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Die programmierten Musen

Die programmierten Musen

Titel: Die programmierten Musen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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verstanden fühlte und eine große, heilsame Erleichterung über sie kam. In diesem Augenblick war die informelle Heiligsprechung des segenbringenden Isaac durch uns Metalleute gesichert. Die Blechnigger – ich bin ziemlich stolz auf diese Bezeichnung, müssen Sie wissen – hatten einen ihrer Schutzheiligen gefunden.
    Den Rest können Sie sich denken: therapeutisches Lesen für Roboter, die Suche nach zutreffenden Robotgeschichten (sehr selten), menschliche Versuche, solche Geschichten zu schreiben (fast immer erfolglos; sie kamen an den Asimov-Stil nicht heran), Versuche, die Wortmaschinen einzuspannen (das klappte nicht, den Maschinen fehlten die rechten sensorischen Vorstellungen, Rhythmen und auch Vokabeln), und schließlich das Hervortreten von Robotautoren wie ich. Robotmelancholie und Involutionspsychose gingen merklich zurück, verschwanden jedoch nicht völlig, während die robotische Schizophrenie nach wie vor weit verbreitet war. Hier stand eine noch gewaltigere Entdeckung bevor.
    Aber die Geburt der Robotliteratur und des schöpferischen Robotschreibens war für sich schon ein gewaltiger Fortschritt, ganz abgesehen von den medizinischen Vorteilen; um so mehr, als dies zu einer Zeit geschah, da die Menschenautoren ihre Arbeit an die Wortmaschinen abgaben. Wortmaschinen! Schwarze geistlose Produzenten verführerischer Sinnen- und Gefühlsnetze! Schwarze Gebärmütter – entschuldige meine Erregung, Gaspard – geistigen Todes! Wir Roboter wissen das Bewußtsein zu schätzen, vielleicht weil es uns auf wunderbare Weise plötzlich zuteil wurde, und wir würden dieses Bewußtsein ebensowenig mit Wortschmalz betäuben wollen wie wir zum Spaß in uns selbst Kurzschlüsse hervorrufen möchten. Natürlich gibt es Roboter, die ihren Stromverbrauch etwas übertreiben, aber sie bilden eine winzige der Elektrizität verfallene Minderheit und werden bald an Überspannung sterben, wenn sie keine Rettung bei den anonymen Elektro-Süchtigen finden. Lassen Sie mich sagen …«
    Er unterbrach sich, als Schwester Bishop ihm zuwinkte.
    »Entschuldigen Sie Zane, das ist alles sehr interessant, aber ich muß in zehn Minuten die Bälger wenden und mich um einige andere Dinge kümmern, und Sie wollten mir doch erklären, wie die Robotsexualität entstanden ist und so.«
    »Das stimmt, Zane«, sprang Gaspard ihr bei. »Du wolltest uns erklären, wie es zur Trennung von Robotern und Robixen kam.« Zane Gort betrachtete sie abwechselnd mit seinem einzelnen Auge. »Wie menschlich«, sagte er trocken. »Das Universum ist gewaltig, majestätisch, kompliziert, mit unerschöpflicher Schönheit ausgestattet, mit einer Fülle von verschiedenartigem Leben versehen – und Sie interessieren sich nur für eins. Die Sache, die Sie zum Kauf von Büchern, zur Gründung von Familien, zum Erstellen von Atomtheorien (wie ich mir denken kann) oder ganz selten auch einmal zum Schreiben von Lyrik anhält. Sex.«
    Als sie Einwände erheben wollten, fuhr er hastig fort: »Egal. Wir Roboter interessieren uns für unsere Art Sex nicht weniger – diesen Sex mit seinen exquisiten metallenen Kongruenzen, seinen stürmischen Elektronenfluten, seinen heftigen Eroberungen auch der intimsten Stromkreise!«
    Und er blinkte ihnen schelmisch mit seiner Kopflampe zu.
     
     

27
     
    »In einem Robot-Service-Center in Dortmund in Deutschland«, begann Zane, »ließ es der kluge und verständige alte Ingenieur Dr. Willi von Wuppertal zu, daß sich kranke Roboter gegenseitig Elektroschocks gaben und dabei die Volt- und Amperezahl, die Dauer und andere Bedingungen selbst bestimmten. Sie wissen, daß der Elektroschock die gleiche heilsame Wirkung auf kränkelnde Elektronengehirne hat wie auf die Gehirne von Menschen, die an Depressionen und Melancholie leiden; wie bei den Menschen ist der Elektroschock aber auch eine zweischneidige therapeutische Waffe und muß vorsichtig eingesetzt werden, wie wir angesichts der fürchterlichen Elektro-Sucht nicht oft genug betonen können.
    Obwohl die Roboter in jenen Tagen ziemlich ungesellig waren, beschlossen zwei Exemplare (davon ein neuentwickeltes, ganz schlankes, ultrasensitives Modell), ihre Elektrostöße gemeinsam zu erleben, sogar überhaupt nur einen Stoß zu nehmen, der in die Stromkreise des einen dringen und die des anderen gleich mit durchlaufen sollte. Dazu war es erforderlich, daß sie sich zunächst in die Batterie des anderen einstöpselten und schließlich auch die jeweiligen Motoren und Elektronengehirne

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