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Die Propeller-Insel

Die Propeller-Insel

Titel: Die Propeller-Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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widmet sich, freilich unter großen Schwierigkeiten, mit Leib und Seele der katholischen Propaganda, denn er hat mit einem wesleyanischen Pastor zu kämpfen, der ihm in der Nachbarschaft sehr fühlbare Concurrenz macht. Im ganzen ist er jedoch mit den erzielten Erfolgen zufrieden, wenn er auch zugiebt, viel Mühe zu haben, seine Gläubigen von der Vorliebe für »Bukalo«, d. i. Menschenfleisch, abzubringen.
    »Und wenn Sie noch weiter ins Land hineinkommen, meine Herren, setzt er hinzu, so seien Sie klug und weise und nehmen sich hübsch in Acht!
    – Da hörst Du’s, Pinchinat!« sagt Sebastian Zorn.
    Kurz bevor der Mittags-Angelus vom Thurme der kleinen Kirche tönt, geht es wieder fort. Unterwegs kreuzt das Boot mehrere Piroguen mit Auslegern, deren Plattform mit Bananen beladen ist. Diese bilden die landläufige Münze, die auch der Steuererheber von den Leuten an Zahlungsstatt annimmt. Die Ufer sind überall mit Lorbeerbäumen, Akazien, Citronenbäumen und blutroth blühenden Cacteen eingerahmt. Darüber strecken die Bananen und Cocospalmen ihre langen, mit Blüthenkolben beschwerten Aeste und Wedel hinaus, und diese grünen Massen ziehen sich bis nach den dahinter gelegnen Bergen hin, die der Steilgipfel des Mbugge-Levu überragt.
    Zwischen dem dichten Gehölz erheben sich einzelne, zu der wilden Natur des Landes gar nicht passende europäische Fabriksanlagen, Zuckerfabriken, die mit den neuesten Maschinen ausgerüstet sind, und deren Erzeugnisse, sagt ein Reisender, Verschnur, »den Vergleich mit dem Zucker der Antillen und andrer Colonien nicht zu scheuen brauchen«.
    Gegen ein Uhr gelangt das Boot an das Ziel seiner Fahrt auf der Rewa. Nach zwei Stunden muß die Ebbe wieder einsetzen, die man zur Rückfahrt auf dem Strome benützen will. Zurück geht es dann sehr schnell, denn die Strömung wird eine sehr lebhafte. Die Ausflügler dürfen hoffen, vor zehn Uhr abends im Steuerbordhafen wieder eingetroffen zu sein.
    An dieser Stelle verfügt man also über einige Zeit, die kaum besser zu verwenden ist, als zu einem Besuche des Dorfes Tampoo, dessen erste Hütten in der Entfernung von einer halben Meile hervorlugen. Der Maschinist und die beiden Matrosen sollen zur Bewachung der Schaluppe zurückbleiben, während der Lootse seine Passagiere bis nach dem Dorfe »lootst«, wo sich die alten Sitten und Gebräuche in aller Reinheit erhalten haben. In diesem Theile der Insel war bisher jede Liebesmüh der Missionäre verloren. Hier herrschen noch die Wundermänner, hier pflegt man noch die Hexereien, die den etwas complicierten Namen »Vaka-Ndranni-Kan-Tacka« (d. h. die Beschwörung durch Baumblätter) haben. Man verehrt hier die Katoavus, Götter, deren Existenz keinen Anfang und kein Ende hat und die keine ihnen geweihten Opfer verschmähen. Leider ist der Generalgouverneur ganz außer Stande, diese Opfer zu verhindern oder auch nur zu bestrafen.
    Vielleicht wär’ es klüger gewesen, sich nicht unter diese verdächtigen Stämme zu wagen. Unsre Künstler, die nun einmal so neugierig wie die Pariser überhaupt sind, bestehen aber darauf und der Lootse erklärt sich zu ihrer Begleitung bereit, doch unter der Warnung, sich niemals von einander zu entfernen.
    Beim Betreten Tampoos, das aus etwa hundert Strohhütten bestehen mag, sieht man zunächst Frauen… wirkliche Wilde. Sie tragen nur einen einfachen Schurz um die Lenden und scheinen gar nicht erstaunt, Fremde zu erblicken, denn sie unterbrechen ihre Arbeit nicht im geringsten. An derartige Besuche sind sie gewöhnt, seit der Archipel unter britischer Schutzherrschaft steht.
     

    Mit Bananen beladne Piroguen. (S. 319.)
     
    Die Frauen sind mit der Zubereitung von Curcuma, einer Art Wurzeln, beschäftigt, die man in großen, mit Grashalmen und Bananenblättern ausgelegten Gruben aufbewahrt. Daraus hervorgeholt, werden sie geröstet, zerrieben und in mit Farrnwedeln ausgefütterten Körben gepreßt. Der dadurch gewonnene Saft wird dann in Bambusstengel gefüllt. Dieser Saft dient gleichzeitig als Nahrung und als Pomade und wird zu beiden Zwecken in großer Menge verwendet.
     

    Der Zauberer stand an seine Thüre gelehnt. (S. 323.)
     
    Die kleine Gesellschaft geht in das Dorf hinein. Die Eingebornen bekümmern sich gar nicht um sie und bieten den Besuchern weder einen Gruß, noch laden sie sie in ihre Wohnungen ein. Der äußre Anblick der Hütten ist auch keineswegs verlockend. Bei dem daraus hervordringenden Geruch, worin der von ranzig gewordenem Cocosöl

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