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Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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war guter Dinge, als sie in
nordwestlicher Richtung ihren Weg fortsetzten und dem Tal des Boyne–Flusses
entgegenfuhren.
    »Am Nachmittag werden
wir dort sein«, sagte ihr Wagenlenker. »Dann werden wir im königlichen Tara
sein.«
    Und gleich darauf
rief ihr Vater strahlend:
    »Erinnerst du dich,
Deirdre? Erinnerst du dich noch an Tara?«
    Natürlich erinnerte
sie sich. Wie hätte sie es auch vergessen können? Es lag bereits Jahre zurück,
als ihr jüngerer Bruder acht Jahre alt gewesen war und Fergus sie alle an einem
Sommertag nach Tara mitgenommen hatte. Es war ein glücklicher Ausflug gewesen.
Die berühmte Stätte lag auf einem ausgedehnten, breiten Hügel mit sanft
ansteigenden Hängen, die sich eine halbe Tagesreise flussaufwärts von Dagdas
Wohnort, dem uralten Grabhügel mit seinem Lichtdurchgang zur Wintersonnenwende,
über dem Tal des Boyne erhoben. Bis auf einen Wächter war die riesige Anlage in
jener Sommerzeit verlassen gewesen, denn außer zu ihrer feierlichen Weihe und
Krönung pflegten die Hochkönige nur zum Samhain–Fest nach Tara zu kommen.
Fergus hatte seine kleine Familie dort so stolz hinaufgeführt, als sei er der
Herr über diesen Ort, und hatte ihnen seine wichtigsten Einrichtungen gezeigt –
die großen kreisförmigen Erdwall– und Grabenanlagen, in deren Mitte die Altäre
und die Banketthalle für das Fest errichtet wurden.
    »Hier wählen die
Druiden den neuen Hochkönig«, erklärte er vor einem kleineren Erdwall. »Einer
von ihnen trinkt das Blut eines Stiers, und darauf senden ihm die Götter eine
Vision.« Dann hatte er ihnen zwei dicht nebeneinander stehende Steine gezeigt:
»Zwischen diesen Steinen muss der neue König mit seinem Streitwagen
hindurchfahren. Wenn er zwischen ihnen stecken bleibt, ist er nicht der
rechtmäßige König.« Am meisten hatte Deirdre damals der alte aufrecht stehende
Stein in der Nähe des Hügelgipfels beeindruckt, der Lia Fdl oder Fal–Stein.
»Wenn sich der Streitwagen des wahren Königs nähert und den Fal–Stein berührt«,
erklärte Fergus mit feierlichem Ernst, »dann hören die Druiden, wie er
aufschreit.«
    »Und muss er danach«,
hatte einer ihrer Brüder gefragt, »nicht eine weiße Stute begatten?«
    »Das muss er
tatsächlich«, sagte Fergus stolz.
    Für Deirdre hatte der
Zauber von Tara vor allem in der Lage des Ortes gelegen. Nicht nur bei Tage,
sondern auch bei Sonnenauf– und –Untergang, wenn ringsumher die Nebel über den
Tälern lagen und der Hügel von Tara wie eine schwimmende Insel in der Welt der
Götter wirkte, bot sich eine herrliche Aussicht.
    Daher hätte sie
eigentlich glücklich sein müssen, als sie wieder dorthin fuhren.
    Der Mittag war
vorüber, als Tara in Sicht kam und sie auf der breiten Zufahrtsstraße
dahinjagten. Die Wagenlenker schwenkten in eine Dreiecksformation mit Conall an
der Spitze ein, so dass Deirdres Wagen hinter seinem linken und der ihres
Vaters hinter seinem rechten Rad fuhr. Obwohl der Himmel immer noch von stumpf
metallischem Grau verhangen war und nur von wenigen silbrigen Streifen
Sonnenlicht durchbrochen wurde, war es nicht sonderlich kalt. Zahlreiche
Menschen säumten die Straße, viele von ihnen mit Körben in der Hand. Als Conall
sie erblickte, warf er seinen Mantel von den Schultern. Mit seinem entblößten
Körper sah er wie ein Krieger aus, der in den Kampf zog. Die drei Wagen jagten
in ihrer Pfeilspitzenformation voran, und als sie sich auf gleicher Höhe mit
ihnen befanden, griffen die Jubelnden in ihre Körbe und warfen wilde
Herbstblumen in Conalls Wagen. Obgleich er der Neffe des Hochkönigs war,
wunderte sich Deirdre, dass man ihn so überschwänglich wie einen Helden
begrüßte.
    Nun ragte über ihnen
der Hügel auf. Auf dem langen Erdwall waren Scharen von Menschen zu erkennen.
In der Mitte des Walls stand ein Spalier von Priestern mit langen
Bronzeposaunen und jenen großen Stierhörnern, die das Zeichen der Königswürde
waren. Hinter ihnen waren die Gebäude aus Flechtwerkwänden zu erkennen, die man
für das Fest errichtet hatte. Über mehreren Feuern stiegen dünne Rauchsäulen in
die Höhe. Nun erreichten sie eine grasbewachsene, hie und da von Bäumen
bestandene Fläche am Fuß des Hügels, von der aus der Weg den lang gestreckten
Hang hinauf direkt zum Gipfel führte. Die Priester erhoben ihre Posaunen,
setzten sie an die Lippen, und es erscholl ein gewaltiger, rhythmisch
pulsierender Tusch, der zu einem Furcht erregenden Lärm anschwoll.
    Und da erhob sich

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