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Die Prinzen von Queens - Roman

Die Prinzen von Queens - Roman

Titel: Die Prinzen von Queens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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bis aufs Nagelbett runtergeraucht ist.
    »Tut mir leid«, sagt Rhino. Sollte er irgendwelches Opium dabeihaben, bleibt es in seiner Tasche, eingewickelt in Fleischerpapier. »Aber hey, hör mal – warum rufst du deinen Bruder nicht einfach an?«
    »Das Telefon ist abgeschaltet.«
    »Dann geh und such ihn, zum Henker.«
    Nur drei Blocks trennen die Wohnung der Batistas von Max’ Süßwarenladen, aber Alfredo widerstrebt es, nachts durch diese Straßen zu laufen. Man schaue sich nur die trauerverquollenen Augen von Alex und Bam-Bam an. Ihre gebeugten Rücken. Die Welt da draußen ist angsteinflößend.
    »Das hier ist ein Hundekampf«, jault Alfredo. »Der Scheiß soll gar nicht pünktlich anfangen, wenn ihr wisst, was ich meine.«
    Niemand weiß, was er meint. Keiner der Typen da unten tut auch nur so, als wäre er je bei einem Hundekampf gewesen, außer Jeff Hernandez, der so tut, als hätte er schon alle möglichen Sachen mitgemacht (er behauptet auch, den »Jingle Bells/Batman Smells«-Song erfunden zu haben). Als noch niemand da war, hat Alfredo einen Streifen Gewebeband in die Mitte des Rings geklebt und ihn so in zwei Hälften geteilt. Er hat keine Ahnung, ob das bei Hundekämpfen Standard ist, aber ein Basketballfeld hat ja auch eine Mittellinie. Also wer weiß? Und sollte man den Ring auf einer Plane anlegen, damit kein Blut auf den Boden kommt? Was ist mit Kampf-oder Schiedsrichtern, einer Glocke? Sollte es Handicap-Wetten geben? Einen Vorkampf, ein Paar Hähne, die sich gegenseitig zu Tode hacken, ein Bikinimädchen, das mit einer Anzeigetafel herumstolziert und die nächste Runde anzeigt? Keiner weiß es. Aber alle wissen, dass zwei Hunde dabei sein sollten: Das ist die Ohne-das-ist-das-hier-ein-Scheiß-von-einem-Hundekampf-Regel. Dafür brauchen die Typen im Keller unten keine Rapvideos oder Texte von DMX.
    »Das ist doch der totale Scheiß«, kommt wieder eine Stimme aus dem Dunst. Der Satz wird zum Refrain, der doppelt so schnell im Raum herumgeht wie jeder Krautwickel der Marke Dutch. Es ist der totale Scheiß, dass Alfredos Hund noch nicht da ist, alle hier seit Stunden rumstehen, beschissene Jobs bei RadioShack und Foot Locker haben, das Wochenende schon halb rum ist, keiner Karten für Spades oder Würfel für Cee-Lo dabeihat, sie immer noch bei ihren Müttern wohnen, die Highschool zum Kotzen und es ohne Highschool noch schlimmer ist, dass die Mets Clemens verfehlt haben, der Wettermann Regen vorhergesagt hat, außer Diana keine Bräute da sind, die im Ring auf und ab laufen, und überhaupt ist es ja wohl der totale Scheiß, dass der Hund da drin ist, sich megabreit macht, in der Kartonarena chillt, bevor der Kampf überhaupt losgeht, weswegen sie womöglich voll den unfairen Vorteil hat.
    »So ein Scheiß«, sagt Bam-Bam.
    Winston tritt Rhino auf seine noch ziemlich neuen Sneaker. Rhino hat sie zum Kumpelkurs bei David gekauft, der sie in dem Foot Locker in Forest Hills geklaut hat, in dem er arbeitet, und nun – jetzt sieh dir das mal an! – haben sie eine dicke schwarze Schramme. Als Rhino anfängt zu lamentieren, fragt Winston ihn, was zum Henker er eigentlich erwartet, wenn er hier in beschissenen weißen Tretern herumläuft. Danach treten Winstons Augen noch ein wenig weiter aus dem Schädel hervor als sonst, als habe seine Ansage ihn selbst überrascht. Vielleicht, denkt Alfredo, wachsen Winston ja doch noch ein Paar Eier. Mike Shifrin, der irgendwo draußen herumläuft, macht Winston vielleicht schon genug Sorgen, da braucht er nicht auch noch Rhinos Gegreine – aber das ist eigentlich unmöglich, erinnert sich Alfredo, weil er Winston ja nie von Bakas Geheimdienstbericht erzählt hat. Alfredo hatte seinen Freund nicht übermäßig belasten wollen, hatte verhindern wollen, dass ihm noch mehr Haare ausfallen. Wo auch immer Winstons neuerlicher Mumm herkommt, Rhino scheint es nicht zu kratzen. Er schlägt Winston einfach das Bier aus der Hand, und aus der Dose spritzt etwas, das wie Galle aussieht, quer über Billy Fitz’ Jeans, also schubst Billy Marc Franschetta, nicht weil der irgendetwas gemacht hätte, sondern weil Billy Ire und Marc Italiener ist (dritte Generation, aber dennoch: der eine hat ein Kleeblatt in der Geldbörse, der andere fährt einen aufgemotzten Camaro) und beide der Überzeugung sind, sich hassen zu müssen, und einander bei jeder sich bietendenden Gelegenheit in den Schwitzkasten nehmen, und weil sie sich nun ganz offiziell geboten hat, gibt es noch mehr Geschubse

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