Die Prinzessin
nach Arias Arm und zog sie die Treppen hinauf.
»Das war eine sehr ungeschickte Äußerung«, tadelte sie, als sie auf ihrem Zimmer waren. »Lankonien ist nicht in der Lage, Armeeflugzeuge — gleich, aus welchem Land sie kommen — aufzutanken. Wir sind neutral.«
Er erwiderte kein Wort, sondern griff nach ihren zwei Koffern und eilte aus dem Zimmer. Dem Portier knallte er hundert Dollar auf den Tisch, dann pfiff er einem Taxi. »Zum Flughafen«, bellte J. T. und stieß Aria auf den Rücksitz.
»Du hättest dich wenigstens umziehen können«, meinte sie sanft. »Dein Jackett ist voller Suppe.« J. T. antwortete nicht, sondern blickte stur aus dem Fenster. Aria fragte sich, an was er wohl denken mochte.
Für sie war er die letzte Verbindung zu der Freiheit, die sie in Amerika genossen hatte. Vielleicht würde es ihr möglich sein, J. T. und seine Zärtlichkeiten zu vergessen. Sie würde dann nur noch an den ungehobelten Kerl ohne Manieren denken, der ihr auf der Insel Fische in den Schoß geworfen und sie bei jeder Gelegenheit angeschrien hatte ...
»Wir sind da.«
Aria bestieg schweigend das Flugzeug. An Bord erwartete sie Mr. Sanderson mit einem ganzen Stoß Akten. Nachdem das Flugzeug abgehoben hatte, erläuterte er ihnen das weitere Vorgehen. Das Flugzeug sollte kurz hinter Escalon einen Maschinenschaden vortäuschen und landen. Aria und J. T. würden sich dann trennen müssen. Aria würde im Karren eines Ziegenhirten heimlich nach Escalon zurückgebracht, um die Verabredung mit dem Oberhofmeister einhalten zu können.
»Wir glauben nicht, daß er hinter dem Mordanschlag auf Prinzessin Aria steckt«, sagte Mr. Sanderson. »Vielleicht reagiert der Oberhofmeister nur auf das Verschwinden der Prinzessin. Aber Lady Werta muß etwas wissen. Sie lebt schließlich beständig in der engsten Umgebung der Prinzessin.«
Das Flugzeug landete. Mr. Sanderson sah aus dem Fenster. »Der Ziegenhirt wartet schon auf Sie, Königliche Hoheit. Er ist einer unserer Männer, und er wird Ihnen die Rückfahrt so angenehm wie möglich gestalten.«
J. T. blieb sitzen, als Aria sich erhob. Sie streckte ihm die Hand entgegen und sagte: »Ich danke dir für deine Hilfe, J. T., und dafür, daß du mir das Leben gerettet hast. Ich entschuldige mich für all die Ungelegenheiten, die ich dir bereitet habe. Bitte, richte Dolly aus, daß ich ihr schreibe, sobald es mir möglich ist.«
J. T. bewegte sich blitzschnell und zog sie auf seinen Schoß. Dann küßte er sie leidenschaftlich.
Sie klammerte sich an ihn, wünschte sich, daß er sie nie verlassen würde.
»Leb wohl, Prinzessin«, flüsterte er heiser. »Viel Glück.«
»Ja«, erwiderte sie und bemerkte, daß er nicht so fühlte wie sie.
»Ihre Königliche Hoheit — bitte!« drängte Sanderson. »Wir müssen gehen!«
Aria stand auf. »Ich wünsche dir alles Glück der Welt«, sagte sie und verließ das Flugzeug.
Nur wenige Minuten später lag sie in dem stinkenden Gefährt des Hirten. >Nun ist es vorbei«, dachte sie. Von jetzt an durfte sie nur noch in die Zukunft sehen. Sie würde ihr Bestes tun, um Amerika und ihren amerikanischen Mann so schnell wie möglich zu vergessen. Das Wohl ihres Landes würde an erster Stelle stehen. Vielleicht wäre es das Beste, Graf Julian bald zu heiraten. Immerhin — einige Punkte sprachen für ihn: Er kannte die Bedeutung des Wortes Pflicht, und er war zum Prinzgemahl erzogen worden. Julian war im Hofprotokoll bewandert wie kein zweiter, daher würde er widerspruchslos zwei Schritte hinter seiner Gemahlin gehen. Aria erinnerte sich an den ersten und einzigen Kuß, den sie mit Julian , getauscht hatte. Im Vergleich zu J. T’s leidenschaftlicher Attacke war er eher lau gewesen. Ob Julian wohl zu größerer Leidenschaft fähig war? Nun, das müßte die Zeit weisen.
Gegen Morgengrauen wurde sie schläfrig. >Wie baut man wohl einen Staudamm?< fragte sie sich nachdenklich. >Und wie ist es möglich, Weinberge zu berieseln? Vielleicht weiß Julian ja, was man da machen kann. Oder ich lasse mir einen Fachmann aus Amerika kommen!« Sie schlief ein.
»Lieutenant«, sagte der Pilot, »es sieht so aus, als hätten wir wirklich Probleme mit dem Motor. Es dauert noch eine Weile, ehe wir starten können. Vielleicht vertreten Sie sich etwas die Beine?«
»Tu ich gern«, murmelte J. T. und stieg aus.
Er ging die Landebahn hinunter und blickte auf die spärliche Vegetation an den Berghängen, die er im trüben Licht des Vollmonds ausmachte. J. T. zündete
Weitere Kostenlose Bücher