Die Prinzessin
Übungsplatz der Garde, Hoheit.«
Aria beugte sich zu dem Gardisten, damit Julian nichts hören konnte. »Würden Sie dafür sorgen, daß mein Pferd in zwanzig Minuten gesattelt bereitsteht?«
Der Gardist nickte kaum merklich. Mit beschwingten Schritten eilte sie in den Palast.
Es machte Aria beträchtliche Schwierigkeiten, Julian loszuwerden, aber es gelang ihr schließlich. Sie rannte über den Hof zu den Ställen. Ihr Pferd und vier berittene Gardisten standen bereit, und in wenigen Minuten waren sie am Übungsplatz. Sie zügelte ihr Pferd, um die Männer in Ruhe zu beobachten. J. T. übte — auch nur mit einem weißen Lendenschurz bekleidet — Stockfechten mit einem der Gardisten. J. T. war ebenso groß, aber blasser und nicht so muskulös wie die übrigen Männer. Er hatte erhebliche Schwierigkeiten beim Stockfechten. Man konnte sehen, daß der Gardist nur mit ihm spielte.
»Er wird es schnell lernen«, stellte einer von Arias Begleitern sachkundig fest. »In etwa einem Jahr ist er der beste Kämpfer in Lankonien.«
Aria lächelte froh, aber dann fiel ihr wieder ein, daß sie in einem Jahr mit Julian verheiratet und J. T. wieder in Amerika sein würde.
Genau in diesem Augenblick entdeckte J. T. Aria. Sie winkte ihm zu. Im nächsten Moment landete J. T. recht unsanft auf dem Boden.
»Konzentrieren Sie sich gefälligst auf das, was Sie gerade tun!« brüllte der Gardist, der über ihm stand.
Aria lief zu J. T. »Bist du verletzt?« fragte sie, als sie bei ihm niederkniete. Böse funkelte sie den Gardisten an: »Ich werde deinen Kopf fordern, wenn ihm etwas zugestoßen ist!«
J. T. lächelte ihr zu, während er stöhnend seine Schulter rieb. » Ich werde vor Scham sterben, aber sonst ist nichts passiert. Sag Rax, daß du es nicht so gemeint hast!«
Aria bemerkte, daß alle Gardisten sie neugierig anstarrten. Sie wünschte, sie hätte sich nicht so töricht verhalten. Doch noch ehe sie etwas sagen konnte, kam Gena herbeigelaufen — nur mit einer winzigen Tunika und einem breiten Goldreif bekleidet. Sie ließ sich vor J. T. auf die Knie fallen und rief: »J. T.! Geht es Ihnen gut? Oder sind Sie etwa verletzt?«
Aria sagte kein Wort, sondern stand würdevoll auf und ging fort. J. T. holte sie ein, als sie gerade aufsteigen wollte.
Energisch zog er sie in ein Gebüsch, wo sie vor neugierigen Blicken sicher waren. Er umarmte sie, doch Aria sträubte sich heftig. »Komm, Kleines, sei nicht böse«, schmeichelte er ihr, während er zärtlich ihre Arme streichelte.
Seine bloße Haut war naß von Schweiß, und ihr Gesicht war nur ein paar Zentimeter von seiner Brust entfernt.
»Sie ist mir überallhin gefolgt. Ich mußte etwas dagegen unternehmen! Also habe ich sie den Gardistinnen übergeben.«
»Ihr Anblick in dem kurzen Kleid gefällt dir zweifellos.« Sein Kuß unterbrach sie. Atemlos und glücklich schmiegte sie sich an seine breite Brust.
»Wir sollten so etwas nicht tun«, sagte er nach einer Weile. »Das macht uns die Trennung nur noch schwerer. Was hast du eigentlich den ganzen Morgen gemacht?«
»Gena ist so schön«, sagte Aria unglücklich.
Er hielt sie etwas von sich ab. »Sie ist nicht halb so schön wie du. Außerdem bist du sehr klug. Und — sie ist ein Mädchen, aber du bist eine Frau.«
»Meinst du das ehrlich?« fragte sie, und ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht.
»Ganz ehrlich«, versicherte er und küßte sie sanft auf den Mund. »Aber jetzt erzähl mal! Wie war es heute morgen? Hat die Garde dich gut bewacht? Komm, wir trinken etwas, während du mir alles berichtest.«
Aria verbrachte den ganzen Nachmittag auf dem Übungsplatz. Sie lernte die Gardistinnen kennen und schaute Gena mit Vergnügen beim Ringen zu. Die Männer beobachteten voller Ernst das Geschehen, aber Aria bemerkte, daß ihre Augen beim Anblick der schönen, geschmeidigen Frauen aufblitzten.
Aria lehnte sich gegen J. T. »Dieser Frank — wie ist er eigentlich?«
J. T. sah Gena an und lächelte. »Er ist genau der Richtige für Gena, obwohl ich nicht glaube, daß er hierbleiben wird. Er paßt genausowenig her wie ich.«
Aria mußte sich das Lachen verkneifen, denn wenn einer hierher paßte, dann war es Jarl. So wie er jetzt in seiner langen, weißen Robe dasaß und Bier trank, konnte man ihn nicht von den Gardisten unterscheiden. Der Captain begegnete ihrem Blick. Er zwinkerte ihr spitzbübisch zu, als ob er ihre Gedanken erraten hätte.
Schon fünf Minuten später brach die Hölle los, weil
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