weiter zurück und watete bald knöcheltief im
Wasser. Aber noch hatte keiner der beiden auch nur die geringste Verletzung
davongetragen.
Je heftiger Finbarr
zuschlug,
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