Die Prinzen von Queens - Roman
und warten und warten und warten und warten, bis ein dürrer Puerto Ricaner auf die Straße kommt und ihnen ein Zeichen gibt, grünes Licht, Go.
»Er kommt nicht«, sagt Wright.
»Er kommt«, sagt Lopez.
Ursprünglich hatte der Junge gesagt, er rufe sie an, wenn Ramsarans Hund auftaucht. Er hatte gesagt, er wisse nicht, wo der Hund im Moment sei, wisse aber, wo er sein wird: im Keller einer Bodega in East Elmhurst. Wenn sie dort warten würden, im Wagen auf der anderen Straßenseite, würde der Kleine ihnen Bescheid geben, sobald der Hund – und der Penner, der ihn gestohlen hatte – eintreffe. Als er ihre Nummer haben wollte, lachte Hutchison laut los. Na klar. Hast du einen Stift? Meine Nummer ist 1-917-FICK-DICH-INS-KNIE. Der neue Plan also: Sobald der Hund auftaucht, kommt der Junge zum Auto, wie eine Diner-Kellnerin, um die Nachricht persönlich zu übermitteln. Danach gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, die Sache anzugehen. Entweder sie beantragen einen Durchsuchungsbefehl, warten ein paar Tage, bekommen ihn, fallen in eine leere Bodega ein, nehmen null Leute fest, finden null Hund wieder und erklären Ramsaran, es sei ihnen nicht gelungen, ihm seinen Pitbull wiederzubeschaffen (der bis dahin möglicherweise längst tot war), weil sie nicht schnell genug hätten eingreifen können. Oder sie rufen einen Richter an, beantragen eine Eil-Durchsuchung wegen Gefahr im Verzug, fahren zum Gericht in Kew Gardens, holen sie, fahren nach East Elmhurst zurück, fallen in die Bodega ein, nehmen ein paar Leute fest – falls noch jemand zum Festnehmen da sein sollte – und kratzen Ramsarans toten Köter vom Fußboden. Oder aber sie gehen einfach rein und schnappen sich den beschissenen Fiffi. Nachdem er die Nachricht überbracht hat, soll der Junge die Tür offen lassen. Hutchison und Wright gehen dann zusammen rein, denn dass die beiden sich jemals trennen – da sei Gott vor. Sie gehen vorne rein – unter dem Vorwand sich einen Kaffee holen zu wollen, denn dafür braucht man ja wohl keinen Durchsuchungsbefehl – und einmal drin, hören sie im Keller ein Tohuwabohu und beschließen, dem nachzugehen. Lopez geht derweil allein nach hinten und sichert den Ausgang, falls jemand die Hunde herausschmuggeln will. Für ihr Überstundenkonto machen sie sogar ein paar Festnahmen. Und sollte es nicht zu einer Anklage kommen – jeder Pflichtverteidiger, der in der Lage war, seinen Pimmel zu finden, würde gründlich auf ihren hinreichenden Verdacht pissen und dafür sorgen, dass die Inhaftierten aus dem Gericht fliegen –, auch egal. Wenigstens hätten sie ein paar Arschgeigen in die Mangel genommen. Leute belästigt. Sie hätten den Hund gerettet, den sie dann bei einem dankbaren Ramsaran ablieferten, der nicht einmal wusste, dass sie hier saßen, der so überwältigt sein würde, dass er – und das ist Lopez’ Geheimplan –, wenn er in irgendeine investigative Elitetruppe berufen wurde, Lopez zu seinem handverlesenen Partner machen würde. Wieso nicht? Wieso kann er das nicht einfach denken? Wieso kann er seine Fantasie nicht einfach schweifen lassen, wohin sie will? Denn er sitzt ja eh bloß hier und glotzt aus dem Fenster und wartet darauf, dass ein beschissener Drogendealer, der dürrste Türsteher der Welt, die rote Kordel hebt und ihn reinlässt.
»Du weißt, dass er nicht kommt«, sagt Hutchison. Sein Spieß ist saubergenagt und er wirft ihn wie ein Speerwerfer aus dem Fenster. »Du weißt, wir sitzen hier einfach nur rum, und Finger in den Po.«
Vom Rücksitz sagt Wright: »Findet er gut, rumsitzen, und Finger in den Po.«
»Stimmt das?«, sagt Hutichson.
»Hey, Lopez«, sagt Wright. »Hab mal ne Frage. Rasierst du dir eigentlich die Lücke in der Mitte deines Schnäuzers? Oder ist die natürlich? Hab ich mich immer schon gefragt, wie das geht.«
Lopez starrt aus dem Fenster, als würde ihn das unsichtbar machen. Wenn er sie nicht sieht, können sie auch ihn nicht sehen. Die Bodega auf der anderen Straßenseite ist beunruhigend dunkel. Eigentlich sollten Bodegas gar nicht dunkel sein, denkt Lopez – nicht in diesem Viertel, nicht um diese Zeit. Ihm gefällt das keinen Deut besser, als wenn er zu Hause den Kühlschrank aufmacht und es dunkel bleibt. Aus irgendeinem Grund macht er den Jungen dafür verantwortlich, als wäre es seine Schuld, dass die Bodega im Dunkeln liegt, so wie er seiner Frau immer Vorwürfe macht, dass sie die Kühlschranktür zu lange offen stehen lässt. Er verstellt seinen
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