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Die Prinzen von Queens - Roman

Die Prinzen von Queens - Roman

Titel: Die Prinzen von Queens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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befürchten, dass der Kläffer, wenn die Dutches angezündet werden, eine Volldröhnung abkriegen könnte. Nicht, dass jemand Diana einen Stumpen zwischen die sabbernassen Lefzen stecken würde, aber sie könnte ja allein durchs Passivrauchen abfliegen, anfangen zu kichern und tierisch Bock auf Cheetos bekommen, was sie für den anstehenden Kampf unbrauchbar machen würde. Also muss der Schäferhund mit den kirchturmförmigen Ohren aus der Betäubungslinie gebracht werden, andererseits will keiner der Brüder die eigene Chance auf Betäubung verpassen. Gehirnzellen wollen getötet und jede Menge Scheiß vergessen werden.
    Wie also entscheiden Brüder gerecht, wer geht und wer bleiben darf? Sie wählen das gängigste Planspiel zwischenbrüderlicher Diplomatie: Stein-Schere-Papier. Funktioniert das nicht – weil beide hartnäckig auf Stein setzen –, einigen sie sich halt auf das gängigste Credo aller Kiffbirnen weltweit: drauf geschissen. Bleiben sie eben beide und dröhnen sich zu. Wird schon gehen. Sollte es einen Hund geben, der je eine THC-Immunität entwickelt hat, dann ja wohl Diana, finden sie.
    Den Hals vorgereckt, Schnauze nach oben, stolziert sie durch den Ring wie ein hochnäsiger Filmstar, der keinen Bock hat, Autogramme zu geben. Die Männer im Keller betrachten sie gleichgültig. Beinahe jeder hat vor, auf Alfredos Hund zu setzen, weil Pitbulls einfach mehr Gangster-Appeal haben als Schäferhunde, weil Diana einfach zu versnobt rüberkommt für einen echten Kampf und weil, das vor allem, Alfredos Hund noch nicht aufgetaucht ist und sich die Vorstellung von etwas Ungesehenem stets ins Riesenhafte aufbläht. Die Männer haben den Pitbull mit vier Reihen Fangzähnen ausgestattet, einem Paar Titaneiern, einem Zigarettenkonsum von zwei Schachteln pro Tag, einem Vorstrafenregister bis zurück zum Jugendknast und einem Schwanz in Hakenkreuzform. Dianas Schwanz dagegen? Soll wohl ein Witz sein? Er ist buschig und hängt ihr am Arsch runter. Das Ende schleift über den Boden, während sie an den Kartons riecht, die die Grenzen des Rings markieren. Sie sind hüfthoch aufgestapelt und enthalten die schwereren Waren aus Max Marshmallows Sortiment – Flaschen mit Flüssigwaschmittel, Dosen mit Goya-Bohnen –, und Diana presst die Schnauze an den Karton, als könnte sie die Frijoles Negros darin riechen.
    Endlich sind die Dutch Masters trocken und werden angezündet. Paulie Guns zieht ein Zippo hervor, wofür er reihum Spott erntet. Hast du sie noch alle, Paulie? Das Butangas versaut das Aroma. Das weiß doch jeder Lehrling. Die drei Dutches nehmen drei getrennte Wege. Sie ziehen prächtig. Eine Dutch zwischen die Finger geklemmt, laberrhabarbert Rick Sprinkle irgendwas von einer Telefonkarten-Masche, bis ihn sein Kumpel Rhino anfährt, er solle mal nicht auf dem Scheiß einpennen und ihn endlich weiterreichen. Derart zurechtgewiesen, nimmt Sprinkle zwei Extrazüge, und die Spitze seiner Dutch erglüht rot wie ein Pickel. Er reicht sie an Soft-Core Jonas weiter, der den Rauch absichtlich aushustet in der Hoffnung, auf diese Weise seine Lunge zu erweitern.
    »Blas den Scheiß bloß nicht in Richtung Hund«, warnt Bam-Bam.
    »Wo soll er denn sonst hin?«, sagt Jonas, und der Einwand ist berechtigt. Dianas Kampfring befindet sich inmitten eines Kellers ohne Fenster oder Lüftung, und der Dunst – der nur überallhin kann – streckt seine wabernden Tentakel aus, sinkt in alle Ecken, wickelt sich um das Bein des klapprigen Kartentischs, füllt Lungen, füllt Nasen, klettert die Stufen zum Süßwarenladen hoch und erklimmt die Sprossen einer Holzleiter, die zu einer zweiteiligen Metallklapptür führt. Diese Tür, der einzige Ausgang aus dem Keller neben der Treppe zum Laden, führt raus auf den Gehsteig und wird zum Anliefern genutzt. Diese Türen sind über das ganze Viertel verteilt, und Isabel verhindert immer, dass Alfredo drauftritt, wenn sie zusammen durch die Straßen gehen.
    Eine Dutch landet bei Alfredo, aber er reicht sie weiter, ohne zu probieren. Er kann es jetzt nicht gebrauchen, dass Gras seine Synapsen einlullt, nicht bei all dem Scheiß, um den er sich kümmern muss: die zunehmende Ungeduld im Keller, Max Marshmallows Rückzug, den Impala voller Cops, der auf der anderen Straßenseite steht und auf Alfredos Zeichen wartet. Aber er kann das Zeichen nicht geben, bevor der Ehrengast nicht da ist. Und wenn Tariq nun nicht kommt? Wenn er gar nicht auftaucht? Dann hat Alfredo sich die ganze Mühe umsonst

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