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Die Prinzen von Queens - Roman

Die Prinzen von Queens - Roman

Titel: Die Prinzen von Queens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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auf den Entbindungstisch fallen, und sehr wohl wissen, dass der beste Schlaf ihres Lebens bereits hinter ihnen liegt. Sein Gesicht, das ölig glänzte, reflektierte das schwache Licht des Donut-Ladens. Unterm Tisch zappelte er mit den Beinen.
    »Nettes Trikot«, sagte der Junge.
    Lopez nickte, unsicher, ob der Junge ihn verarschen wollte. Etwas früher hatten sich Wright und Hutchison, die beide Piazza-Trikots trugen, über Lopez’ Outfit aufgeregt: ein abgetragenes blau-oranges Trikot der Knicks aus den tiefen Neunzigern. Du trägst kein Mets-Trikot?, fragten sie. Ausgerechnet heute? Lopez war keine Antwort eingefallen.
    »Welchen Namen haben Sie hinten drauf?«, fragte der Junge.
    »Starks.«
    »Hab ich mir gedacht«, sagte er. »Hatte ich zumindest gehofft. Ich hatte mal ein Poster von Starks in meinem Zimmer. Den Dunking, vorbei an Jordan? Eine Menge Leute haben ihm nie verziehen – Starks, meine ich, das Spiel sieben ’94. Sie wissen, welches ich meine? Gegen die Rockets? Wo er ständig danebengeworfen hat? Aber die Leute vergessen, dass er in Spiel sechs so Hammer war, dass wir sonst gar nicht erst so weit gekommen …«
    »Bestimmt«, sagte Lopez, »gibt es andere, mit denen du über Basketball reden kannst. Richtig? Leute, die das auch interessiert.«
    Der Junge rollte mit den Augen. »Freundlich wie immer«, sagte er. »Sollten Sie nicht zu viert sein? Wo ist denn der andere Typ abgeblieben? Der Habib. Sitzt der im Auto? Nichts für ungut, aber ich wollte mit ihm sprechen.«
    Lopez wünschte, er hätte gefragt: Worüber denn? Aber stattdessen, zu schnell in seiner Eitelkeit gekränkt, sagte er, »Mit mir willst du nicht sprechen?«
    »Na ja, der Habib gestern Abend – der war nicht gerade super nett oder so. Aber er war kein Arschloch, verstehen Sie?« Er gab dem Gesagten Zeit, den Tisch zu überqueren. Ganz offensichtlich gehörte er zu denen, die glaubten, sie könnten sich mehr leisten, als tatsächlich der Fall war. Als Kind von Eltern verhätschelt, die versuchten, das mit den schweren schwarzen Tränensäcken wieder auszubügeln, und niemand, der ihm mal anständig die Meinung geigte.
    »Willst du Geld verdienen?«, sagte Lopez. »Ist es das? Willst du auf die offizielle Informanten-Liste? Singen gegen Gage?«
    »Könnten Sie bitte leiser sprechen?« Der Junge starrte aus dem Fenster auf den Parkplatz. »Vergessen Sie’s. War ein Fehler.«
    »In Ordnung«, sagte Lopez. »Noch mal von vorn.« Er legte die Hände flach auf den Tisch. Er war schon immer zu aggressiv vorgegangen, hatte zu viel Druck ausgeübt. Bevor er zur besten Polizeitruppe der Welt gekommen war, hatte er – genau wie der Junge etwas zu klein geraten – morgens immer Protein-Shakes geschlürft, war jeden Dienstag- und Donnerstagabend beim Kung-Fu-Training gewesen und samstags auf einem Schießstand auf Long Island, wo er Tausende Schuss Munition verballerte. Seit er allerdings Polizist war, mit den alltäglichen Realitäten des Berufs konfrontiert und bestürzt darüber, wie häufig (man hätte es auch begierig nennen können) er seine Waffe aus dem Holster zog, knickte Lopez das Wing Chun und die Zielübungen und suchte heimlich einen vom Department zugelassenen Therapeuten auf und las, gleichermaßen heimlich, Bücher zum Thema zwischenmenschliche Kommunikation. (Sein Lieblingsbuch – Soziale Kompetenzen lernen: Wie Sie sich durchsetzen, anderen zuhören und Konflikte lösen – liegt ganz unten in seiner Sporttasche, der Deckel in braunes Packpapier eingeschlagen.) Er hatte gehofft, Therapie und Bücher würden aus ihm einen besseren, weniger schießwütigen Officer machen, und nicht nur das war eingetreten, auch seine Ehe hatte eine andere Qualität bekommen. Wo er jetzt dem Drogendealer gegenübersaß, probierte Lopez etwas, das seine Bücher »reflektierendes Zuhören« nannten. »Damit ich das kapiere«, sagte er, jetzt ohne jede polizeiliche Schärfe. »Bei mir ist angekommen, dass du mit einem von uns über etwas reden möchtest. Habe ich das richtig verstanden?«
    Der Junge knibbelte an einem angetrockneten Klecks Senf auf dem Tisch. »Ich bin in Schwierigkeiten.«
    »Was sind das für Schwierigkeiten?«
    »Von der schlimmen Sorte.«
    »Tja, na ja«, sagte Lopez. »Mit der habe ich meistens zu tun.«
    »Ich bin geliefert, Mann. Verdammte Scheiße, Jesus Christus, ich bin gefickt.« Seine Hand flog an die Stirn, den Bauch und quer über die Brust, an alle vier Enden des Kreuzes. Er stöhnte, verzweifelt und wütend

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