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Die programmierten Musen

Die programmierten Musen

Titel: Die programmierten Musen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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das sagen – an den Mann zurück, der uns hier in diese Lage brachte, an den überaus fähigen, ichbezogenen Erfinder-Chirurgen, der sich eine Privatbibliothek aus dreißig gefangenen Gehirnen wünschte, mit denen er philosophieren konnte; wir denken auch an die Welt, die uns der ewigen Nacht überantwortete und die dann ihr Hasten, Feiern, Raffen und Streben fortsetzte.
    Als ich noch einen Körper hatte, las ich einmal eine Horrorgeschichte von Howard Philip Lovecraft, einem Autor, der zu früh starb, um noch ein Opfer der PSS-Operation zu werden, der aber wesentlichen Anteil an Zukertorts Inspiration gehabt haben mag. Die Geschichte, ›Der Zauberer in der Dunkelheit‹ war eine Fantasie über rosafarbene Flügelungeheuer vom Pluto, die Menschengehirne in Zylinder steckten – genau wie unsere Metalleier. Sie sind die Monstren da draußen – Sie, Sie, Sie. Ich werde nicht vergessen, wie diese Geschichte zu Ende ging: Eine aufregende Szene entwickelte sich, und erst am Ende erkennt der Erzähler, daß sein engster Freund der ganzen Szene aus einer solchen Metallkapsel hilflos hat folgen müssen. Dann denkt er an das Schicksal seines Freundes – das ich, wie Sie bitte bedenken wollen, teile – und der einzige Gedanke, der ihm kommt, ist – ich zitiere: ›… und die ganze Zeit in dem blinkenden, schimmernden Zylinder auf dem Regal … armer Teufel …‹
    Die Antwort bleibt nein. Trennen Sie mich, Schwester Bishop, und bringen Sie mich nach Hause.«
     
     

19
     
    Selbst in den kleinsten Dingen schläfert uns das Leben ein, um uns dann mit Raubtierzähnen erneut anzufallen – oder uns mit einem Stock über den Kopf zu hauen. Der Empfangsraum des Hauses »Ewige-Weisheit« war Gaspard am Morgen als der muffig-ruhigste Ort der Welt erschienen, als ein Raum, in dem die Zeit vergessen war – doch als Gaspard spät am Abend ein zweites Mal eintrat, um Schwester Bishop abzuholen, kam eine verrückte Greisengestalt durch die innere Tür geschwankt, wirbelte einen langen Ebenholzstab mit zwei realistisch gekrümmten Schlangen und brüllte: »Hinweg, räudiger Zeitungsschnüffler! Bei Hathor, Seth und schwarzklauigem Bast, hinfort!«
    Die Gestalt war Wächter-Joe wie aus dem Gesicht geschnitten – bis zu den zwei gelockten Haaren in jedem Ohr – mit dem Unterschied, daß der Mann nach hinten geneigt war, anstatt einen gekrümmten Rücken zu haben, daß er einen spitzen weißen Bart aufwies, der bis zur Hüfte wallte, und daß seine Augen ganz weit aufgerissen waren und rund um die Iris das rotverästelte Weiße sehen ließen.
    Auch wurde die Luft vor ihm durch die keuchenden Rufe mit dem Leichenduft von Alkohol geschwängert, der das Leichenschauhaus des menschlichen Körpers schon passiert hatte.
    Die Ähnlichkeit mit Wächter-Joe war so groß, das Gaspard mit einem wachsamen Auge auf den herumschwingenden Schlangenstab Anstalten machte, an dem zuckenden Spitzbart zu zupfen, um seine Echtheit zu prüfen.
    Aber in diesem Augenblick drängte sich Schwester Bishop an dem Greis vorbei. »Setz dich, Zangwell!« kommandierte sie eilig und rümpfte die Nase. »Mr. Tüüii ist kein Reporter, Pop, die Zeitungsarbeit wird heutzutage von Robotern gemacht – auf die mußt du achtgeben. Und zerbrich den Äskulapstab nicht – du hast mir oft genug gesagt, er sei ein Museumsstück. Und sieh dich mit dem Nektar vor – denk daran, wie oft ich dich unter rosa Elefanten vorgefunden habe und bei der Verteidigung der Station gegen rosafarbene Pharaonen! Kommen Sie, Mr. Tüüii, gehen wir. Heute abend steht mir die Ewige-Weisheit bis hier.« Und mit dem Handrücken berührte sie ihr kleines rosa Kinn.
    Gaspard folgte ihr gehorsam nach draußen und überlegte, wie nett es sein würde, ein Mädchen zu haben – besonders so ein süßes Exemplar, dessen ganze Weisheit wahrlich im Körper steckte und dessen Kopf leer war.
    »Ich glaube nicht, daß Zangwell überhaupt schon mal auf Reporter gestoßen ist«, sagte sie mit kurzem Lächeln, »aber er muß immer wieder daran denken, daß sein Großvater oft gekämpft hat. Wächter-Joe? Oh, er und Pop sind Zwillingsbrüder. Die Zangwells sind schon seit Generationen die Familiendiener der Flaxmans. Wußten Sie das nicht?«
    »Ich wußte nicht mal Joes Nachnamen«, sagte Gaspard, »geschweige denn, daß es in dieser Welt noch Familiendiener gibt. Wie läßt sich ein Job überhaupt lange genug halten, damit man diese Klassifizierung verdient?«
    Das Mädchen musterte ihn kühl. »Wo es Geld

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