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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Strecke zwischen der Insel Wanara und der Insel Ronde. Die Durchfahrt, die auf den Karten den Namen der letzteren trägt, bietet dem Juwel des Stillen Oceans einen breiten Wasserweg, in den dieses sanft hineingleitet. Zahlreiche Walfische, durch sein Erscheinen erschreckt und verwirrt, stoßen mit dem Kopf an seinen stählernen Rumpf, der unter diesen Schlägen erzittert. Der Unterbau der künstlichen Insel ist aber fest genug, um auch von einem solchen Anprall keinen Schaden zu leiden.
    Am Nachmittag des 6. verschwinden auch die letzten Höhen von Fidschi unter dem Horizonte. Hiermit verläßt der Commodore Simcoë Polynesien und überschreitet die Grenze nach Melanesien.
    Während der drei folgenden Tage bewegt sich Standard-Island immer weiter nach Westen und berührt dabei den 19. Grad südlicher Breite. Am 10. Februar befindet es sich genau an der Stelle, wo sich der von Europa erwartete Dampfer bei ihm einstellen soll. Der auf den Wandkarten von Milliard-City bezeichnete Punkt ist allen Bewohnern bekannt. Die Wachen auf dem Observatorium sind in unausgesetzter Thätigkeit. Hunderte von Fernrohren suchen den Horizont ab, und sobald das Schiff gemeldet sein wird… die ganze Bevölkerung schwebt in gespannter Erwartung. Es ist ja das Vorspiel zu dem vom Publicum längst ersehnten Stücke, das mit der Heirat Walter Tankerdon’s und Miß Dy Coverley’s endigen sollte.
    Standard-Island muß nun also ruhig liegen bleiben und hat sich nur gegen die in diesen engen Meerestheilen sehr fühlbaren Strömungen zu halten. Der Commodore Simcoë ertheilt die bezüglichen Befehle und seine Officiere überwachen deren Ausführung.
    »Die Lage ist jetzt entschieden hochinteressant!« sagt an diesem Tage Yvernes.
    Es war während der zwei Stunden des
far niente,
die seine Kameraden und er sich nach dem zweiten Frühstück zu gönnen pflegten.
    »Ja, antwortet Frascolin, und wir haben gewiß keine Ursache, diese Reise an Bord von Standard-Island zu bedauern… was unser Freund Sebastian Zorn auch dazu sagen mag…
    – Mit seinen ewigen Lamentationen in Moll mit zehn
B
! setzt der unverbesserliche Pinchinat hinzu.
    – Freilich… und vor allem, wenn diese Fahrt ihr Ende erreicht, erwidert der Violoncellist, und wenn wir das Honorar für das letzte Vierteljahr in der Tasche haben…
    – O, unterbricht ihn Yvernes, drei hat uns die Compagnie seit der Abfahrt schon richtig ausgezahlt, und ich billige es gern, daß Frascolin, unser trefflicher Cassierer, die ganze Summe in der Bank von New-York hinterlegt hat!«
    Der »treffliche Cassierer« hat es in der That für gerathen erachtet, jenes Geld durch Vermittlung der Banquiers von Milliard-City in einer der zuverlässigsten Banken der Union zu deponieren. Das geschah nicht aus Mißtrauen, sondern einzig, weil ihm eine Bank auf festem Lande doch mehr Sicherheit zu bieten schien, als ein schwimmender Panzerschrank über einem Meere von gelegentlich fünf-bis sechstausend Meter Tiefe. wie eine solche im Stillen Ocean ziemlich häufig vorkommt.
    Im Laufe dieses Gesprächs. bei dem sich die Freunde an dem Wohlgeruch ihrer Cigarren und Pfeifen ergötzten, machte Yvernes auch noch folgende Bemerkung:
    »Die Hochzeitsfeierlichkeiten, liebe Freunde, versprechen wahrhaft glänzend zu werden. Unser Oberintendant spart weder Phantasie noch Mühe, das liegt auf der Hand. Es wird einen wahren Dollarregen geben und ich zweifle gar nicht daran, daß die Springbrunnen von Milliard-City dazu nur die feinsten Weine auswerfen werden. Wißt Ihr aber, was bei der ganzen Geschichte doch noch fehlt?
    – Vielleicht ein Wasserfall aus flüssigem Golde, der über diamantne Felsen herunterrauschte! ruft Pinchinat.
    – Nein, antwortet Yvernes. aber eine Cantate…
    – Eine Cantate?… wiederholt Frascolin.
    – Ja gewiß, sagt Yvernes. Es wird wohl Musik gemacht werden und wir spielen ja wohl auch die für die Gelegenheit passendsten Stücke aus unserm Repertoire… wenn es aber an einer Cantate fehlt, dem Hochzeitsgesange, dem Epithalamium zu Ehren der Neuvermählten…
    – Warum soll das fehlen? sagt Frascolin. Wenn Du Dich der Mühe unterziehen willst, »Herz« auf »Schmerz« und »Liebe« auf »Triebe« zu reimen und daraus ein Dutzend Verse von ungleicher Länge zu schmieden, so wird Sebastian Zorn, der sich als Componist ja schon ausgezeichnet hat, nichts mehr wünschen, als Deinen poetischen Erguß in Musik zu setzen…
    – Eine ausgezeichnete Idee! ruft Pinchinat begeistert. Das ist doch Wasser

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