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Die programmierten Musen

Die programmierten Musen

Titel: Die programmierten Musen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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es die Befreiten in Rom taten –, daß es doch viel einfacher und sicherer wäre, nur ein Sklave zu sein, der jemandem anders gehört und um den sich dieser andere kümmern muß.
    Aber ich komme vom Thema ab. Was ich Ihnen erklären wollte, ist das Auftauchen der Robotliteratur, zum besseren Verständnis des Entstehens robotischer Sexualität. Also los, meine lieben Menschen – haltet euch fest!« Kurz blinzelte er Gaspard und Schwester Bishop mit seiner Kopflampe zu – zum Zeichen, daß er grinste.
    »Die ersten echten Roboter«, begann er, »die natürlich asexuell oder besser: protosexuell waren, waren hochintelligent und konnten ihre Arbeit sehr gut verrichten – in dieser Hinsicht gab es keine menschlichen Beschwerden –, aber sie litten leicht unter extremen Depressionen, die sich oft in einem übertriebenen Sklavengefühl ausdrückten und zu einer Art Melancholie oder Involutionspsychose führten, die nicht einmal durch Elektroschock richtig geheilt werden konnte und zu schnellem allgemeinem Verfall und schließlich zum Tode führte. Wenige machten sich damals klar, wie leicht Roboter sterben konnten – und auch heute noch sterben können. Sie verschlossen die Augen vor dem Mysterium, das aus dem Fluß der Elektronen durch komplizierte Stromkreise einen bewußten Geist entstehen läßt, und sie hatten keine Vorstellung, wie leicht dieser Geist erlöschen konnte. Auch heute noch scheint man allgemein zu glauben, ein Roboter braucht das Bewußtsein nicht, man meint, ihn auseinandernehmen und tage- oder jahrzehntelang lagern zu können, und wenn er wieder zusammengesetzt wird, ist er derselbe Roboter. Bei St. Isaac, nein! Nur ein stetiges Rinnsal von Bewußtsein erhält einen Roboter am Leben und bewahrt sein grundlegendes Wesen, aber wenn selbst dieses Rinnsal-Bewußtsein unterbrochen wird (wie bei einem völligen Auseinandernehmen), stirbt dieser Roboter, und die Maschine, die aus seinen Teilen neu gemacht wird, ist ein anderer Roboter, ein metallener Zombie. Deshalb müssen wir Roboter uns organisieren und ein Gesetz zu unserem Schutz fordern, deshalb stehen wir zur Elektrizität, wie Sie zur Luft und zum Wasser stehen!
    Aber ich bin schon wieder abgeschweift. Ich erwähnte die frühen Modelle protosexueller Roboter, die fast unweigerlich an Melancholie und Involutionspsychose, gekennzeichnet durch Sklavenunterwürfigkeit, litten.
    Nun, in jenen primitiven Tagen gab es einmal einen Roboter, der als Hausmädchen und Gesellschafterin bei einer reichen venezolanischen Dame angestellt war. Sie las ihrer Herrin oft Romane vor, ein seltener, aber nicht unmöglicher Dienst. Dieser Roboter (damals gab es natürlich noch keine Robixe, wenn sie auch von ihrer Herrin Maquina gerufen wurde) entwickelte eine Melancholie von der schlimmsten Sorte, obwohl der Service-Mechaniker (stellen Sie sich vor, keine Robotheiler!) diese Tatsache vor Maquinas Herrin verbarg. Tatsächlich weigerte sich der Mechaniker sogar, sich Maquinas höchst symptomatische Träume anzuhören. All dies ereignete sich zu einer Zeit, da einige Menschen noch immer nicht glauben mochten, daß Roboter wirklich bei Bewußtsein und am Leben sind, so unglaublich das heute erscheint, obwohl diese Punkte in zahlreichen Ländern schon durch Gesetz verankert waren. In den fortschrittlichsten Nationen hatten die Roboter ihren Antisklaverei-Kampf sogar schon gewonnen und waren als freie Geschäftsmaschinen anerkannt: Metallbürger des Landes ihrer Herstellung – ein Fortschritt, der sich als größerer Vorteil für den Menschen als für die Roboter erwies, da es für einen Menschen unendlich leichter war, sich im Sessel zurückzulehnen und von einem ehrgeizigen, fleißigen, vollversicherten Roboter regelmäßige Zahlungen zu beziehen, als sich um den Roboter kümmern und die Verantwortung für ihn übernehmen zu müssen.
    Aber ich wollte von Maquina erzählen. Eines Tages ging es mit ihrer Stimme erstaunlich bergauf – sie starrte nicht mehr ins Leere, sie schlurfte nicht mehr geistesabwesend einher, sie kniete nicht mehr hin, schlug den Kopf auf den Boden und heulte: ›Vuestra esclava, Senora.‹ Wie es sich herausstellte, hatte sie ihrer Herrin (die sich für das Buch nicht sonderlich interessierte, möchte ich wetten) gerade Isaac Asimovs ICH, DER ROBOT vorgelesen, und diese alte Science-fiction-Geschichte hatte die Entwicklung der Roboter und der Robotpsychologie mit derartiger Genauigkeit und Anschaulichkeit vorweggenommen, daß Maquina sich

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