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Die Prinzen von Queens - Roman

Die Prinzen von Queens - Roman

Titel: Die Prinzen von Queens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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und Gejohle, werden weiteren Leuten weitere Biere aus der Hand geschlagen, was Alfredo total freut, da eine Prügelei – wenn auch zwischen Menschen, nicht zwischen Hunden –seine Freunde zumindest bei Laune hält. Schön wär’s, Dito. Auf der Treppe erscheint naserümpfend Max Marshmallow. Er trägt seine neuen grauen Sneakers, eine Khakihose, nach alter Männer Sitte ein gutes Stück über der Taille festgeschnallt, und ein Button-Down-Hemd aus Leinen – hat sich für seine Rückkehr in die Welt zwielichtiger Machenschaften richtig aufgepimpt, eine Rückkehr, die sich bisher weniger triumphal als vielmehr entmutigend gestaltet hat.
    »Ich will, dass ihr alle hier verschwindet«, sagt er zu Alfredo.
    »Brauchst dir keine Sorgen zu machen«, sagt Alfredo. Schuldgefühle halten ihn davon ab, Max in die Augen zu schauen. Alfredo hat keine Ahnung, was heute Abend passieren wird, aber er weiß, dass drei Zivile in einem Impala auf der anderen Straßenseite sitzen und hier reinplatzen werden, egal was passiert.
    Und wenn sie das tun, kriegt Max Scherereien. Im eigenen Keller Hundekämpfe zu veranstalten ist nicht gestattet, steht im Gesetzbuch. Oder etwas in der Art. Womöglich verliert er dann noch den Laden und die Wohnung dahinter. Das Sofa, den Fernseher, die Toilette mit dem Abzug, der noch immer klemmt, die Kristallschale, die von Sahnebonbons überquillt – Alfredo sorgt sich, dass das alles mit einem gelben Band abgesperrt und Max dann weggenommen wird. An gesetzestreue Bürger versteigert, um der Stadt die Taschen zu füllen. »Du musst mir vertrauen«, erklärt er Max’s Brust. »Ich hab das hier alles unter Kontrolle.«
    »Was genau hast du unter Kontrolle?«, sagt Max.
    »Vielleicht sollte ich dir noch ein paar Dutches abkaufen. Dafür sorgen, dass die Typen sich hier ein bisschen beruhigen.«
    »Was meinst du, wie viel Geld ich verloren habe, weil der Laden heute Abend zu ist?« Sein Adamsapfel wölbt sich heftig. »Mit dem ganzen Scheiß, den ich hätte verkaufen können, aber nicht habe. Was meinst, wie viel Geld?«
    »Gehen wir mal hoch«, sagt Alfredo. »Hast du noch welche von diesen kleinen Apfelkuchen? Ich geb dir drei Dollar das Stück.«
    »Ich wollte ein Pokerspiel«, greint Max. Stattdessen hat er eine Horde Gangster, die Brutalo-Unterhaltung erwarten, bislang aber enttäuscht worden sind. Diese jungen Männer sind so leicht entzündlich wie ein Gasherd mit Leck. Vor seinem inneren Auge sieht er seinen Laden, sein Heim, seinen mit Gürtelrosenarben übersäten Körper in einem riesigen, orange wabernden Feuerball aufgehen. Hätte er doch bloß sein Pokerspiel bekommen! Statt Jointqualm hätte es bloß Zigarrenqualm gegeben. Er hätte kiebitzen können, im wahrsten Sinne des Wortes: hinter dem grünen Filztisch sitzen und unter viel Zungengeschnalze und Kopfgewackel sein Fachwissen anbieten, wie man am besten blufft, oder nur so tut, als ob man blufft, den Pot anfüttert, auf die Karten schaut, seine Chips stapelt und die Pinkelpausen setzt. »Das hier«, sagt Max, während ein Halbwüchsiger mit Kopfsocke einen Gelben hochzieht und ihn auf den Fußboden spuckt, »hab ich nicht gewollt.«
    »Vielleicht ist mein Bruder jetzt gerade oben«, sagt Alfredo. Er stellt sich Tariq in dem umzäunten Hof hinterm Laden vor, wie er gegen die Metalltür hämmert. Sollte er aufgeben und mit dem Hund an der Leine zur Vorderseite des Ladens gehen, würde die Polizei ihn sehen, nicht lange fackeln und ihn gleich an Ort und Stelle hopsnehmen. Was nicht so richtig geil wäre. Alfredo will schon, dass sie seinem Bruder Handschellen anlegen und ihn zurück nach Fishkill schicken, aber er will auch, dass die Sache steigt, wenn er sagt, dass sie steigen kann. »Während du hier mit mir rumlamentierst«, sagt Alfredo, »ist mein Bruder vielleicht gerade oben und versucht reinzukommen.«
    »Ich will, dass die da hinten rausgehen«, sagt Max. Er zeigt auf die Holzleiter, die zur Metalltür führt. »Und zwar sofort. Schick sie da hoch. Auf die Straße. Ich will nicht, dass diese Tiere durch meinen Laden trampeln. Schick sie auf die beschissene Straße raus.«
    »Zehn Minuten«, sagt Alfredo. »Bitte. Gib mir nur zehn Minuten. Zum Beweis unserer Freundschaft.« Max sieht auf die Uhr, was Alfredo als gutes Zeichen wertet. Er weiß, er muss mehr wie ein Weißer reden, Max zeigen, dass sie beide auf derselben Seite sind. »Ich bitte dich um zehn Minuten, mehr nicht, und wenn mein Bruder dann nicht da ist, wenn wir bis

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