Die Prinzessin
das beste der Welt sei. Würde Lieutenant Montgomery jemals seine amerikanische Staatsbürgerschaft aufgeben können? Würde er überhaupt gewillt sein, die lankonische Sprache zu erlernen?
Er war so jähzornig, so unduldsam, so intolerant. Sie erinnerte sich nur zu gut an ihren gemeinsamen Aufenthalt auf der Mangroveninsel. Heute war sie in der Lage, seinen damaligen Zorn auf sie zu verstehen. Aber in Lankonien würde er täglich Menschen begegnen, die von einer langen Reihe von Königen abstammten. Ihr Snobismus machte selbst Aria ungeduldig. Wie würden sie sich einem Bürgerlichen gegenüber verhalten? Wie würde J. T. auf sie reagieren? Und dann blieb noch die Tatsache bestehen, daß er gar nicht Prinzgemahl sein wollte.
Mr. Sanderson hatte recht: Es war vorbei.
Das glückliche, entspannte amerikanische Abenteuer war nun Vergangenheit. Sie war dazu bestimmt, Königin zu werden, und sie mußte zu ihren Pflichten zurückkehren. Schließlich war es eine Ehre, Königin zu sein ...
Sie brachte ein Lächeln zustande, als J. T. das Zimmer betrat. Er runzelte die Stirn. »Ich glaube fast, du bist froh darüber, wieder daheim zu sein.«
»Ja und nein. Ich werde mich immer gern an die Zeit in Amerika erinnern. Dolly hat versprochen, daß sie mich besuchen wird, deshalb werde ich wohl nicht jeden Kontakt verlieren. Vielleicht möchtest du ja auch ...«
»Nein«, entgegnete er scharf. »Bringen wir’s jetzt hinter uns? Ich meine diesen Streit in der Öffentlichkeit.«
»Der wurde verschoben.« Sie studierte seine Gesichtszüge. Bis heute hatte sie gedacht, daß sie ihr ganzes Leben lang mit ihm verheiratet bleiben würde. Jetzt blieben ihnen nur noch Stunden... »Wir essen jetzt gemeinsam zu Abend .. . und verbringen die Nacht gemeinsam. Morgen oder übermorgen wird man mich dann wahrscheinlich ansprechen, da bin ich mir sicher.«
»Ich wünschte, du hättest es nicht hinausgezögert«, sagte er. »Ich muß so schnell wie möglich auf den Stützpunkt zurück. Je früher...«
Alles in ihr versteifte sich. »Je eher du mich los wirst, desto besser?«
Er sah sie lange an. »Es wird leichter für mich sein, wenn es schnell vorbei ist.«
Dieses Abendessen blieb für Aria stets eins der verworrensten Ereignisse in ihrem Leben. Sie war niedergeschlagen und traurig, denn der Gedanke, ihn nie mehr sehen zu können, bedrückten sie. Er schien sie anscheinend nicht schnell genug loswerden zu können, denn er benahm sich ihr gegenüber kühl und teilnahmslos. Aria mußte ihre wahren Gefühle verbergen und ihre Rolle spielen.
»Wir werden uns einen Tisch in der Mitte suchen«, bestimmte sie. »J. T., Schätzchen, wenn mich die Leute nur nicht so anstarren würden! Das ist ja grauslig! Müssen wir überhaupt in dieser Stadt bleiben? Ich weiß nicht, ob ich das überstehe.«
Ein Kellner führte sie zu einem Tisch.
»Was wirst du tun, wenn du wieder in Amerika bist?« fragte sie ihn, als sie allein waren.
»Ich werde mich nach Buicks umsehen«, erwiderte er und funkelte sie an. »Arbeiten natürlich. Helfen, den Krieg zu gewinnen. Was dachtest du denn?«
»Ob du wohl unser kleines Haus behalten kannst?«
»Ich will es nicht mehr.«
Aria lächelte bei diesen Worten. Vielleicht wollte er sie ja gar nicht los sein. »Ich werde Amerika und dich vermissen«, flüsterte sie.
Er blickte auf seinen leeren Teller. »Es wird schön sein, wenn ich wieder allein sein werde. Ich habe meine Arbeit vernachlässigt.«
Sie gab ihm keine Antwort, weil das Essen serviert wurde.
»Wirst du Heather Wiedersehen?« fragte sie schließlich.
»Ich werde mit jeder Frau, die ich im Südosten der USA finden kann, ausgehen. Und du? Wirst du deinen Grafen heiraten?«
»Also wirklich!« sagte sie und blickte ihn starr an.
»Manchmal bist du richtig kindisch! Graf Julian ist ein sehr umgänglicher Mann, und er wird einen perfekten Prinzgemahl abgeben. Einen besseren als du!«
»Einen besseren als ich? Jetzt will ich dir mal was sagen: was dieses rückständige Land braucht, ist frisches Blut! Und zwar dringend! Du müßtest dich verdammt glücklich schätzen, wenn ich bei dir bleiben würde — aber ich tu’s nicht! Da draußen tobt nämlich ein Weltkrieg, aber die Leute hier sind so in ihre eigenen Probleme verstrickt, daß sie davon nichts mitkriegen.«
»Wir sind nicht an diesem Krieg beteiligt, ist das denn falsch? Ihr aggressiven, zornigen Amerikaner könntet eine Menge von unserem friedfertigen Volk lernen!. Wir zerstören keine anderen
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