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Die programmierten Musen

Die programmierten Musen

Titel: Die programmierten Musen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Gaspard. »Sehen Sie da vorn die Lichter? Beim nächsten Häuserblock haben wir wieder Strom. Es wäre nett, wenn man die Taxis mit Antischwerkraft ausstatten könnte – dann würden wir zu unserem Ziel fliegen.«
    »Warum kann man das nicht?« fragte sie, als ob Gaspard daran Schuld hätte.
    »Das liegt an der Größe«, antwortete er. »Zane Gort hat es mir vor einigen Tagen erklärt. Antischwerkraft-Felder sind Kurzwellen-Felder – wie die Kräfte um einen Atom-Nukleus. Man kann Kleinraketen damit in die Luft heben, aber keine Automataxis. Wenn wir die Größe von Mäusen oder Katzen hätten …«
    »Katzen im Taxi interessieren mich nicht. Ist Zane Gort Ingenieur?«
    »Nein, sofern das Verfassen von Abenteuergeschichten für andere Roboter nicht in diesen Beruf fällt – jedenfalls drehen sie sich wohl oft um Physik. Aber wie die meisten neueren Robots hat er eine Menge Hobbys, die sich fast zu Zweitberufen auswachsen. Er läßt sich doch tatsächlich vierundzwanzig Stunden am Tag über Bänder neues Wissen zuspielen.«
    »Sie mögen Roboter, wie?«
    »Sie nicht?« fragte Gaspard mit plötzlicher Härte.
    Das Mädchen zuckte die Achseln. »Sie sind nicht schlimmer als manche Menschen. Sie lassen mich kalt – wie Eidechsen.«
    »Das ist ein unschöner Vergleich. Und völlig unzutreffend.«
    »O nein. Roboter sind kaltblütig wie Eidechsen, oder etwa nicht? Zumindest sind sie kalt.«
    »Hätten Sie es lieber, wenn sie sich Ihretwegen aufheizen würden? Und was hat die Heißblütigkeit der Menschheit eingebracht außer Streitereien und Kriegen?«
    »Sie hat auch Taten hervorgebracht, die von Mut und Liebe bestimmt waren. Wissen Sie, Sie sind in vieler Hinsicht wie ein Roboter, Gaspard. Kalt und mechanisch. Ich wette, Ihnen gefiele ein Mädchen, das Ihnen ein paar elektrische Funken verpaßt – oder was die Roboter so tun –, wenn Sie ihren Liebesknopf drücken.«
    »Aber so sind die Roboter gar nicht! Sie sind alles andere als mechanisch. Zane Gort …«
    Das Automataxi hielt vor einem hell erleuchteten Eingang. Ein schlanker goldener Tentakel schwebte aus der Tür herbei und wackelte fröhlich hin und her wie eine Schlange, der man das Shimmytanzen beigebracht hat. Er half beim Öffnen des Verdecks und tippte Gaspard sanft auf die Schulter.
    Ein Paar wunderhübsch geschwungene Lippen erstand am Ende der geschmeidigen, spitzen Goldschlange. Dann blühten sie auf und öffneten sich wie eine Blume.
    »Lassen Sie sich und Ihre Begleitung in Enstrands Interstellares Etablissement geleiten«, lispelte der Tentakel. »Die Cuisine des Alls.«
     
     

20
     
    Enstrands Cuisine war nicht ganz so leer und kalt wie das interstellare All oder etwa die Liebkosung einer Robix, und Eidechsen fanden sich auch nicht auf der Speisekarte. Trotzdem hatte das Essen etwas Kränkliches. Die Drinks dagegen waren sehr kräftig. Nach einiger Zeit ließ sich Schwester Bishop überreden zu erzählen, wie ihr Interesse an den Eierköpfen entstanden war; eine Tante, die selbst als Gehirntrust-Schwester arbeitete, hatte sie einmal auf Besuch in die Station gebracht. Gaspard erzählte seinerseits von seinem Kindheitswunsch, Autor zu werden, weil er schon immer das Wortschmalz geliebt hatte – im Gegensatz zu vielen anderen Autoren war er nicht durch Stereo, Fernsehen, Modellstehen oder eine Public-Relation-Position ins Geschäft gekommen. Er begann in allen Einzelheiten zu beschreiben, was das Wortschmalz – besonders das bestimmter Maschinen – so wunderbar machte, aber er wurde dabei ein wenig laut, und ein zappliger, spindeldürrer alter Mann am Nachbartisch nahm dies zum Vorwand, sich einzuschalten.
    »Da haben Sie recht, junger Mann«, rief der Alte herüber. »Allein auf die Wortmaschine kommt es an, nicht auf den Autor. Ich habe jedes Buch gelesen, das der Erste Scribners-Skribent produziert hat, egal, welchen Autorennamen man hinterher draufpackte. Diese Maschine hatte mehr Saft als alle drei anderen zusammen. Manchmal mußte ich das ganze Kleingedruckte lesen, damit ich auch bestimmt die SS Eins bekam, aber das war es wert. Nur die SS Eins gab mir das wunderbar leere Gefühl und ließ in meinem Gehirn ein warmes, dunkles Nichts zurück. Lesen Sie Wortmaschinen – das habe ich schon immer gesagt.«
    »Das meine ich aber nicht, mein Lieber«, bemerkte die rundliche weißhaarige Frau neben ihm mit gespitzten Lippen. »Ich habe immer das Gefühl gehabt, daß Heloise Ibsens Arbeiten unabhängig von der Maschine eine besondere

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