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Die programmierten Musen

Die programmierten Musen

Titel: Die programmierten Musen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Leiber
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Hart zu tun hatte, über den ihm Cullingham verschiedene seltsame Geschichten erzählt hatte – wie etwa die Episode, wonach Hart ganz allein zwei Stahlarbeiter und einen Roboter mit schwachen Batterien krankenhausreif geschlagen hatte.
    Im Umkreis von einem Kilometer rings um das Farmhaus gab es kein Versteck – so blieben ihm also von allen denkbaren Taktiken nur Tempo und Überra schung. Er mußte so dicht wie möglich bei der vorde ren Luftschleuse landen, die anscheinend – nein, tatsächlich! – offenstand, und mit der Waffe in der Hand in das Haus stürmen. Dieser Plan bot außerdem den Vorteil, daß ihm kaum genügend Zeit blieb, ängstlich zu werden.
    Es ergab sich dann auch noch ein weiterer Vorteil. Als er hart aufsetzte, aus dem Kopter sprang und durch den aufgewirbelten Staub auf das schwarze Rechteck der offenen Tür zuhielt, sprang ein vernickelter Automatenwachhund vom Hintersitz des karierten Schnellwagens und stürzte sich mit entsetzlichem Sirenenheulen und schnappenden Stahlkiefern auf ihn. Gaspard warf sich in die Luftschleuse, packte die Tür und zog sie noch gerade rechtzeitig hinter sich zu. Der wildge wordene Mechanismus prallte ab, wobei er das Gum mimaterial etwa einen Meter tief einbeulte, ohne es zu durchbrechen.
    Während der Autohund draußen weiterheulte, öffne te sich zischend die innere Tür der Luftschleuse – offensichtlich ausgelöst durch das Schließen der Außentür. Gaspard trat ein und schwenkte wild seine Geschoß waffe – etwa so, wie Wächter-Joe seine Stinktierpisto le handhabte.
    Er befand sich in einem Raum voller Sofas und niedriger Tische; die Wände waren über und über mit Stereophotos von Mädchen bedeckt.
    Zu seiner Linken hockte Gil Hart mit nacktem Ober körper, eine seltsame pseudo-primitive Waffe in der Hand, die er offenbar eben erst an sich gerissen hatte – einen dicken, etwa dreißig Zentimeter langen Schenkel knochen aus Nickel oder einer Nickellegierung.
    Rechts stand Schwester Bishop in einem weißen Seidenunterrock, hatte frech die linke Hand in die Hüf te gestemmt und hielt mit der anderen einen Highball-Drink in die Höhe, das Musterbild eines Mädchens am Abgrund.

38

    »Hallo, Gaspard«, sagte Schwester Bishop. »Gil, reg dich nicht auf.«
    »Ich will Sie retten«, sagte Gaspard ein wenig verdrossen.
    Schwester Bishop lachte schrill. »Ich glaube nicht, daß ich gerettet werden möchte. Der liebe Gil behaup tet, er wäre ein toller Mann, der einzige Mann unter Mil lionen, würdig des höchsten Opfers, das ein Mädchen nur bringen kann. Vielleicht ist etwas daran. Schauen Sie sich nur diese Muskeln an, Gaspard. Sehen Sie – und ich zitiere – diese haarige Brust!«
    Gil Hart lachte dröhnend. »Verschwinde, Flegel«, sagte er. »Sie haben gehört, was die Dame gesagt hat.«
    Gaspard machte einen tiefen Atemzug, der irgendwie zu einem zweiten und auch dritten gewaltigen Schnaufer führte und langsam zu einem wütenden Knurren wurde. In seinen Schläfen pochte es, sein Herz begann heftig zu schlagen. »Sie dumme Göre!« knirschte er. »Ich rette Sie jetzt, ob Sie es wollen oder nicht. Ich errette Sie vom Rande des Abgrunds!«
    Aus dem Gefühl heraus, daß es sportlich gesehen das Richtige wäre und daß Zane an seiner Stelle auch so gehandelt hätte (immerhin war er ja eigentlich nur auf Schwester Bishop böse und nicht auf diesen teppichbrüstigen Affen), feuerte er einen Warnschuß über den Kopf des Privatdetektivs.
    Die Folgen verblüfften Gaspard, der in seinem gan zen Leben außer einer Strahlenpistole noch keine Waf fe abgefeuert hatte. Es gab ein dröhnendes Bumm , der Rückstoß schleuderte ihm die Waffe schmerzlich aus der Hand, stinkender Rauch breitete sich aus, ein Loch erschien im Dach, und Luft begann zischend zu entweichen. Und das Heulen des Autohundes wurde lauter.
    Gil Hart lachte, ließ seine seltsame Waffe auf den Boden fallen und ging auf Gaspard los.
    Gaspard versetzte ihm einen Schlag gegen das Kinn – eine konvulsivische Bewegung, hinter der nicht sehr viel Kraft steckte.
    Gil wich dem Schlag aus und erwiderte ihn mit einem Hieb in Gaspards Mitte, der ihm mit lautem Ächzen die Luft austrieb und ihm sofort die Beine unter dem Leib wegknicken ließ. Gil beugte sich herab und packte ihn am Kragen.
    »Raus, Sie Flegel, hab ich gesagt!« höhnte er.
    Es ertönte ein melodischer Gongschlag. Ein träumerischer Ausdruck erschien auf Gils blauwangigem Gesicht, und er vollführte einen netten kleinen Salto über Gaspard,

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