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Die programmierten Musen

Die programmierten Musen

Titel: Die programmierten Musen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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allerdings nicht gerechnet – irgendwie ist diese Facette menschlicher Verderbtheit meiner Phantasie entgangen –, aber weil ich ihn immer mal wieder auf kurze Zeit aus seiner angestammten Welt entführt habe, hat Küken auch einen Sender bekommen, in einem doppelten Boden – Isaac, Hank und Karel seien bedankt!
    Schlecht ist dabei, daß ich nicht mit mehreren Entführungen rechnete und daher identische Sender verwendet habe. Wir müssen sie also nacheinander retten und jedesmal dem stärksten Signal nachgehen und hoffen, daß Küken als erster an die Reihe kommt – oder wenigstens als einer der ersten. Ha! Da hätten wir schon unsere erste Station!«
    Gaspard hielt sich an seinem Sitz fest, als der Kopter mit unangenehmem Ruck aus der Verkehrszone ausscherte und mit etwa dem Doppelten der zulässigen Geschwindigkeit auf einen schmutzigen, gedrungenen alten Wolkenkratzer zuraste. Mehrere Kopter standen auf dem rechteckigen Dach, und daneben erhob sich ein weißes Penthaus mit blauen Streifen und runden Bullaugenfenstern und wehenden Fähnchen auf einem Sonnendach, das wie eine Schiffsbrücke gestaltet war.
    Gaspard brüllte: »Ich kenne Homer Hemingways Penthaus nicht – aber der Stil würde zu ihm passen. Und Heloises Kopter ist grau-violett mit Chromverzierungen – wie der da.«
    »Ich wette zehn zu eins, daß wir uns da an Cullingham heranmachen«, sagte Zane nickend. »Ich würde ihn ja auslassen, aber wir wissen nicht absolut sicher, daß es sich nicht doch um Küken handelt.«
    Sie landeten hart. Zane sprang hinaus und sagte: »Das Signal kommt tatsächlich aus dem Penthaus.« Steif gefroren hüpfte Gaspard hinter ihm her.
    Als sie näher kamen, öffnete sich die Tür zum Penthaus, und Homer Hemingway kam mit verkniffenem Mund heraus. Er war in Reithosen und Hemd gekleidet; über der Schulter trug er einen langen, schweren Mantel mit breiten Aufschlägen, der einem russischen General Ehre gemacht hätte; dazu schleppte er sich mit zwei schweinsledernen Koffern ab, die mit exotischen Etiketten beklebt waren – vom alten Spani en bis zu den Jupitermonden.
    »Ihr beide schon wieder!« sagte er und blieb stehen, ohne die Koffer abzusetzen. »Trottel-Gaspard mit seinem großen Blechbruder! Gaspard, ich will Ihnen noch mal sagen, Sie ekeln mich an! Ich würde Sie am lieb sten gleich noch einmal vermöbeln und das Blechun geheuer auf mich nehmen, wenn ich nicht das Gefühl haben müßte, sie brächte mich dazu, und, meine Her ren, den Weg der Eifersucht bin ich jetzt zum letztenmal gegangen. Wenn es soweit kommt, daß die Frau eines Autoren, die nett zu ihm sein und ihm treu bleiben sollte, ihren Mann wegen eines entführten Verlegers abblitzen läßt und das auch noch als Geschäftsangelegenheit bezeichnet und als eine Sache der richtigen Taktik, während sie in Wirklichkeit nur die Schädelsammlung an ihrer Kette um ein Exemplar erweitern will – dann, meine Herren, hat Homer Hemingway genug!
    Gehen Sie nur hinein und berichten Sie ihr, was ich gesagt habe«, fuhr er fort und deutete mit einer Bewegung seines großen kahlen Kopfes auf die offene Tür. »Los doch! Sagen Sie ihr, ich nehme das Angebot der Green-Bay-Packer an, wo ich der Rechte Wächter im Zweiten Team sein werde, das im Dritten Quartier zur Lockerung der Stimme oder manchmal auch als Ablösung eingesetzt wird. Das ist eine ehrlichere Arbeit als das Schreiben, wenn auch nicht viel ehrlicher. Außerhalb der Saison leite ich vielleicht einen Abmagerungssalon oder arbeite als Schaumatrose auf einer Sportfischerjacht. Sagen Sie ihr das! Und jetzt, meine Herren, auf Wiedersehen!«
    Von stiller Würde erfüllt, schritt der stämmige Exau tor an ihnen vorbei auf einen rot-weiß-blauen Kopter zu.
    Unverzüglich huschte Zane Gort in das Penthaus und beugte sich in der Tür, um mit seinem Radiohelm nicht anzustoßen.
    Gaspard raffte sich auf und stolperte ihm nach. Der Roboter wandte sich um und legte einen Greifer an den Lautsprecher. Gaspard bemühte sich, leise aufzutreten.
    Sie befanden sich in einem Wohnzimmer voller dunkler lederner Polsterstühle und Stil-Aschenbecher und antiker Poster, deren Texte mit Autoren und ihrer Arbeit in Verbindung zu bringen waren, etwa: G ENIE BEI DER A RBEIT , A USWEG HIER , FREIES G ELD , UNS K ÖNNERN GEHÖRT DIE W ELT , STOP , HOCH DIE R EBELLEN , S CHLUSS MIT DEN A TOMVERSUCHEN , GEFÄHRLICHE K URVEN , EINE Z EILE H ONORAR ZUM L EBEN , LASSEN S IE MICH MAL RAN , SCHREIBT NICHT , SCHLIESST EUCH ZUSAMMEN UND WIR

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