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Die Prinzessin

Titel: Die Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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sehr unwahrscheinlich ist — das lankonische Volk zustimmen würde, daß ein Bürgerlicher Gemahl Ihrer Königin ist. Sie dürfen jetzt nur an das Wohl von Lankonien denken und nicht an Ihre, äh, persönlichen Wünsche.«
    Aria konnte förmlich fühlen, wie sich die Bürde der Pflicht um ihre Schulter legte. Sie fröstelte.
    »Aber die Mitglieder des Königshauses dürfen sich nicht scheiden lassen«, sagte sie leise.
    »Die Ehe wird annulliert werden«, erklärte Mr. Sanderson knapp. »Sie wurde unter Zwang geschlossen, und sowohl der lankonische Thronrat als auch die amerikanische Regierung werden sich diesem Argument widerstandslos beugen. Wir vertrauen darauf, daß Sie den König dazu überreden, uns das Vanadium zu geben, und daß wir zum Dank für unsere Hilfe in nicht allzu ferner Zukunft Militärstützpunkte in Ihrem Land errichten dürfen.«
    »Sicher«, erwiderte sie. »Amerika hat mir viel geholfen, und ich werde Ihnen meine Dankbarkeit beweisen.«
    Sandersons Gesicht hellte sich auf. »Es tut mir leid, daß ich Ihnen Ungelegenheiten bereiten muß, aber ich hatte keine Ahnung, daß Sie und Ihr Gatte sich so nahegekommen sind. Man hat uns zu verstehen gegeben, daß Sie eine Annullierung begrüßen würden.«
    »Das war einmal«, murmelte sie. Dann straffte sie sich. »Geben Sie uns noch ein bißchen Zeit, damit wir uns Lebewohl sagen können. Wir können unseren Streit ausfechten, wenn mich die Verschwörer angesprochen haben. Er kann dann behaupten, daß seine Frau sich nicht an einem solch wahnwitzigen Unternehmen beteiligt, und ich werde mich dann seien Befehlen widersetzen. Später werde ich behaupten, daß ich lieber eine Prinzessin als seine Frau sein will. Die Ehe kann für ungültig erklärt werden, wenn ich an den Platz zurückgekehrt bin, der mir rechtmäßig zusteht.«
    »Ja, aber —«
    »Sie dürfen sich jetzt zurückziehen.« Nach diesen Worten wurde ihr plötzlich bewußt, daß sie zum ersten Mal seit langer Zeit wieder handelte wie eine Prinzessin.
    »Jawohl, Hoheit«, sagte Mr. Sanderson und verließ nach einer kleinen Verbeugung das Zimmer.
    Aria ging zum Fenster und beobachtete versonnen die Menschen, die unten vorbeigingen. Sie bewegten sich mit schleppenden Schritten vorwärts, als wären alle alt. Sie sah keine Kinder. Jedes Jahr verließen viele junge Leute mit ihren Kindern das Land, weil es hier keine Industrie, keine Arbeit, keine Zukunft gab.
    Plötzlich wurde sie. sich ihrer Verantwortung für diese Menschen wieder bewußt. Sicher, der Kronrat erließ die Gesetze, kümmerte sich um Gerichtsverfahren, aber es oblag der königlichen Familie, das Ausland für Lankonien zu interessieren. Im letzten Jahrhundert war ihre Familie zur Touristenattraktion geworden.
    Sie sah an ihrem einfachen, dunkelbraunen Kleid hinunter und erinnerte sich daran, wie lange es immer gedauert hatte, wenn sie sich als Prinzessin angekleidet hatte. Drei Frauen waren jeden Morgen eine Stunde beschäftigt gewesen, um sie anzukleiden und ihr langes Haar zu frisieren. Tagsüber hatte sie sich immer wieder umziehen müssen. Es gab Morgenkleider, Nachmittagskleider, Empfangskleider, Teekleider und formelle, steife Abendkleider.
    Und sie dachte an ihren Terminkalender. Gewöhnlich war jede Minute des Tages mit Verpflichtungen angefüllt. Von zehn Uhr morgens bis sechs Uhr abends wurde sie regelrecht öffentlich zur Schau gestellt. Sie besichtigte Fabriken, hatte ein offenes Ohr für die Sorgen ihrer Landsleute und mußte persönlichen Fragen geschickt ausweichen. Dann gab es noch die offiziellen Reisen in die lankonischen Provinzen, in denen sie ein Krankenhaus nach dem anderen besuchte und Tausende von Händen schütteln mußte. Abends fanden meist lange, ermüdende Bälle statt.
    Ehe sie nach Amerika gefahren war, war sie sich der Vielzahl ihrer Pflichten gar nicht richtig bewußt gewesen. Schließlich war ihr ganzes Leben auf die Erfüllung ihrer Aufgabe abgestellt gewesen.
    Sicher hatte sie schon in Erwägung gezogen, ihren amerikanischen Mann zu fragen, ob er gewillt wäre, dieses Leben mit ihr zu teilen. Wie würde er sich als König verhalten? Ob er Reporter in den Swimmingpool werfen würde? Würde er weiterhin mit gewöhnlich aussehenden Frauen in Straßencafes gesehen werden? Würde er zum Abendessen in einem T-Shirt erscheinen?
    Und wie würden die Einwohner von Lankonien sich ihm gegenüber verhalten? Vielleicht würde er ja die Ziegenhirten verachten! Jeder Amerikaner schien zu denken, daß sein Land

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