Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Prinzen Von Irland

Die Prinzen Von Irland

Titel: Die Prinzen Von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
Vom Netzwerk:
Kiesstrand setzte und
unverwandt aufs Meer hinausstarrte, zunächst keine besondere Beachtung; aber
nach einer Weile machte er eine so ungewohnt traurige Miene, dass sie zu ihm
trat. »Worüber machst du dir Gedanken?«, fragte sie.
    »Ich musste an
Finbarr denken«, sagte er leise, nachdem er eine Weile geschwiegen hatte. »Er
war mein Freund.«
    Sie wollte ihn in die
Arme nehmen, aber er wirkte so entrückt, dass sie es nicht wagte, und so
streichelte sie nur sanft seine Schulter.
    »Er hat gewusst, was
er riskiert«, sagte sie sanft. »Dich trifft keine Schuld.«
    Er antwortete nicht,
und sie verfielen in düsteres Schweigen.
    »Er hat mir erzählt«,
sagte Conall leise, »dass die Druiden behaupten, ich sei an den schlechten
Ernten schuld – wegen meiner Demütigung des Hochkönigs.«
    »Dann wäre auch ich
schuld daran, Conall.«
    »Nein, du nicht. Aber
ich selbst schon.«
    »Das darfst du nicht denken,
Conall«, sagte sie, und nun streichelte er flüchtig ihre Hand, ohne Deirdre
anzusehen. Nach einer Weile zog sie sich zurück; Conall saß weiter auf dem
Kiesstrand und starrte auf das Wasser, bis die Sonne unterging.
    Am nächsten Morgen
kehrte Fergus zurück. Über der See lag immer noch Nebel, als ein kleines Boot
mit lederbespannten Bordseiten auftauchte. Es hatte nur ein rechteckiges Segel,
mit dem es, wenn auch recht notdürftig, vor dem Wind halsen konnte – kaum
anders als die curraghs, in denen ihre fernen Ahnen einst zum ersten Mal auf der westlichen Insel
gelandet waren. Fergus segelte es selbst, und an seiner Seite saßen seine
beiden Söhne. Sie sprangen an Land und machten stolze Gesichter.
    »Hier ist euer Boot«,
begrüßte Fergus seine Tochter. »Ich habe es einem Fischer abgekauft, der im
Süden der Bucht wohnt. Wir haben Westwind, aber nur eine leichte Brise. Also
braucht ihr euch wegen der Überfahrt keine Sorgen zu machen.«
    »Aber was ist mit der
Mannschaft, die du versprochen hast?«, fragte sie.
    »Oh, die sind dein
Vater und deine Brüder, Deirdre«, sagte er, als verstünde sich das von selbst.
Für einen Mann seines Alters wirkte er erstaunlich tatkräftig. »Leg dein
Vertrauen in deines Vaters Hände, Deirdre, und ich werde das meine in die von
Mananann Mac Lir legen. Der Meeresgott wird dich und Conall beschützen. Genügt
dir das nicht?«
    Sie fragte, ob er
nicht besser ohne seine Söhne fahren sollte, und blickte zweifelnd ihre Brüder
an. »Das ist doch nur ein kleines Boot.«
    »Willst du etwa, dass
ich deine Brüder zurücklasse?«, erwiderte er schmunzelnd. »Ganz
mutterseelenallein auf der Welt?«
    Allmählich begriff
Deirdre. »Du meinst, du wirst nie zurückkehren?«
    »Um dem König unter
die Augen zu treten, nachdem ich euch zur Flucht verholfen habe? Nein, Deirdre,
wir fahren alle gemeinsam. Ich wollte immer schon eine solche Reise
unternehmen. Ich habe mich nur ein wenig spät dazu aufgerafft.«
    »Aber was wird aus
dem Rath, deinem Land, dem Vieh…«
    »In Dubh Linn?«,
fragte er und zuckte die Schultern. »Das ist wirklich kein aufregender Ort,
würde ich sagen. Da ist es viel zu sumpfig. Nein, Deirdre, ich finde, es ist an
der Zeit, die Zelte abzubrechen.« Und als sie einen Blick in das kleine Boot
warf, sah sie, dass es voll bepackt war mit Proviant, einem kleinen Sack voll
Silber und dem Trinkschädel. Sie küsste ihren Vater auf die Wange.
    Es gab nur ein
einziges Problem: Conall wollte nicht mitkommen.
    Er sagte es ganz
ruhig. Seine Niedergeschlagenheit vom Vortag war einer traurigen
Entschlossenheit gewichen.
    »Bei allen Göttern,
Mann«, schrie Fergus. »Was ist los mit Euch? Seht Ihr denn nicht, was wir alles
für Euch tun?« Und als das nicht wirkte: »Müssen wir Euch etwa mit Gewalt in
das Boot zerren?« Aber ein einziger Blick des Prinzen machte ihm klar, dass
dies trotz dessen Verletzung kein guter Einfall wäre. »Würdet Ihr uns dann
wenigstens sagen, warum Ihr nicht mitkommen wollt?«, fragte Fergus am Ende
verzweifelt.
    Eine paar Augenblicke
war unklar, ob Conall überhaupt eine Antwort geben würde, aber schließlich
sagte er ruhig: »Es ist nicht der Wille der Götter, dass ich mitkomme.«
    »Woher wollt Ihr das
wissen?«, fragte Fergus gereizt.
    »Wenn ich mit euch
übers Meer fahre, werde ich euch kein Glück bringen.«
    Während ihr Vater in
sich hineinfluchte, wechselten Deirdres Brüder besorgte Blicke. Hatten die
Götter den Mann ihrer Schwester etwa verflucht? Da Conall wie ein Druide
aussah, hatten sie das Gefühl, dass er es wissen

Weitere Kostenlose Bücher