Die Prinzessin
Ich will den Fisch natürlich schießen!«
Sein Grinsen wurde noch breiter. »Ein Fisch erschießen? Du willst also mit einem M-1 einen Fisch erlegen? Lady, du könntest das Ding nicht einmal richtig abfeuern! Der Rückstoß würde dich zu Boden werfen.«
»Ach ja?« entgegnete sie spitz, nahm das Gewehr an sich, prüfte, ob es geladen und entsichert war, und bevor er noch ein Wort sagen konnte, legte sie an, zielte und schoß. »Eine neue Kugel«, forderte sie kurz und streckte ihm die Hand entgegen.
Sprachlos drückte ihr J. T. eine der großen Patronen in die Hand.
Sie lud die Waffe neu, zielte auf eine Schar Wildenten über ihrem Kopf, drückte ab, und eine der Enten fiel ins Meer. Sie setzte das Gewehr ab und sah ihn triumphierend an.
J. T. ging an ihr vorbei und watete ins Wasser. Er fand eine große Rotzunge, deren Kopf glatt abgeschossen war, ein paar Meter weiter schwamm eine Wildente — ebenfalls ohne Kopf.
»Auch Prinzessinnen sind nicht ganz unnütz!« bemerkte Aria spitz, machte kehrt und ging in Richtung Lager. »Sie dürfen mir meine Beute zum Lunch servieren.«
Er schulterte sein Gewehr und lief hinter ihr her. Als er sie erreicht hatte, drückte er ihr die Ente und den Fisch in die Arme. »Was du erlegt hast, mußt du auch selbst zubereiten. Du wirst endlich lernen, daß ich nicht dein Diener bin, und wenn ich es in dich hineinprügeln muß.«
Aria lächelte. »Männer werden immer zornig, wenn sie merken, daß ich besser schieße als sie. Sagen Sie, Lieutenant Montgomery, können Sie reiten?«
»Immerhin kann ich mich allein anziehen, und ich verhungere auch nicht. Jetzt solltest du ins Lager gehen und den Vogel rupfen! Und dieses Mal wirst du die Arbeit beenden!«
»Ich hasse ihn«, murmelte Aria, während sie an den Entenfedern zupfte. »Ich werde ihn immer hassen.«
»Bist du immer noch nicht fertig?«
Aria sprang auf. »Wie oft muß ich ihnen noch sagen, daß Sie sich bemerkbar machen müssen, wenn Sie in meine Nähe kommen!«
»Das habe ich ja getan.« Er betrachtete ihre nackten Arme. »Hast du eigentlich bemerkt, daß du schon wieder in der Sonne sitzt?«
»Ich sitze da, wo es mir beliebt!«
J. T. zuckte mit den Achseln, beugte sich über die Krabben und begann sie auszupulen.
»Ich werde ihn Zeit meines Lebens hassen!« flüsterte sie leise, so daß er es nicht hören konnte. »So, ich glaube, die Ente ist fertiggerupft«, sagte sie ein paar Minuten später. Sie stand auf, und plötzlich wurde ihr schwindlig, alles drehte sich um sie. Aria wurde ohnmächtig.
Als sie wieder zu sich kam, lag sie in der Hängematte, und Montgomery beugte sich mit besorgt gerunzelter Stirn über sie.
»Verdammtes Frauenzimmer«, knurrte er und funkelte sie an. »Du kommst noch um in diesem verdammten Kleid! Du hast einen Sonnenbrand und stirbst vor Hunger.« Er drehte sich weg und murmelte zu sich selbst: »Wenn ich dies überstanden habe, habe ich mir wirklich einen Orden verdient.«
Aria fühlte sich schrecklich matt, und als sie ihre Arme betrachtete, bemerkte sie, daß ihre Haut feuerrot war. Nach ein paar Augenblicken kam Montgomery mit einem Teller, auf dem gebratener Fisch und die gekochten Krabben lagen, zurück. Sie hatte Schwierigkeiten, sich in der Hängematte aufzusetzen, und nach ein paar vergeblichen Versuchen stellte Montgomery den Teller ab, um ihr behilflich zu sein. Er beugte sich über sie und hob sie in seine Arme.
»Was erlauben Sie sich?« rief sie empört und machte sich ganz steif.
Er setzte sie auf eine Holzkiste und stellte den Teller auf ihren Schoß. »Wenn ich drei Kinder mitgebracht hätte — ich glaube, die würden mich weniger in Trab halten als du.« Als sie nicht anfing zu essen, seufzte er und reichte ihr sein Messer. »Gibt es das Wort >danke< eigentlich nicht in deinem Wortschatz?
Aria ignorierte seine Bemerkung und fing an zu essen. Nur ihre gute Erziehung hinderte sie daran, das Mahl wild hinunterzuschlingen. Manierlich schob sie Bissen für Bissen in ihren Mund, während Montgomery am Feuer herumhantierte. Noch ehe sie die Krabben und den Fisch ganz aufgegessen hatte, ließ er ein gebratenes Entenviertel auf ihren Teller gleiten. Mit Hilfe des Messers und ihrer Fingerspitzen gelang es ihr, das Fleisch zu essen.
Montgomery schien sehr überrascht zu sein, daß der Teller leer war, aber er enthielt sich jeden Kommentars, als er ihren Gesichtsausdruck bemerkte.
»Ich werde dir jetzt aus diesen Kleidern helfen«, sagte er nur.
»Wie bitte?«
»Du
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