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Die Prinzen von Queens - Roman

Die Prinzen von Queens - Roman

Titel: Die Prinzen von Queens - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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hm?«
    »Also ruf ihn an«, sagt Alfredo. »Ruf ihn an und sag ihm, du verkaufst ihm so lange keinen Stoff mehr, bis er klein beigibt und mich in Ruhe lässt.«
    »Ich verkauf ihm keinen Stoff.«
    »Dein Logo ist auf seinem X.«
    »Sein Logo ist auf meinem X«, sagt Baka. »Ich kauf Stoff bei ihm. Genauer gesagt, kauf ich Stoff von einem Typen in Chinatown, der ihn bei Mike Shifrin kauft. Der Typ ist ein russischer Gangster. Der eigentliche Oberboss.«
    »Das ist nicht fair«, sagt Alfredo. Er wendet sich an Tariq. »Ich hab ihn nur einmal geschlagen. Ich hab die Drogen für dich besorgt. Als Geschenk. Und so fest hab ich gar nicht zugehauen.«
    »Wo ist die Knarre?«, sagt Tariq.
    »Queensbridge«, sagt Baka. »Ravenswood Houses. Pierre fährt euch hin. Euch beide. Dauert zehn, fünfzehn Minuten.«
    Alfredo knibbelt das Etikett von seiner Bierflasche. »Ich will nicht nach Queensbridge.«
    »Ach, mach dir deswegen keine Sorgen«, sagt Baka. Ein schaumiger rosa Schnurrbart hat sich auf seiner Oberlippe abgesetzt. »Queensbridge ist nicht so schlecht, wie die Rapper es immer machen.«
    »Weißt du, wo diese Shifrin-Type wohnt?«, fragt Tariq.
    »Find ich raus. Aber eins nach dem anderen. Fahrt nach Ravenswood und holt die Kanone. Danach wird Pierre – der übrigens ein sehr verantwortungsbewusster Fahrer ist – euch nach Hause fahren. Erspart euch die Busfahrt.« Er dreht Alfredo sein rundes Löwengesicht zu. »Ist mir Rille, dass sie Curtis plattgemacht haben. Er war immer zu … stumpf. Aber du? Ich mag dich, Fredo. Du passt auf, dass du nicht in die Scheiße trittst. Du reißt Witze. Du weißt, wie man mir Zucker hinten reinbläst. Hat mir immer gefallen. Du weißt, was ich meine?«
    Alfredo weiß gar nichts. Vielleicht wird Pierre ihn und seinen Bruder nach Ravenswood fahren, und sie werden vor einem Hydranten parken und in die Siedlung laufen, und wenn der Aufzug nicht funktioniert, nehmen sie die Treppe und genau dort, in einem nach Pisse stinkenden Treppenhaus, wird Pierre ihnen mit einem Teppichmesser die Kehle aufschlitzen. Vielleicht kommen sie ja auch gar nicht erst bis zum Auto. Pierre wird sie vielleicht gleich auf dem schummrig beleuchteten Parkplatz der Whitestone Lanes erledigen, und dann liest jemand davon in der Zeitung und sagt, was Alfredo gesagt hat, als er von dem armen Kerl aus der Bronx gehört hat: Oh Kacke, Whitestone Lanes – da war ich auch schon mal! Oder vielleicht – wer weiß – stellt Baka ihm ja auch gar keine Falle. Vielleicht werden sie tatsächlich eine Knarre holen. Aber das wird dann nichts damit zu tun haben, dass Alfredo so ein netter Kerl ist. Denn sollte Alfredo Mike Shifrin umlegen, wird eine Stelle frei, und dann kann Baka die Drogendealerleiter hochklettern. Und sollte er das vorhaben, hat er sich den ganzen Scheiß hier vielleicht bloß ausgedacht. Vielleicht ist das alles bloß eine seiner Geschichten. Aber das kann eigentlich nicht sein, denkt Alfredo. Es muss so sein, dass Mike Shifrin Curtis Hughes umgelegt hat und nun hinter Alfredo her ist. Auf merkwürdige Weise will Alfredo, dass es so ist. Es bestätigt seine anfängliche Theorie, passt exakt in sein Weltbild: Da draußen gibt es finstere Gesellen, die im Schatten lauern und Anschläge planen.
    Sollte er draufgehen, würde Isabel ihm das nie verzeihen.
    »Was ist mit dem Geld?«, sagt Alfredo. Er hat das Etikett der Bierflasche in Fetzen gerissen. Kleine Stücke sammeln sich auf seinem T-Shirt, der Leim klebt ihm an den Fingern. »Was ist mit den fünfhundert, die ich dir schulde? Ich hab einen Umschlag.«
    »Einen Umschlag«, sagt Baka, lächelt.
    »Genau. Hab dein Geld in einem Umschlag. Da drüben. In einem Spind. Aber hör zu, ich geb ihn dir bloß, wenn du mit dieser Shifrin-Type redest. Alles klar? Du musst mit ihm reden, denn wenn ich hopsgehe, wie willst du dann an dein Geld kommen? Du verstehst?«
    »Versunkene Kosten«, sagt Baka. »Würd halt keine Blumen zu deiner Beerdigung schicken.«
    »Aber der Umschlag?«, sagt Alfredo.
    »Was ist damit?«, sagt Baka. »Was will ich mit einem Umschlag? Meine afrikanischen Brieffreunde antworten nicht mehr. Meine Rechnungen zahl ich online. Die Wichser von der Post erhöhen alle drei Monate die scheiß Briefmarkenpreise. Ein Umschlag? Komm schon, Alfredo. Das ist das Letzte, was ich brauche. Hey, Pierre. Siehst ein bisschen blass aus. Zu viel gebowlt?«
    Pierre ist zu ihnen zurückgetrottet. Nachdem er alle vierzig Durchgänge absolviert hat, hängt ihm der

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