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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Civilisation hartnäckigen Widerstand leisteten, als nur eingebildet zu betrachten, kann ihn den schlimmsten Gefahren aussetzen.
    Auf dem Wege durch Tampoo bemerkt der Lootse mit einiger Besorgniß, daß kein einziger Bewohner mehr zu sehen ist. Alle Thüren der Strohhütten sind geschlossen, auch vor der des Häuptlings ist kein Eingeborner mehr zu entdecken. Die mit der Zubereitung von Curcuma beschäftigten Frauen sind ebenfalls verschwunden. Das Dorf scheint seit einer Stunde völlig verlassen zu sein.
    Die kleine Gesellschaft beschleunigt ihren Schritt. Wiederholt, doch vergeblich, ruft man nach dem Verschwundnen. Sollte er doch nicht nach der Uferstelle, wo das Boot festgelegt war, zurückgekehrt sein? Oder läge die unter der Aufsicht des Maschinisten und der beiden Matrosen zurückgelassene Schaluppe gar nicht mehr da?
    Noch sind einige hundert Schritte zurückzulegen. Alle beeilen sich nach Kräften, und aus dem Waldessaume hervortretend, sehen sie das Boot mit seinen drei Wächtern.
    »Unser Kamerad? ruft Frascolin fragend.
    – Nun kommt er nicht mit Ihnen? antwortet der Maschinist.
    – Nein… seit einer halben Stunde…
    – Hat er sich denn nicht hier eingestellt? fragt Yvernes dazwischen.
    Was mag aus dem Unvorsichtigen geworden sein? Der Lootse verhehlt nicht seine schlimmsten Befürchtungen.
    »Wir müssen nach dem Dorfe zurück, erklärt Sebastian Zorn. Wir dürfen Pinchinat nicht verlassen…«
    Die Schaluppe bleibt nun unter der Obhut nur des einen der Matrosen, obgleich es vielleicht gefährlich ist, so zu verfahren. Es erscheint aber rathsamer, in Tampoo diesmal in größerer Anzahl und gut bewaffnet aufzutreten. Und wenn alle Strohhütten durchsucht werden müßten, das Dorf sollte nicht verlassen und nach Standard-Island nicht zurückgekehrt werden, ehe Pinchinat nicht wiedergefunden war.
    Jetzt geht es noch einmal nach Tampoo hin. Im Dorfe und dessen Umgebung herrscht dieselbe Einsamkeit. Wohin mag sich die Bevölkerung wohl begeben haben? Auf den Straßen ist es todtenstill und die Hütten stehen leer.
    Ein Zweifel kann nun gar nicht mehr aufkommen. Pinchinat ist in den Bananenwald eingedrungen, dort ergriffen und wer weiß wohin geschleppt worden. Das Loos, das bei den Cannibalen, über die er immer spöttelte, seiner harrt, kann man sich leicht genug vorstellen. Nachforschungen in der Umgebung von Tampoo führten voraussichtlich zu keinem Erfolge. In der so waldreichen Gegend und im Busch, in dem sich doch nur die Insulaner zurechtfanden, waren etwaige Fußspuren nicht zu erkennen. Dazu lag noch die Befürchtung nahe, daß jene versuchen könnten, sich der Schaluppe zu bemächtigen, und wenn dieses Unglück eintrat, dann war alle Hoffnung auf eine Rettung Pinchinat’s verloren und das Leben seiner Kameraden obendrein in Frage gestellt.
    Frascolin’s, Yvernes’ und Sebastian Zorn’s Verzweiflung läßt sich mit Worten gar nicht schildern. Was war zu thun? Der Lootse und der Maschinist wissen in keiner Weise zu helfen.
    Da sagt Frascolin, der sich sein kaltes Blut bewahrt hat:
    »Laßt uns nach Standard-Island zurückkehren!
    – Ohne unsern Kameraden? ruft Yvernes.
    – Brächtest Du das über’s Herz? setzt Sebastian Zorn hinzu.
    – Ich sehe keinen andern Ausweg, antwortet Frascolin. Wir müssen dem Gouverneur von Standard-Island von dem Vorfalle Mittheilung machen… die Behörden von Viti-Levu müssen zum schnellsten Einschreiten veranlaßt werden…
    – Ja, ja, brechen wir auf, stimmt ihm der Lootse zu, und um den Ebbestrom zu benützen, haben wir keine Minute länger zu zögern!
    – Das ist das einzige Mittel, Pinchinat zu retten, ruft Frascolin, wenn… wenn es dazu nicht gar schon zu spät ist!«
    In der That, das war das einzige Mittel.
    Alle verlassen Tampoo mit der Besorgniß, das Boot an seiner Stelle nicht mehr vorzufinden. Vergeblich wird der Name Pinchinat’s wiederholt ausgerufen. Bei größrer Aufmerksamkeit hätten der Lootse und seine Begleiter hinter Gebüschen aber einzelne der wilden Fidschi-Insulaner bemerken können, die ihre Abfahrt beobachteten.
    Das Boot selbst war nicht belästigt worden. Der Matrose hat keine Seele an den Ufern der Rewa herumschweifen sehen.
    Mit ängstlich bedrücktem Herzen entschließen sich Sebastian Zorn, Yvernes und Frascolin in dem Fahrzeuge Platz zu nehmen…. Sie zögern… rufen noch einmal…. Vergeblich; es ist nothwendig, abzufahren, hat Frascolin erklärt, und er hatte Recht damit, es bleibt das einzige, was zu thun

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