Die Prinzessin
Stützpunkte in Lankonien, richtig?«
»Unter anderem, ja.«
»Ach ja«, nickte der König. »Das Vanadium! Zu diesem Zeitpunkt hatte Aria allerdings schon zugestimmt, es Amerika zukommen zu lassen. Stimmt alles bis hierhin?«
»Natürlich.«
Der König lächelte. »Sie wurden als Ehemann ausgewählt, und ich muß sagen — Ihre Ahnenreihe ist für einen Amerikaner sehr beachtlich!«
J. T. aß schweigend weiter.
»Sie beide haben dann in Key West, wo Sie stationiert waren, gelebt. Meine Enkelin lernte dort, sich wie eine Amerikanerin zu benehmen. Sie müssen mir erzählen, wie die Fotografie von Aria und Ihrer Mutter zustande kam. Ich habe sie in der Regionalzeitung gesehen. Ihre Frau Mutter ist eine schöne Frau.«
»Sie ist bereits verheiratet. Könnten Sie nicht etwas schneller erzählen? Ich möchte dieses Land verlassen und heimkehren. Ich habe Kriegsdienst zu leisten und kann es nicht verantworten, noch länger fortzubleiben.«
»Hm, ja, Ihr Kriegsdienst. Noch etwas Wein, Lieutenant?« fragte der König und bedeutete Ned, noch einmal einzuschenken. »Jetzt ist also meine Enkelin zurückgekehrt und hat — mit der Hilfe dieses nervtötenden, geschwätzigen amerikanischen Botschafters — ihren Platz als Prinzessin Aria wieder eingenommen. Außerdem hat sie ihr Leben wiederum in große Gefahr gebracht.«
J. T. hörte auf zu essen. »Man sagte mir, sie würde beschützt.«
»Wem kann ich denn trauen? Ned ist der einzige, von dem ich definitiv weiß, daß er nicht an der Verschwörung beteiligt ist. Aber er muß bei mir bleiben, ich kann ihn nicht entbehren. Ich vertraue weder Arias Ratgebern noch ihren Verwandten, noch ihren Hofdamen.«
»Können Sie nicht herausfinden, wer diese Doppelgängerin an Arias Stelle gesetzt hat? Vielleicht würde dann Licht ins Dunkel kommen.«
»Ich habe sie nach Amerika geschickt«, antwortete der König. »Nachdem Ihr Präsident mir mitteilte, daß meine Enkelin verschwunden sei, dachte ich sofort an die Risiken für unser Land. Lankonien sollte dazu gebracht werden, in den Krieg einzutreten. Ich habe Ned nach Süden geschickt, um Arias Kusine zu holen, die, bis auf etwa fünfzig Pfund Gewichtsunterschied, genauso aussieht wie Aria. Sie sollte meine Enkelin spielen.«
»Aria meinte, es würde Sie umbringen, wenn Sie etwas über die Entführung herausfänden.«
Der König betrachtete sein Weinglas. »Es braucht schon etwas mehr, um mich umzubringen. Zuerst kommen Pflicht und das Wohlergehen meines Landes. Private Gefühle haben da keinen Platz.«
»Sie ist Ihnen sehr ähnlich.«
Der König lächelte verhalten. »Ihre Zwistigkeiten mit ihr sind mir sehr wohl bekannt. Sie ist eine sehr gute Schauspielerin, nicht wahr?«
»Was wollen Sie von mir?« fragte J. T.
»Ich möchte, daß Sie in Lankonien bleiben.«
»Nur über meine Leiche«, rief J. T. und stand auf. »Ich will weg von hier! Mein Land befindet sich im Krieg, und ich werde gebraucht.«
»Sie wurden bereits ersetzt.«
»Es gibt nicht viele Leute, die soviel über Schiffbau wissen wie ich«, stellte J. T. stolz fest. »Ich bin nicht leicht zu ersetzen.«
»Und was ist mit Jason Montgomery? Er hat Ihre Arbeit vor zwei Tagen übernommen. Ist er dazu fähig?«
J. T. schluckte und setzte sich wieder hin. Jason Montgomery war der jüngste Bruder seines Vaters und wußte soviel über Schiffbau, daß er stets das leuchtende Vorbild seines Neffen gewesen war. »Das ist natürlich etwas anderes. Wer hilft meinem Vater in der Reederei?«
»Ihre Mutter und einer Ihrer Brüder. Er wurde verwundet und zieht es vor, seine Genesungszeit hinter dem Schreibtisch der Reederei zu verbringen.«
»Sie scheinen aber verdammt viel zu wissen«, knurrte J. T. böse.
Ned stürmte auf J. T. zu, doch der König gebot ihm Einhalt. »Ich habe mich in den letzten Wochen sehr für Sie und Ihre Familie interessiert. Ich wollte feststellen, ob ich Ihnen vertrauen kann.«
»Wenn ich Sie wäre, würde ich niemandem mein Vertrauen schenken. Ich habe noch nie einen Ort gesehen, an dem so viele Intrigen gesponnen werden.«
»Ich gebe Ihnen recht. Das ist auch der Grund, warum ich jemanden, der absolut integer ist, brauche, um meine Enkelin zu beschützen.«
J. T. trank einen Schluck Wein. »Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn Sie mir erklären, warum alle Welt hinter diesem abgelegenen Land her ist? Ist Vanadium so wertvoll?«
»Nein. Aber Uran ist es«, sagte der König. »Gleich nach Ausbruch des Krieges wurden in Lankonien
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