Die Prinzessin
sich eine Zigarette an, um sich zu beruhigen. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als dieses Land end-lich zu verlassen und so viele Meilen wie möglich zwischen sich und seine Prinzessin zu legen... »Nicht meine Prinzessin«, berichtigte er sich selbst.
Auf einmal sagte eine Stimme hinter ihm: »Kommen Sie mit.«
J. T. drehte sich um und sah einen bewaffneten Mann.. Er hatte ihn nicht kommen hören. Hinter ihnen heulten die Flugzeugmotoren auf.
»Sie kommen jetzt mit, Lieutenant Montgomery«, wiederholte der Mann.
»Ich muß zum Flugzeug zurück!« J. T. versuchte den Mann beiseite zu stoßen, doch da sprangen drei weitere bewaffnete Männer aus dem Gebüsch.
»Sie werden uns wohl oder übel begleiten müssen.«
J. T. wußte genau, daß Widerstand zwecklos war. Die vier Männer führten ihn zu einer großen, schwarzen Limousine. Als er in den Wagen stieg, sah J. T., daß das Flugzeug von der Landebahn abhob. »Sie soll verdammt sein!« knirschte er, weil er wußte, daß dies wieder mit Aria zu tun hatte. Warum war er ihr nur begegnet?
Nach einer Fahrt von etwa fünfundvierzig Minuten kamen sie zu einer versteckt hinter Bäumen gelegenen großen Villa.
»Hier entlang«, befahl einer der Männer.
Innen wurde das Haus von Hunderten von Kerzen, die in alten Silberleuchtern steckten, hell erleuchtet. Flaggen hingen von der Decke, wertvolle Gobelins bedeckten die Wände.
Eine der Wachen schob J. T. durch eine Flügeltür, die sofort hinter ihm geschlossen wurde. Der Raum war nur am hinteren Ende erleuchtet. Deshalb brauchte J. T. ein paar Sekunden, um sich an das Dämmerlicht zu gewöhnen.
Ein großer, grauhaariger Mann saß am Kopfende eines Tisches, der mit einer Vielzahl gefüllter Silberschüsseln bedeckt war. Hinter dem Stuhl des sitzenden Mannes stand ein kräftig gebauter Diener.
»Kommen Sie herein und nehmen Sie Platz«, lud der Grauhaarige J. T. ein. »Haben Sie schon gegessen?«
»Ich mag es nicht, wenn ich mittels einer Pistole zu etwas gezwungen werde«, erwiderte J. T. und bewegte sich keinen Zentimeter.
»Das mögen die wenigsten Menschen. Aber schließlich befinden wir uns in einem Krieg, einem Weltkrieg — da muß man so etwas in Kauf nehmen. Aber jetzt zum Essen. Ich kann Ihnen Wildbret, Hasen, Pastete und sogar amerikanisches Rindfleisch anbieten.«
J. T. trat näher an den Tisch heran. Der Mann sah aus, als ob er um die Fünfzig wäre, aber sein Körper wirkte wie der eines jungen Mannes. J. T. war versucht, zu fragen, ob er Ringer gewesen war.
»Ned«, sagte der Mann, »gieß unserem Amerikaner etwas Wein ein.«
J. T. zuckte mit den Achseln, nahm an der anderen Seite des Tisches Platz und begann sich den Teller zu füllen. »Was ist so wichtig, daß Sie mich mein Flugzeug versäumen ließen?«
»Ihr Präsident und ich wollen Sie um einen Gefallen bitten.«
J. T. ließ die Gabel sinken. »Roosevelt?« Er sah den Mann mißtrauisch und verblüfft an. »Wer sind Sie eigentlich?«,
»Ich bin der König dieses Landes.«
»Ich habe gehört, Sie lägen auf dem Sterbebett, aber Sie scheinen mir nicht sehr krank zu sein.«
»Sprechen Sie gefälligst in einem anderen Ton mit Seiner Majestät«, fauchte ihn der Riese, der hinter dem König stand, an.
»Ned ist immer sehr um mein Wohlergehen besorgt«, schmunzelte der König. »Aber ich glaube, ein Amerikaner braucht sich mir gegenüber nicht unterwürfig zu verhalten. Ich nehme an, daß sich meine Enkelin mittlerweile auf dem Weg nach Escalon befindet?«
J. T. schwieg. Nach seinen Informationen hatte der König keine Ahnung von den Ereignissen, die das Leben seiner Enkelin in Aufruhr gebracht hatten — aber jetzt schien es so, als ob der König sehr wohl Bescheid wüßte! J. T. wollte nicht alle Trümpfe aus der Hand geben und dem König mehr mitteilen, als er wußte. Also sagte er: »Warum erzählen Sie mir nicht, was Sie wissen?«
»Gut«, erwiderte der König. »Ich glaube, es begann, gleich nachdem meine Enkelin ihre Reise durch Amerika angetreten hatte. Sie wurde entführt — wahrscheinlich von einem Lankonier —, dann sollte sie erschossen werden. Sie haben Ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um sie zu retten. Dafür werde ich Ihnen ewig dankbar sein.«
»Gern geschehen.«
»Durch Ihre Hilfe konnte sie mit der amerikanischen Regierung Kontakte aufnehmen. Das Militär bestand darauf, daß sie einen Amerikaner heiraten und ihn neben sich auf den Thron setzen sollte. Ich glaube, die Army spekuliert auf die Einrichtung militärischer
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