Die Prinzessin
die schmutzigen Teller. Dieser Mann mochte ihr ja beibringen, wie man eine Badewanne füllte — sie würde ihm erst mal Manieren beibringen!
Sie betrat das Schlafzimmer. Er lag auf dem Rücken im Bett, eine Zeitung über dem Gesicht. Als sie versuchte, die Decke zu lüften, um auch ins Bett zu kriechen, rührte er sich nicht — auch nicht, als sie ihn höchst undamenhaft schubste.
Schließlich gab sie den Kampf auf und legte sich auf die Decke, wobei sie ihre Hände fest an die Seiten preßte. »Ich bin fertig«, flüsterte sie heißer.
Er reagierte nicht, also wiederholte sie die Worte, aber vergeblich.
Selbst für einen Ehemann war das Benehmen dieses Mannes jenseits der Grenzen des güten Geschmacks. Sie hatte genug und zog die Zeitung einfach von seinem Gesicht. Er schlief!
»Ich bin fertig!« brüllte sie ihm ganz und gar nicht wie eine wohlerzogene Prinzessin ins Ohr, dann legte sie sich wieder hin.
»Fertig?« murmelte er schläfrig, dann saß er auf einmal kerzengerade im Bett. »Feuer!« schrie er, ehe er recht begriff, wo er sich befand. Er drehte sich zu Aria, und seine Augen wanderten staunend über ihren raffiniert verhüllten Körper.
Aria blieb steif liegen und starrte zur Decke. Jetzt kam der Augenblick, in dem Männer sich in Tiere verwandelten.
»Fertig? Für was?« fragte J. T. benommen.
»Für die Hochzeitsnacht«, erklärte sie, schloß die Augen und versuchte sich auf den kommenden Schmerz vorzubereiten. Ob er ihr wohl sehr weh tun würde?
Sie öffnete die Lider, als sie ihn lachen hörte.
»Die Hochzeitsnacht?« stieß er hervor. »Du glaubst also, ich würde ...? Daß du und ich? Das ist wirklich gut! Also deswegen hast du die halbe Nacht im Badezimmer verbracht?«
Er lachte sie aus!
»Hör mal zu, Lady, ich habe dich nur geheiratet, um meinem Land zu helfen, den Krieg zu gewinnen. Ich werde mich nicht an dir vergreifen — da kannst du noch so verführerische Fähnchen tragen. Ich möchte nämlich, daß der Auflösung unserer Ehe nichts im Wege steht, wenn du wieder in Lankonien bist. Außerdem wird sich dein Graf Julius bedanken, wenn er auch noch meine Brut großziehen muß. Also, gehst du jetzt bitte in den Salon und läßt mich schlafen? Aber verlaß bloß nicht das Hotel! Wer weiß, was dir als nächstes einfällt!«
Aria war jetzt sehr dankbar für ihre strenge Erziehung, denn so konnte sie ihre Gefühle unterdrücken. Als Prinzessin zurückgewiesen werden war eine Sache — aber als Frau verschmäht zu werden, verletzte sie tief.
»Los, raus!« rief er. »Verschwinde aus meinem Bett. Ich rufe gern das Zimmermädchen, die wird dir die Couch im Salon herrichten.«
Mit der ganzen Würde, die ihr zur Verfügung stand, erhob sich Aria aus dem Bett. »Nein danke, Lieutenant Montgomery. Das werde ich schon selbst machen.« Keine andere Frau sollte erfahren, daß ihr Ehemann sie nicht begehrte. Die ganze Nacht saß sie auf der Couch und dachte nach. Sie haßte ihn für das, was er ihr angetan hatte. Gut, sie würde keine Kinder von ihm bekommen. Vielleicht gelang es ihrer Schwester, einen Erben für den Thron von Lankonien auf die Welt zu bringen. Sie, Aria, würde das von ihm lernen, was es zu lernen gab, und dann in ihre Heimat zurückkehren. Mühsam hielt Aria die Tränen zurück.
J. T. erwachte mit einem schlechten Geschmack im Mund. Er setzte sich auf und sah an sich herunter. Noch immer trug er Uniform.
Er wußte, daß die Prinzessin nicht neben ihm lag, sondern sich in einem anderen Zimmer der Suite aufhielt. >Wahrscheinlich ist sie beleidigt<, dachte er und schnitt eine Grimasse. Vielleicht haßte sie ihn auch, weil er nicht ihre Erwartungen erfüllt hatte.
Er schloß die Augen und überdachte die Ereignisse der letzten Tage. Seit er ihr das Leben gerettet hatte, hatte sie sich einfach unmöglich benommen! Sie war immer nur fordernd, überheblich und selbstherrlich gewesen. Gleich, was er ihr gab — sie war nie zufrieden. Er hatte ihr eine große Summe anvertraut — seine Ersparnisse, die er eigentlich für ein neues Boot verwenden wollte —, und sie hatte sich noch nicht einmal bedankt.
Als er sie endlich in den Zug nach Washington gesetzt hatte, war er heilfroh gewesen und hatte gehofft, ihr nie wieder begegnen zu müssen.
Aber er hatte kein Glück gehabt. Ein paar Tage später wurde J. T. auf Befehl des Präsidenten »ersucht«, nach Washington zu kommen.
Keiner hielt es für nötig, ihm darzulegen, worum es ging. Doch er wußte, daß es irgend etwas mit
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