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Die Prinzen von Queens - Roman

Die Prinzen von Queens - Roman

Titel: Die Prinzen von Queens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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– sieh mich an. Wenn er die ganze Zeit arbeitet, wo ist dann das ganze Geld? Verstehst du, Izzy? Wo ist das Geld? Wieso wohnt ihr immer noch bei meinen Eltern?«
    »Er muss sich um deinen Vater kümmern«, sagt sie.
    »Oder kümmert sich mein Vater um dich? Ist er der Babysitter? Bleibt er den ganzen Abend mit dir auf, bis dein fleißiger Mann nach Hause kommt? Ach, komm schon. Auf den Gedanken musst du doch auch schon gekommen sein. Wärt ihr bloß zu zweit in eurer eigenen Wohnung, dann wärst du den ganzen Abend allein. Ohne jede Ablenkung. Und dann würdest du dich vielleicht irgendwann fragen, was dein Freund eigentlich so treibt. Vielleicht würdest du dann die Augen aufmachen.«
    Der Hund trottet mit hängendem Kopf ins Wohnzimmer, als wäre es ihm peinlich, sie zu stören. Und das zu Recht! Tariq springt vom Sofa auf und bugsiert das winselnde Tier zurück in die Küche. Und wo er gerade steht, macht er auch gleich die ganzen Lichter aus, die jede Romantik abtöten. Lange her, dass er das selbst in der Hand hatte. Nur seinetwegen, weil er den Schalter umlegt, zucken nun die Rädchen am Con-Edison-Stromzähler. Derart Herr der Lage, kann er gar nicht wieder aufhören, knipst das Küchenlicht an und aus. Unter der Decke flammt die dekorative Lampenabdeckung seiner Mutter auf, ein Insektenkrematorium, und verlischt wieder.
    Auf dem Weg zurück aus der Küche schaltet er das Flurlicht und dann alle Lampen im Wohnzimmer aus, so dass nur noch das bläuliche Glimmen des Fernsehers übrig ist. Während er draußen war, hat Isabel die Lautstärke erhöht und zu einer Sendung mit Sport-Highlights umgeschaltet, von der sie offensichtlich dachte, sie könne ihn interessieren. Er stellt den Apparat ab.
    »Wo ist Winston?«, fragt er. Er flüstert. Unter der Last der Dunkelheit fühlt er sich gezwungen, die Stimme zu senken. »Ist er nach Hause gegangen?«
    »Ja.«
    »Hast du gesagt, er soll bleiben? Hast du Angst gehabt, ich komme vielleicht allein nach Hause?«
    »Was willst du hören?«
    »Wieso bist du nicht auch gegangen? Irgendwo musst du doch hingehen können. Ins Kino vielleicht? Siehst du? Ich erinnere mich. Du hättest ins Kino gehen können, aber weißt du, was ich glaube? Ich glaube, du wolltest möglicherweise hier sein, wenn ich nach Hause komme. Vielleicht wusstest du, dass ich ganz allein aufkreuzen würde.«
    »Nein«, sagt sie. »Ich hatte niemals gedacht, dass du allein kommst.«
    »Tja, und nun?«
    Er kniet sich vor sie auf den Teppich. Sie hebt das Kinn, starrt über seinen Kopf hinweg ins Leere. Sie kann nichts sehen, geht ihm auf. Sie sieht rein gar nichts, und möglicherweise denkt sie, das gilt auch für ihn, doch er sieht, er sieht, seine Augen sind an Dunkelheit gewöhnt. Er kann alles sehen: den Umriss ihres Kiefers, die Wölbung ihres Bauches, ihre zusammengepressten Schenkel, ihre Hände, die den Stoff ihrer Jogginghose zerknüllen. Ihr Atem wird schwerer, als er ihr die Socken auszieht. Unschuldiges Mädchen. Sie riecht nach Blumenerde. Er packt die Jogginghose an der Taille, und weil sie sie noch immer festhält, den Stoff zerknüllt, als er sie herunterzieht, kommt ihm ihr Körper entgegen. Ihr Gesicht schwebt über seinem. Ihre Beine sind kalt und rau. Seine Hände ertasten malträtierte Haut, wo das Küchenmesser ihr die Waden zerfetzt hat. Siehst du? Es gibt keine Geheimnisse. Seine Hände kriechen hinauf zu ihren Oberschenkeln. Blaue Flecken sprenkeln die Haut. So schnell, wie immer. Früher hat er ihr auf dem Rücksitz seines Transporters die Hose ausgezogen und überall auf ihrem Körper die blauen Abdrücke seiner Daumen entdeckt und war verblüfft und stolz auf seine Leidenschaft, dass er das bloß durch Drücken, Anfassen und Kneifen ausgelöst hatte.
    Als er ihr den weißen Baumwollslip runterzieht, entdeckt er darunter einen weiteren weißen Baumwollslip. Isabel, denkt er. Du komisches Vögelchen. Er zieht den zweiten herunter, halb in Erwartung eines dritten, legt aber stattdessen das üppige dunkle Dickicht ihres Schamhaars frei. Offenbar wurde hier nicht rasiert. Aber damit kann er leben. Das ist sogar besser. Die beiden Höschen lässt er um die Knie verknäuelt hängen. Er trinkt die Luft aus ihrem Mund.
    Sie erschlafft auf dem Sofa. Ihre Knochen haben sich in Suppe verwandelt, und um sie zu reanimieren, sie wieder in ihren Körper zurückzubringen, steckt Tariq ihre Hand vorne in seine Hose. Sie kreischt auf. Mit angespanntem Nacken schreit sie um Hilfe, brüllt den Namen

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