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Die Prinzen von Queens - Roman

Die Prinzen von Queens - Roman

Titel: Die Prinzen von Queens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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ebensowenig, was Alfredo überrascht, da Tariq nichts zu Abend gegessen hat. Es ist, als nähme er die Kellnerin gar nicht wahr. Während er auf seine Hände starrt, bewegt er lautlos die Lippen.
    »Was kann ich dir bringen, Schätzchen?«, sagt die Kellnerin, und Alfredo merkt mit Verzögerung, dass sie ihn meint. Er bestellt ein Bier, worauf sie ihn um einen Ausweis bittet.
    »Dann eine Coke«, sagt er. Sie steckt sich den angekauten Stift hinters Ohr und rauscht ab zu einer anderen Party an einer anderen Bahn.
    »Also, was ist hier Sache?«, sagt Pierre. Er drückt sich eine riesige schwarze Kugel an die Brust, seine Arme zittern vor Anstrengung. »Bowlen wir oder was?«
    »Glaub nicht«, sagt Baka. Seine Stimme bekommt etwas Sanftes. »Ich bin mir nicht sicher, ob die großen bösen Batista-Brüder hergekommen sind, um Spielchen zu spielen.«
    »Echt jetzt? Ich hab schon alle Namen in den Computer eingegeben!«
    »Ich weiß«, sagt Baka. »Ich weiß. Aber wie wär’s, wenn du einfach für alle spielst. Ja? Für jeden von uns übernimmst. Schaust, wer gewinnt.«
    Die drei sehen Pierre zu, wie er Richtung Bahn abzieht. Er stellt die Füße weit auseinander und schwingt die Kugel zwischen den Beinen, als wäre sie ein Elefantenhoden. Er schleudert sie auf die Bahn, und die Kugel bricht nach links aus und knallt schwer in die Rinne. Die Kegel stehen senkrecht, unbeeindruckt. Pierre kratzt das offenbar gar nicht. Er latscht zurück zur Kugelrückgabe. Kratzt sich im Nacken, während er in den schwarzen Mund der Maschine starrt und darauf wartet, dass sie wieder ausspuckt, was rechtmäßig ihm gehört.
    »Wir müssen das nicht über dich abwickeln«, sagt Tariq zu Baka. »Falls dir das eine Nummer zu groß ist, fragen wir jemand anderen. Sind zuerst zu dir gekommen, um dir einen Gefallen zu tun.«
    »Und ich fühle mich sehr, sehr geschmeichelt.« Baka tätschelt Tariq das Knie. »Schicke Jeans. Teure Jeans.«
    »Vielleicht sind wir ja an etwas Schotter gekommen«, sagt Alfredo. Er lässt den Blick zu den Spinden wandern.
    »Fantastisch«, sagt Baka. »Dann kannst du ja deine Schulden bei mir bezahlen.« Er drückt Tariq die Schulter, Tariq zuckt bei der Berührung zusammen. »Was habt ihr Vögel denn gemacht?«, sagt Baka. »Euch einen Vorschuss auf die Wetterlöse heute Abend auszahlen lassen? Ganz schlechte Angewohnheit, sag ich euch.«
    »Welche Wetterlöse?«, sagt Tariq.
    »Vom Hundekampf«, sagt Baka. Er klingt überrascht. »Bei der Party zu deinen Ehren.«
    »Sicher, klar«, sagt Tariq. »Die Party.«
    »Siehst du?«, sagt Baka. »Du weißt einfach Bescheid. Du bist so verflucht schlau.«
    Tariq brummelt vor sich hin, irgendwas mit Holz oder stolz. Dann irgendwas mit – Alfredo ist sich da nicht sicher – die Erde spalten.
    »Kann gar nicht wirklich sagen, ob die Party noch steigt«, sagt Alfredo.
    »Die ABC-Brüder – oder zumindest die beiden, die noch leben – gehen offensichtlich davon aus, dass sie noch steigt«, sagt Baka. Er streicht die Ärmel seines Jogginganzugs glatt. »Ich hab sie angerufen, um mein Beileid zu bekunden. Habt ihr auch gemacht, oder? Um Respekt zu zollen? Nein? Das ist aber nicht sehr nett, Fredo. Die Beerdigung findet bei Conway am Northern statt. Hoffe, ich seh euch da, so Gott will.« Er grinst Tariq an. »Oder Allah will, hab ich recht? Na, jedenfalls haben mir die Alpha-Betschwestern gesagt, sie kommen heute Abend auf jeden Fall. Offenbar war ihr Hund in erster Linie Curtis’ Hund. Er hat ihn jedenfalls gefüttert und seine Haufen weggemacht. Also werfen sie den Kläffer als eine Art Tribut an Curtis in den Ring. So richtig kapieren tu ich’s nicht. Meine Meinung dazu? Ich glaub, sie trauern auf ungesunde Weise. Mir haben sie gesagt, sie müssten ein paar Aggressionen abbauen.«
    »Was soll das denn heißen?«, sagt Alfredo. »Haben sie das im Bezug auf mich gesagt?«
    Bakas rissige Lippen lächeln. »Wie meinst du das?«
    Auf der Suche nach Unterstützung schaut Alfredo zu seinem Bruder, aber Tariq stiert ins Leere. Alfredo schließt die Augen. Er bräuchte einen ruhigen Raum. Am liebsten würde er in diesen Kugelrückgabe-Apparat kriechen und seinen unterirdischen Tunneln bis zum Mittelpunkt der Erde folgen. Dort könnte er die Füße auf ein paar Stalagmiten legen und gründlich über die ganze Sache nachdenken.
    Die Kellnerin gibt Alfredo ein Bier in die Hand. Hartnäckige Eiskristalle hängen am Flaschenhals, das Etikett löst sich schon ab. Alfredo nimmt einen

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