Die Prinzessin
bestände — aber die Trauben verfaulten, weil niemand sie kaufte. Obwohl er wußte, wie gefährdet sie war, hatte ihr Großvater sie nach Amerika geschickt. Der Verkauf des Vanadiums war für das Land äußerst wichtig.
Aber jetzt saß sie hier praktisch als Gefangene dieses dummen Mannes fest, der viel zu kleinbürgerlich dachte, um die Zusammenhänge zu verstehen, und sie konnte diese Insel nicht verlassen! Im stillen hoffte sie, daß die Amerikaner die Meldung über ihr Verschwinden zurückhalten würden. Aber das war nicht sehr wahrscheinlich — die amerikanischen Zeitungen hatten offentsichtlich den Ehrgeiz, über alles zu berichten.
Sie schaute verstohlen zu dem Mann hinüber und sah, daß er eingeschlafen war. So leise sie konnte, machte sie sich auf den Weg und bog in den Pfad ein.
Sie gelangte bald zum Strand, aber die Sonne ging gerade unter, so daß sie nicht mehr viel erkennen konnte.
Plötzlich hörte sie ein Geräusch, das eindeutig wie das Tuckern eines Außenbordmotors klang. Sie fing an zu laufen, und erblickte ein kleines Motorboot, das drei Männer gerade auf den Strand zogen. Sie hob die Hand und wollte ihnen etwas zurufen, doch schon im nächsten Moment lag sie flach auf dem Sand. Lieutenant Montgomery lag mit seinem ganzen Gewicht auf ihr.
»Kein Wort«, flüsterte er in ihr Ohr. »Hast du gehört? Ich weiß nicht, wer das ist — aber eins weiß ich mit Sicherheit: harmlose Ausflügler sehen anders aus!«
Aria schnappte nach Luft und versuchte eine Hand zu heben, aber J. T. hinderte sie daran.
»Es ist nicht gestattet —wollte sie ihn zurechtweisen, aber er preßte seine Hand auf ihren Mund und zischte: «Sei still! Sie schauen gerade in unsere Richtung!«
Sie stieß seine lästigen Finger fort und beobachtete die Männer. Einer stand am Boot und zündete sich eine Zigarette an, während die beiden anderen mit einer schweren Kiste im Dickicht verschwanden.
J. T. hielt Aria eng an sich gepreßt, während die Männer in das Boot kletterten, den Motor anließen und wegfuhren.
»Sie können mich jetzt loslassen«, sagte sie, als die Männer verschwunden waren.
Aber J. T. rührte sich nicht. Seine Hände strichen über ihre Hüften. »Was für eine Unterwäsche hast du bisher getragen?« fragte er staunend. »Das ist ja ein Unterschied wie Tag und Nacht!«
Die Erziehung ihrer Mutter hatte eine solche Situation nicht in Betracht gezogen, deshalb reagierte Aria aus einem weiblichen Instinkt heraus: Sie stieß ihm den Ellenbogen in die Rippen, rollte sich weg und stand auf.
Der Mann lag da und rieb sich stöhnend den Brustkorb. »Die Sonne muß mir das Gehirn ausgedörrt haben, wenn ich eine Frau wie dich anziehend finden kann! Geh zurück ins Lager!«
»Was wohl in der Kiste ist?«
J. T. stand auf. »Ach, die hochwohlgeborene Prinzessin ist neugierig! Wahrscheinlich hättest du den Kerlen gern gesagt, daß es ihnen nicht gestattet ist, deine Insel zu verunreinigen.«
»Dies ist eine amerikanische Insel«, stellte sie verwirrt richtig.
»Ach komm«, lachte er, »habt ihr Lankonier keinen Sinn für Humor?« Er ging den Strand hinunter, und sie folgte ihm.
»Sicher haben wir Humor«, konterte Sie hitzig. »Aber nur, wenn wir nicht wie Sträflinge behandelt werden. Außerdem möchte ich Sie bitten, mich nicht mehr anzufassen.«
»Wie alt bist du eigentlich?«
»Ich glaube nicht —«, begann sie, doch dann seufzte sie ergeben: »Vierundzwanzig.«
»Wie ist der Prinz, den du heiraten wirst?«
»Er ist ein Graf und steht in verwandtschaftlichen Beziehungen zum englischen und norwegischen Königshaus.«
»Ich verstehe, deine Kinder werden also einen makellosen Stammbaum haben. Ist er mit dir verwandt?«
Sie verabscheute seinen Tonfall. »Nur entfernt.«
»Also keine Inzucht. Wer hat ihn ausgesucht?«
»Lieutenant Montgomery, ich muß Sie ernsthaft bitten, diese abscheuliche Befragung abzubrechen!«
»Ach, ich versuche doch nur etwas über dein Land, eure Sitten und Gebräuche zu erfahren. Ist doch nichts Schlimmes, oder? Möchtest du denn nichts über die Amerikaner erfahren?«
»Ich habe ihre Sitten und Gebräuche studiert. Die ersten Einwanderer gingen im siebzehnten Jahrhundert an Land; alle Texaner wurden bei der Schlacht am Alamo getötet; ihr habt eine Verfassung — eure —«
»Nein, nein. Ich meine, was weißt du über die Menschen, die Amerikaner?«
Sie schwieg einen Augenblick, dann meinte sie nachdenklich: »Amerikaner sind sehr seltsame Menschen, finde ich. Bis
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