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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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ist.
    Der Maschinist setzt die Dynamos in Thätigkeit, und vom Ebbestrome unterstützt, gleitet die Schaluppe in größter Schnelligkeit die Rewa hinab.
    Um sechs Uhr wird die Westspitze des Deltas umschifft, eine halbe Stunde später trifft man im Steuerbordhafen ein.
    Binnen einer Viertelstunde haben Frascolin und seine beiden Kameraden unter Benützung eines Tramwagens das Stadthaus von Milliard-City erreicht.
    Cyrus Bikerstaff begiebt sich, sobald er von dem Geschehenen Kenntniß genommen hatte, sofort nach Suva und ersucht den Generalgouverneur des Archipels um eine Besprechung, die ihm ohne Zögern bewilligt wird.
    Als der Vertreter der Königin erfährt, was sich in Tampoo zugetragen hat, verhehlt er nicht, daß es sich um einen ernsten Fall handelt. Jener Franzose im Innern der Insel in den Händen eines Stammes, der sich jeder Botmäßigkeit entzieht….
    »Leider können wir vor morgen gar nichts in der Sache thun, fügt er hinzu, der Ebbe in der Rewa entgegen, vermöchten unsre Boote gar nicht aufzukommen. Uebrigens ist es unumgänglich nothwendig, in Tampoo, gleich mit größrer Macht aufzutreten, und am sichersten wäre es vielleicht, unmittelbar durch den Wald vorzudringen…
    – Gleichviel, antwortet Cyrus Bikerstaff, doch nicht morgen, sondern heute, sofort muß dahin aufgebrochen werden!
    – Dazu steht mir die nöthige Mannschaft nicht schnell genug zur Verfügung, erwidert der Gouverneur.
    – Die haben wir zur Hand, mein Herr! erklärt Cyrus Bikerstaff. Veranlassen Sie nur, daß sich Ihre Milizsoldaten unsern Leuten anschließen, und unter der Führung eines Ihrer Officiere, die das Land jedenfalls genau kennen…
    – Verzeihen Sie, mein Herr, unterbricht ihn Seine Excellenz trocknen Tones, ich bin nicht gewöhnt, daß man mir…
    – Verzeihen Sie auch mir, fällt ihm Cyrus Bikerstaff ins Wort, ich sage Ihnen aber, daß, wenn Sie nicht augenblicklich vorgehen, wenn unser Freund, unser Gast nicht heil und gesund zurückkehrt, die Verantwortlichkeit dafür auf Sie fällt und…
    – Und?… fragt der Gouverneur hochmüthig.
    – Die Batterien Standard-Islands werden Suva, Ihre Hauptstadt, mit allen fremden Besitzungen, gleichviel, ob das englische oder deutsche sind, in Grund und Boden schießen!«
    Dieses Ultimatum läßt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig, und es gilt nur, sich ihm zu fügen. Die wenigen Kanonen der Insel vermöchten gegen die Batterien von Standard-Island doch nichts auszurichten. Der Gouverneur giebt also klein bei, es wäre aber gewiß lobenswerther gewesen, wenn er sich, schon aus Rücksichten der Menschlichkeit, gleich von Anfang an gegen das Ansinnen Bikerstaff’s nicht ablehnend verhalten hätte.
    Eine halbe Stunde später landen hundert Mann, Seeleute und Milizen, in Suva unter dem Befehl des Commodore Simcoë, der die Operation persönlich zu leiten wünschte. Der Oberintendant, Sebastian Zorn, Yvernes und Frascolin befinden sich an seiner Seite. Eine Abtheilung Gendarmerie von Viti-Levu schließt sich ihnen an.
    Unter Führung des Lootsen, der die schwer zugänglichen Theile des Inselinnern genau kennt, dringt man gleich von Anfang an durch den halben Urwald vor, um schnellen Schrittes und auf kürzestem Wege Tampoo so bald wie möglich zu erreichen.
    Es macht sich nicht nöthig, bis zum Dorfe selbst zu marschieren. Eine Stande nach Mitternacht erhält die Colonne Befehl zu halten.
    Aus der Tiefe eines fast undurchdringlichen Dickichts leuchtet ein Feuerschein auf. Hier haben sich offenbar die Bewohner von Tampoo versammelt, denn ihr Dorf liegt nur eine halbe Wegstunde weiter im Osten.
    Der Commodore Simcoë, der Lootse, Calistus Munbar und die drei Pariser dringen noch etwas weiter vor.
    Nach kaum hundert Schritten bleiben sie unbeweglich stehen.
    Vor einem helllodernden Feuer und umgeben von einer lärmenden Menge von Männern und Frauen, sehen sie Pinchinat halbnackt an einen Baum gebunden, schon schreitet der Häuptling des Stammes mit erhobner Keule auf ihn zu…
    »Vorwärts… vorwärts!« commandiert Simcoë seine Leute.
    Die Eingebornen, die sich urplötzlich dem Gewehrfeuer und furchtbaren Kolbenschlägen ausgesetzt sehen, erstarren vor Schrecken. In einem Augenblicke ist der Platz geleert und die ganze Bande im Walde verstreut.
     

    Vergeblich riefen sie den Namen Pinchinat’s aus. (S. 324.)
     
    Von dem Baume losgebunden, fällt Pinchinat seinem Freunde Frascolin in die Arme.
    Wer vermöchte sie zu malen, die Freude dieser Kunstler, dieser

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